ich an sie iezt gar nicht mehr schreibe) sondern Sie müsten das tun. Und was hilft er zulezt? Andre Leute glauben dem schlechten Mensch doch. Ich wolte, Sie liessen die Leute reden was sie wolten; zulezt hören sie von selbst [auf]. Wer denkt iezt mer an die Schimpfworte, die die Riesin über Sie ausgesprengt hat? Sie sind nun längst vergessen.5 Und so wird es auch hier gehen. -- In Helmbrechts liegt ein blau- eingebundnes Schreibbuch von mir mit dem Titel: Verschiedenes aus den neuesten Schriften. Zwölfter Band. -- Ich gab es der Elrodin zu lesen; fordern Sie es zurük; vergessen Sie es ia nicht. --[121] Ich wünsche Ihnen glükliche Feiertage und bin10
[Spaltenumbruch]Leipzig den 20 Dez. 17[83.][Spaltenumbruch]Ihr gh. Sohn J. P. F. Richter
67. An Christian Felix Weiße in Leipzig.
[Kopie][Leipzig, 26. Februar 1784]
Da ein Brief Ihre wichtigern oder angen[emern] Beschäftigungen15 wenigstens nicht solange unterbricht als ein Besuch: so wähle ich den verzeihlichern Feler. Aber ich falle vielleicht in einen ungleich un- verzeihlichern, wenn ich Sie um die Lesung der hier folgenden Satire zu bitten wage, die wenigstens durch ihre Bogenzal iene Unter- brechung so sehr verlängern mus. Doch ist sie vielleicht eine Probe20 von meinem Bestreben, die Irwege, die mir neulich Ihre Kritik mit so vieler Liebe zeigte, zu verlassen. Möchten Sie nach dieser Ver- sicherung sich nicht mer durch das Andenken des vorigen Aufsazes von der Lesung des gegenwärtigen abschrekken lassen! -- Ich beschliesse dies alles mit einer neuen Bitte an Sie: nämlich zu entscheiden, ob ein25 Bändgen solcher und noch ein wenig besserer Satiren unter dem Ver- lage Ihres Freundes oder ob dess[elben] würdig sei. Es tut diese Bitte der, dem Bekantschaft, Jare, Unterstüzung, äusserlicher Gehalt und Alles felen und der mit der etc.
68. An Pfarrer Vogel in Rehau.30
[Leipzig, 12. März 1784]
Hocherwürdiger und hochgelerter Herr, Hochzuvererender Herr Pfarrer! Von den Todten wiederauferstandner Freund!
Was für ungerechte Anlässe lieh ich nicht zeither Ihrem langen35 Stilschweigen vor und nach meinem lezten Briefe! Bald lies ich es aus
8 Jean Paul Briefe. I.
ich an ſie iezt gar nicht mehr ſchreibe) ſondern Sie müſten das tun. Und was hilft er zulezt? Andre Leute glauben dem ſchlechten Menſch doch. Ich wolte, Sie lieſſen die Leute reden was ſie wolten; zulezt hören ſie von ſelbſt [auf]. Wer denkt iezt mer an die Schimpfworte, die die Rieſin über Sie ausgeſprengt hat? Sie ſind nun längſt vergeſſen.5 Und ſo wird es auch hier gehen. — In Helmbrechts liegt ein blau- eingebundnes Schreibbuch von mir mit dem Titel: Verſchiedenes aus den neueſten Schriften. Zwölfter Band. — Ich gab es der Elrodin zu leſen; fordern Sie es zurük; vergeſſen Sie es ia nicht. —[121] Ich wünſche Ihnen glükliche Feiertage und bin10
[Spaltenumbruch]Leipzig den 20 Dez. 17[83.][Spaltenumbruch]Ihr gh. Sohn J. P. F. Richter
67. An Chriſtian Felix Weiße in Leipzig.
[Kopie][Leipzig, 26. Februar 1784]
Da ein Brief Ihre wichtigern oder angen[emern] Beſchäftigungen15 wenigſtens nicht ſolange unterbricht als ein Beſuch: ſo wähle ich den verzeihlichern Feler. Aber ich falle vielleicht in einen ungleich un- verzeihlichern, wenn ich Sie um die Leſung der hier folgenden Satire zu bitten wage, die wenigſtens durch ihre Bogenzal iene Unter- brechung ſo ſehr verlängern mus. Doch iſt ſie vielleicht eine Probe20 von meinem Beſtreben, die Irwege, die mir neulich Ihre Kritik mit ſo vieler Liebe zeigte, zu verlaſſen. Möchten Sie nach dieſer Ver- ſicherung ſich nicht mer durch das Andenken des vorigen Aufſazes von der Leſung des gegenwärtigen abſchrekken laſſen! — Ich beſchlieſſe dies alles mit einer neuen Bitte an Sie: nämlich zu entſcheiden, ob ein25 Bändgen ſolcher und noch ein wenig beſſerer Satiren unter dem Ver- lage Ihres Freundes oder ob deſſ[elben] würdig ſei. Es tut dieſe Bitte der, dem Bekantſchaft, Jare, Unterſtüzung, äuſſerlicher Gehalt und Alles felen und der mit der ꝛc.
68. An Pfarrer Vogel in Rehau.30
[Leipzig, 12. März 1784]
Hocherwürdiger und hochgelerter Herr, Hochzuvererender Herr Pfarrer! Von den Todten wiederauferſtandner Freund!
Was für ungerechte Anläſſe lieh ich nicht zeither Ihrem langen35 Stilſchweigen vor und nach meinem lezten Briefe! Bald lies ich es aus
8 Jean Paul Briefe. I.
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><pbfacs="#f0137"n="113"/><p>ich an ſie iezt gar nicht mehr ſchreibe) ſondern Sie müſten das tun.<lb/>
Und was hilft er zulezt? Andre Leute glauben dem ſchlechten Menſch<lb/>
doch. Ich wolte, Sie lieſſen die Leute reden was ſie wolten; zulezt<lb/>
hören ſie von ſelbſt <metamark>[</metamark>auf<metamark>]</metamark>. Wer denkt iezt mer an die Schimpfworte, die<lb/>
die Rieſin über Sie ausgeſprengt hat? Sie ſind nun längſt vergeſſen.<lbn="5"/>
Und ſo wird es auch hier gehen. — In Helmbrechts liegt ein blau-<lb/>
eingebundnes Schreibbuch von mir mit dem Titel: <hirendition="#g">Verſchiedenes<lb/>
aus den neueſten Schriften. Zwölfter Band.</hi>— Ich gab es der<lb/>
Elrodin zu leſen; fordern Sie es zurük; vergeſſen Sie es ia nicht. —<noteplace="right"><reftarget="1922_Bd#_121">[121]</ref></note><lb/>
Ich wünſche Ihnen glükliche Feiertage und bin<lbn="10"/></p><closer><salute><cb/><date><hirendition="#left">Leipzig den 20 Dez.<lb/>
17<metamark>[</metamark>83.<metamark>]</metamark></hi></date><cb/><hirendition="#right">Ihr gh. Sohn<lb/>
J. P. F. Richter</hi></salute></closer></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>67. An <hirendition="#g">Chriſtian Felix Weiße in Leipzig.</hi></head><lb/><notetype="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note><dateline><hirendition="#right"><metamark>[</metamark>Leipzig, 26. Februar 1784<metamark>]</metamark></hi></dateline><lb/><p>Da ein Brief Ihre wichtigern oder angen<metamark>[</metamark>emern<metamark>]</metamark> Beſchäftigungen<lbn="15"/>
wenigſtens nicht ſolange unterbricht als ein Beſuch: ſo wähle ich den<lb/>
verzeihlichern Feler. Aber ich falle vielleicht in einen ungleich un-<lb/>
verzeihlichern, wenn ich Sie um die Leſung der hier folgenden Satire<lb/>
zu bitten wage, die wenigſtens durch ihre Bogenzal iene Unter-<lb/>
brechung ſo ſehr verlängern mus. Doch iſt ſie vielleicht eine Probe<lbn="20"/>
von meinem Beſtreben, die Irwege, die mir neulich Ihre Kritik mit<lb/>ſo vieler Liebe zeigte, zu verlaſſen. Möchten Sie nach dieſer Ver-<lb/>ſicherung ſich nicht mer durch das Andenken des vorigen Aufſazes von<lb/>
der Leſung des gegenwärtigen abſchrekken laſſen! — Ich beſchlieſſe dies<lb/>
alles mit einer neuen Bitte an Sie: nämlich zu entſcheiden, ob ein<lbn="25"/>
Bändgen ſolcher und noch ein wenig beſſerer Satiren unter dem Ver-<lb/>
lage Ihres Freundes oder ob deſſ<metamark>[</metamark>elben<metamark>]</metamark> würdig ſei. Es tut dieſe Bitte<lb/>
der, dem Bekantſchaft, Jare, Unterſtüzung, äuſſerlicher Gehalt und<lb/>
Alles felen und der mit der ꝛc.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>68. An <hirendition="#g">Pfarrer Vogel in Rehau.</hi><lbn="30"/></head><dateline><hirendition="#right"><metamark>[</metamark>Leipzig, 12. März 1784<metamark>]</metamark></hi></dateline><lb/><opener><salute><hirendition="#et">Hocherwürdiger und hochgelerter Herr,<lb/>
Hochzuvererender Herr Pfarrer!<lb/>
Von den Todten wiederauferſtandner Freund!</hi></salute></opener><lb/><p>Was für ungerechte Anläſſe lieh ich nicht zeither Ihrem langen<lbn="35"/>
Stilſchweigen vor und nach meinem lezten Briefe! Bald lies ich es aus<lb/><fwplace="bottom"type="sig">8 Jean Paul Briefe. <hirendition="#aq">I.</hi></fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[113/0137]
ich an ſie iezt gar nicht mehr ſchreibe) ſondern Sie müſten das tun.
Und was hilft er zulezt? Andre Leute glauben dem ſchlechten Menſch
doch. Ich wolte, Sie lieſſen die Leute reden was ſie wolten; zulezt
hören ſie von ſelbſt [auf]. Wer denkt iezt mer an die Schimpfworte, die
die Rieſin über Sie ausgeſprengt hat? Sie ſind nun längſt vergeſſen. 5
Und ſo wird es auch hier gehen. — In Helmbrechts liegt ein blau-
eingebundnes Schreibbuch von mir mit dem Titel: Verſchiedenes
aus den neueſten Schriften. Zwölfter Band. — Ich gab es der
Elrodin zu leſen; fordern Sie es zurük; vergeſſen Sie es ia nicht. —
Ich wünſche Ihnen glükliche Feiertage und bin 10
[121]
Leipzig den 20 Dez.
17[83.]
Ihr gh. Sohn
J. P. F. Richter
67. An Chriſtian Felix Weiße in Leipzig.
[Leipzig, 26. Februar 1784]
Da ein Brief Ihre wichtigern oder angen[emern] Beſchäftigungen 15
wenigſtens nicht ſolange unterbricht als ein Beſuch: ſo wähle ich den
verzeihlichern Feler. Aber ich falle vielleicht in einen ungleich un-
verzeihlichern, wenn ich Sie um die Leſung der hier folgenden Satire
zu bitten wage, die wenigſtens durch ihre Bogenzal iene Unter-
brechung ſo ſehr verlängern mus. Doch iſt ſie vielleicht eine Probe 20
von meinem Beſtreben, die Irwege, die mir neulich Ihre Kritik mit
ſo vieler Liebe zeigte, zu verlaſſen. Möchten Sie nach dieſer Ver-
ſicherung ſich nicht mer durch das Andenken des vorigen Aufſazes von
der Leſung des gegenwärtigen abſchrekken laſſen! — Ich beſchlieſſe dies
alles mit einer neuen Bitte an Sie: nämlich zu entſcheiden, ob ein 25
Bändgen ſolcher und noch ein wenig beſſerer Satiren unter dem Ver-
lage Ihres Freundes oder ob deſſ[elben] würdig ſei. Es tut dieſe Bitte
der, dem Bekantſchaft, Jare, Unterſtüzung, äuſſerlicher Gehalt und
Alles felen und der mit der ꝛc.
68. An Pfarrer Vogel in Rehau. 30
[Leipzig, 12. März 1784]
Hocherwürdiger und hochgelerter Herr,
Hochzuvererender Herr Pfarrer!
Von den Todten wiederauferſtandner Freund!
Was für ungerechte Anläſſe lieh ich nicht zeither Ihrem langen 35
Stilſchweigen vor und nach meinem lezten Briefe! Bald lies ich es aus
8 Jean Paul Briefe. I.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/137>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.