nung nur ein Mahl stellen mag wie seine Ta¬ schenuhr? Noch weniger sind tausendjährige Völker umzuschaffen, wie mit einem Winke.
Erst die Volksthumskunde kann Fragen be¬ antworten, und Räthsel lösen, die jeder bloßen Staatengeschichte zu schwer geblieben sind. Schei¬ nen die, Proben hier zu sehr unter einander ge¬ worfen, so kommts aus der Menge treffender Beispiele, daß die Wahl unter den allertreffend¬ sten schwankt.
1) Warum hat kein Nebucadnezar, Alex¬ ander, Attila, Dschingis, und Tamerlan blei¬ bende Reiche gegründet, wie S. P. Q. R?
2) Warum sind durch die Umwälzungen des Morgenlands keine dauernde Völker ent¬ standen? Jst dort etwas Anderes geworden, als große Völkermange; Statthaltereien und Landpflegen, Staatshaltereien und Landplagen?
3) Friedrich den Einzigen lassen seine Tadler und Gegner, die Feuerbrander sogar (die Staaten für Treffen zu halten scheinen, die ausgebraunt werden müssen), selbst des neuen Leviathans allverschlingender Rachen, für einen Großgeist gelten. Warum verewigte sich nicht
B
nung nur ein Mahl ſtellen mag wie ſeine Ta¬ ſchenuhr? Noch weniger ſind tauſendjährige Völker umzuſchaffen, wie mit einem Winke.
Erſt die Volksthumskunde kann Fragen be¬ antworten, und Räthſel löſen, die jeder bloßen Staatengeſchichte zu ſchwer geblieben ſind. Schei¬ nen die, Proben hier zu ſehr unter einander ge¬ worfen, ſo kommts aus der Menge treffender Beiſpiele, daß die Wahl unter den allertreffend¬ ſten ſchwankt.
1) Warum hat kein Nebucadnezar, Alex¬ ander, Attila, Dſchingis, und Tamerlan blei¬ bende Reiche gegründet, wie S. P. Q. R?
2) Warum ſind durch die Umwälzungen des Morgenlands keine dauernde Völker ent¬ ſtanden? Jſt dort etwas Anderes geworden, als große Völkermange; Statthaltereien und Landpflegen, Staatshaltereien und Landplagen?
3) Friedrich den Einzigen laſſen ſeine Tadler und Gegner, die Feuerbrander ſogar (die Staaten für Treffen zu halten ſcheinen, die ausgebraunt werden müſſen), ſelbſt des neuen Leviathans allverſchlingender Rachen, für einen Großgeiſt gelten. Warum verewigte ſich nicht
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nung nur ein Mahl ſtellen mag wie ſeine Ta¬
ſchenuhr? Noch weniger ſind tauſendjährige
Völker umzuſchaffen, wie mit einem Winke.
Erſt die Volksthumskunde kann Fragen be¬
antworten, und Räthſel löſen, die jeder bloßen
Staatengeſchichte zu ſchwer geblieben ſind. Schei¬
nen die, Proben hier zu ſehr unter einander ge¬
worfen, ſo kommts aus der Menge treffender
Beiſpiele, daß die Wahl unter den allertreffend¬
ſten ſchwankt.
1) Warum hat kein Nebucadnezar, Alex¬
ander, Attila, Dſchingis, und Tamerlan blei¬
bende Reiche gegründet, wie S. P. Q. R?
2) Warum ſind durch die Umwälzungen
des Morgenlands keine dauernde Völker ent¬
ſtanden? Jſt dort etwas Anderes geworden,
als große Völkermange; Statthaltereien und
Landpflegen, Staatshaltereien und Landplagen?
3) Friedrich den Einzigen laſſen ſeine
Tadler und Gegner, die Feuerbrander ſogar
(die Staaten für Treffen zu halten ſcheinen, die
ausgebraunt werden müſſen), ſelbſt des neuen
Leviathans allverſchlingender Rachen, für einen
Großgeiſt gelten. Warum verewigte ſich nicht
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/47>, abgerufen am 27.11.2024.
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