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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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viel Noth ist jedem Menschen zu wünschen, als
er siegreich durchkämpfen kann; so viel Unglück,
als er mit hochsinniger Selbstkraft erträgt; so
viel Leiden, als erfordert werden sich ganz ver¬
stehn zu lernen. Aber aus Erfahrungen und
Erlebnissen im grollenden Herzen, bei dem Feuer
versagter Wünsche Gifte kochen, und sie als Le¬
bensweisheit an Nachdenkenslose anbringen, ist
entmenschte Verteufelung. Unbefestigte Gemü¬
ther zweifelmüthig machen wird eine Knechtrup¬
rechtskunst, die sich an unschuldigen Kindern
versucht. Aufrichten muß die Stärke, nicht nie¬
derwerfen. Witzpfeile dürfen nicht in Lebens¬
überdruß getaucht werden, Stachelworte nicht
am Sorgenstein gewetzt. Es ist eine Menschen¬
verderberslust, durch Mundwerk und Schrift
eine stumme Hörer- und Lesermenge Nachgläu¬
biger zu versammeln. Der Leichtschwindelnde
lässet sich gern über Stege leiten, auch auf dem
Lebenspfade reicht man gern die Hand hin zum
Sichführenlassen, nur muß man sicher sein, daß
sie nicht jämmerlich zerdrückt wird. Leider brin¬
gen Schicksale und Erlebnisse auch sogar den
Verschlossensten dahin, daß er sein Herz vom

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viel Noth iſt jedem Menſchen zu wünſchen, als
er ſiegreich durchkämpfen kann; ſo viel Unglück,
als er mit hochſinniger Selbſtkraft erträgt; ſo
viel Leiden, als erfordert werden ſich ganz ver¬
ſtehn zu lernen. Aber aus Erfahrungen und
Erlebniſſen im grollenden Herzen, bei dem Feuer
verſagter Wünſche Gifte kochen, und ſie als Le¬
bensweisheit an Nachdenkensloſe anbringen, iſt
entmenſchte Verteufelung. Unbefeſtigte Gemü¬
ther zweifelmüthig machen wird eine Knechtrup¬
rechtskunſt, die ſich an unſchuldigen Kindern
verſucht. Aufrichten muß die Stärke, nicht nie¬
derwerfen. Witzpfeile dürfen nicht in Lebens¬
überdruß getaucht werden, Stachelworte nicht
am Sorgenſtein gewetzt. Es iſt eine Menſchen¬
verderbersluſt, durch Mundwerk und Schrift
eine ſtumme Hörer- und Leſermenge Nachgläu¬
biger zu verſammeln. Der Leichtſchwindelnde
läſſet ſich gern über Stege leiten, auch auf dem
Lebenspfade reicht man gern die Hand hin zum
Sichführenlaſſen, nur muß man ſicher ſein, daß
ſie nicht jämmerlich zerdrückt wird. Leider brin¬
gen Schickſale und Erlebniſſe auch ſogar den
Verſchloſſenſten dahin, daß er ſein Herz vom

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[417/0447] 417 viel Noth iſt jedem Menſchen zu wünſchen, als er ſiegreich durchkämpfen kann; ſo viel Unglück, als er mit hochſinniger Selbſtkraft erträgt; ſo viel Leiden, als erfordert werden ſich ganz ver¬ ſtehn zu lernen. Aber aus Erfahrungen und Erlebniſſen im grollenden Herzen, bei dem Feuer verſagter Wünſche Gifte kochen, und ſie als Le¬ bensweisheit an Nachdenkensloſe anbringen, iſt entmenſchte Verteufelung. Unbefeſtigte Gemü¬ ther zweifelmüthig machen wird eine Knechtrup¬ rechtskunſt, die ſich an unſchuldigen Kindern verſucht. Aufrichten muß die Stärke, nicht nie¬ derwerfen. Witzpfeile dürfen nicht in Lebens¬ überdruß getaucht werden, Stachelworte nicht am Sorgenſtein gewetzt. Es iſt eine Menſchen¬ verderbersluſt, durch Mundwerk und Schrift eine ſtumme Hörer- und Leſermenge Nachgläu¬ biger zu verſammeln. Der Leichtſchwindelnde läſſet ſich gern über Stege leiten, auch auf dem Lebenspfade reicht man gern die Hand hin zum Sichführenlaſſen, nur muß man ſicher ſein, daß ſie nicht jämmerlich zerdrückt wird. Leider brin¬ gen Schickſale und Erlebniſſe auch ſogar den Verſchloſſenſten dahin, daß er ſein Herz vom D d

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/447>, abgerufen am 22.11.2024.