Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

schon im Großen und Allgemeinen gegenüber?
Nur Bruchstücke, höchstens wohlgerathene Ver¬
suche eines vollständigen Bücherwesens haben
wir. Denn was kann Volks-Bücherwesen an¬
ders heißen als: "ein Vorrath von Werken, die
"sich zu einer Art von System unter einander
"vervollständigen, worin eine Nation die hervor¬
"stechendsten Anschauungen ihrer Welt, ihres
"Lebens niedergelegt findet, die sich ihr für jede
"Neigung ihrer Phantasie, für jedes geistige
"Bedürfniß so befriedigend bewährt haben, daß
"sie nach Menschenaltern, nach Jahrhunderten
"mit immer neuer Liebe zu ihnen zurückkehrt."
(A. W. Schlegel in der Zeitschrift Europa II.
1stes Heft. I.) Man müßte denn so duldsam
und entvolksthümlicht sich hingelesen haben, daß
Makulatur und Literatur ein und dasselbe be¬
deuten.

3. Volksfaßlichkeit.

Alle große wichtige Weltbücher sind volks¬
faßlich, die Bücher der Hörsäle strotzen voll

Schul¬

ſchon im Großen und Allgemeinen gegenüber?
Nur Bruchſtücke, höchſtens wohlgerathene Ver¬
ſuche eines vollſtändigen Bücherweſens haben
wir. Denn was kann Volks-Bücherweſen an¬
ders heißen als: „ein Vorrath von Werken, die
„ſich zu einer Art von Syſtem unter einander
„vervollſtändigen, worin eine Nation die hervor¬
„ſtechendſten Anſchauungen ihrer Welt, ihres
„Lebens niedergelegt findet, die ſich ihr für jede
„Neigung ihrer Phantaſie, für jedes geiſtige
„Bedürfniß ſo befriedigend bewährt haben, daß
„ſie nach Menſchenaltern, nach Jahrhunderten
„mit immer neuer Liebe zu ihnen zurückkehrt.“
(A. W. Schlegel in der Zeitſchrift Europa II.
1ſtes Heft. I.) Man müßte denn ſo duldſam
und entvolksthümlicht ſich hingeleſen haben, daß
Makulatur und Literatur ein und daſſelbe be¬
deuten.

3. Volksfaßlichkeit.

Alle große wichtige Weltbücher ſind volks¬
faßlich, die Bücher der Hörſäle ſtrotzen voll

Schul¬
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0414" n="384"/><fw type="pageNum" place="top">384<lb/></fw>&#x017F;chon im Großen und Allgemeinen gegenüber?<lb/>
Nur Bruch&#x017F;tücke, höch&#x017F;tens wohlgerathene Ver¬<lb/>
&#x017F;uche eines voll&#x017F;tändigen Bücherwe&#x017F;ens haben<lb/>
wir. Denn was kann Volks-Bücherwe&#x017F;en an¬<lb/>
ders heißen als: &#x201E;ein Vorrath von Werken, die<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich zu einer Art von Sy&#x017F;tem unter einander<lb/>
&#x201E;vervoll&#x017F;tändigen, worin eine Nation die hervor¬<lb/>
&#x201E;&#x017F;techend&#x017F;ten An&#x017F;chauungen ihrer Welt, ihres<lb/>
&#x201E;Lebens niedergelegt findet, die &#x017F;ich ihr für jede<lb/>
&#x201E;Neigung ihrer Phanta&#x017F;ie, für jedes gei&#x017F;tige<lb/>
&#x201E;Bedürfniß &#x017F;o befriedigend bewährt haben, daß<lb/>
&#x201E;&#x017F;ie nach Men&#x017F;chenaltern, nach Jahrhunderten<lb/>
&#x201E;mit immer neuer Liebe zu ihnen zurückkehrt.&#x201C;<lb/>
(A. W. Schlegel in der Zeit&#x017F;chrift Europa <hi rendition="#aq">II</hi>.<lb/>
1&#x017F;tes Heft. <hi rendition="#aq">I</hi>.) Man müßte denn &#x017F;o duld&#x017F;am<lb/>
und entvolksthümlicht &#x017F;ich hingele&#x017F;en haben, daß<lb/>
Makulatur und Literatur ein und da&#x017F;&#x017F;elbe be¬<lb/>
deuten.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>3. <hi rendition="#g">Volksfaßlichkeit.</hi><lb/></head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Alle große wichtige Weltbücher &#x017F;ind volks¬<lb/>
faßlich, die Bücher der Hör&#x017F;äle &#x017F;trotzen voll<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schul¬<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[384/0414] 384 ſchon im Großen und Allgemeinen gegenüber? Nur Bruchſtücke, höchſtens wohlgerathene Ver¬ ſuche eines vollſtändigen Bücherweſens haben wir. Denn was kann Volks-Bücherweſen an¬ ders heißen als: „ein Vorrath von Werken, die „ſich zu einer Art von Syſtem unter einander „vervollſtändigen, worin eine Nation die hervor¬ „ſtechendſten Anſchauungen ihrer Welt, ihres „Lebens niedergelegt findet, die ſich ihr für jede „Neigung ihrer Phantaſie, für jedes geiſtige „Bedürfniß ſo befriedigend bewährt haben, daß „ſie nach Menſchenaltern, nach Jahrhunderten „mit immer neuer Liebe zu ihnen zurückkehrt.“ (A. W. Schlegel in der Zeitſchrift Europa II. 1ſtes Heft. I.) Man müßte denn ſo duldſam und entvolksthümlicht ſich hingeleſen haben, daß Makulatur und Literatur ein und daſſelbe be¬ deuten. 3. Volksfaßlichkeit. Alle große wichtige Weltbücher ſind volks¬ faßlich, die Bücher der Hörſäle ſtrotzen voll Schul¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/414
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/414>, abgerufen am 25.11.2024.