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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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durch öffentliches Zumundereden der hohen
Ohnnamigkeit jener Wissenden entgangen?

d) Deutsche Namen.

Alle volksthümlich fortgelebte Völker hiel¬
ten viel auf einen guten Namen, nach verachte¬
ten Gegenständen nennt sich keiner gern. Jch
glaube nicht, daß es Deutsche Geschlechter, Esel
und Hundsfötter u. s. w. giebt! Hebräer, Grie¬
chen und Römer hatten bedeutungsvolle volks¬
thümliche Namen; und noch jetzt ist im Mor¬
genlande der Name kein leerer Schall. Auch
die Altdeutschen legten in Namen einen bedeu¬
tungsvollen Sinn; fremde Verstümmelungen,
Hebräische, Griechische, Lateinische und andere
Radbrechungen blieben als wahre Greuel ver¬
bannt. Noch immer wird bei uns, wie in vie¬
len andern Sprachen, guter Name für Ehre,
Ruhm und Ansehn genommen. "Nomen et
omen habet"
und "Vir nominis sui" sagten
die Römer, wir dem ähnlich: "Der Mann führt
den Namen mit der That." So wieder bei so
vielen Völkern Wortspiele auf Namen; in Eng¬
land von Shakespear bis Gilray; in Deutschland
von Alters hergebracht bis auf Schiller und Göthe.

durch öffentliches Zumundereden der hohen
Ohnnamigkeit jener Wiſſenden entgangen?

d) Deutſche Namen.

Alle volksthümlich fortgelebte Völker hiel¬
ten viel auf einen guten Namen, nach verachte¬
ten Gegenſtänden nennt ſich keiner gern. Jch
glaube nicht, daß es Deutſche Geſchlechter, Eſel
und Hundsfötter u. ſ. w. giebt! Hebräer, Grie¬
chen und Römer hatten bedeutungsvolle volks¬
thümliche Namen; und noch jetzt iſt im Mor¬
genlande der Name kein leerer Schall. Auch
die Altdeutſchen legten in Namen einen bedeu¬
tungsvollen Sinn; fremde Verſtümmelungen,
Hebräiſche, Griechiſche, Lateiniſche und andere
Radbrechungen blieben als wahre Greuel ver¬
bannt. Noch immer wird bei uns, wie in vie¬
len andern Sprachen, guter Name für Ehre,
Ruhm und Anſehn genommen. „Nomen et
omen habet“
und „Vir nominis sui“ ſagten
die Römer, wir dem ähnlich: „Der Mann führt
den Namen mit der That.“ So wieder bei ſo
vielen Völkern Wortſpiele auf Namen; in Eng¬
land von Shakeſpear bis Gilray; in Deutſchland
von Alters hergebracht bis auf Schiller und Göthe.

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[377/0407] 377 durch öffentliches Zumundereden der hohen Ohnnamigkeit jener Wiſſenden entgangen? d) Deutſche Namen. Alle volksthümlich fortgelebte Völker hiel¬ ten viel auf einen guten Namen, nach verachte¬ ten Gegenſtänden nennt ſich keiner gern. Jch glaube nicht, daß es Deutſche Geſchlechter, Eſel und Hundsfötter u. ſ. w. giebt! Hebräer, Grie¬ chen und Römer hatten bedeutungsvolle volks¬ thümliche Namen; und noch jetzt iſt im Mor¬ genlande der Name kein leerer Schall. Auch die Altdeutſchen legten in Namen einen bedeu¬ tungsvollen Sinn; fremde Verſtümmelungen, Hebräiſche, Griechiſche, Lateiniſche und andere Radbrechungen blieben als wahre Greuel ver¬ bannt. Noch immer wird bei uns, wie in vie¬ len andern Sprachen, guter Name für Ehre, Ruhm und Anſehn genommen. „Nomen et omen habet“ und „Vir nominis sui“ ſagten die Römer, wir dem ähnlich: „Der Mann führt den Namen mit der That.“ So wieder bei ſo vielen Völkern Wortſpiele auf Namen; in Eng¬ land von Shakeſpear bis Gilray; in Deutſchland von Alters hergebracht bis auf Schiller und Göthe.

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/407>, abgerufen am 22.11.2024.