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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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Volks gebraucht wurde, konnte keinem andern Volke
deswegen einfallen, daß es das erste von allen
Völkern, durch Sprache, Bücherwesen und Bil¬
dung sei. Es konnte die übrigen Völker nicht
"Viehe" nennen, denn das wurden sie erst, als
sie sich zu Affen und Papageyen verkünstelten,
ihre eigene Sprache aufgaben, und völkerstumm
fremde Mißtöne nachlallten. So bleibe man,
wenn es Dollmetschersprachen geben muß, bei
den beiden todten alten. So lange die Frie¬
densverträge Lateinisch niedergeschrieben wurden,
gab es weniger Meinfrieden. Es that den Ge¬
sandten keinen Schaden, daß zu ihrem Geschäfte
Latein erfordert wurde; und mithin ihnen der
Zugang zum Rathfragen und Rathseinhohlen
beim Alterthum offen stand. Ochsenstierna
vertheidigte als Student eine Lateinische noch
dazu theologische Streitschrift zu Wittenberg.
Jn Moser's patriotischem Archiv sind Lateini¬
sche Briefe von Gustav Adolph zu lesen.
Durch Kenntniß des Latein und der Kirchenge¬
schichte sind katholische Geistliche so große Staats¬
männer geworden: -- Wer kann sich rühmen,
Richelieu's und Talleyrand's Unternehmungen,
Planen oder Anschlägen entronnen zu seyn?

Volks gebraucht wurde, konnte keinem andern Volke
deswegen einfallen, daß es das erſte von allen
Völkern, durch Sprache, Bücherweſen und Bil¬
dung ſei. Es konnte die übrigen Völker nicht
„Viehe“ nennen, denn das wurden ſie erſt, als
ſie ſich zu Affen und Papageyen verkünſtelten,
ihre eigene Sprache aufgaben, und völkerſtumm
fremde Mißtöne nachlallten. So bleibe man,
wenn es Dollmetſcherſprachen geben muß, bei
den beiden todten alten. So lange die Frie¬
densverträge Lateiniſch niedergeſchrieben wurden,
gab es weniger Meinfrieden. Es that den Ge¬
ſandten keinen Schaden, daß zu ihrem Geſchäfte
Latein erfordert wurde; und mithin ihnen der
Zugang zum Rathfragen und Rathseinhohlen
beim Alterthum offen ſtand. Ochſenſtierna
vertheidigte als Student eine Lateiniſche noch
dazu theologiſche Streitſchrift zu Wittenberg.
Jn Moſer's patriotiſchem Archiv ſind Lateini¬
ſche Briefe von Guſtav Adolph zu leſen.
Durch Kenntniß des Latein und der Kirchenge¬
ſchichte ſind katholiſche Geiſtliche ſo große Staats¬
männer geworden: — Wer kann ſich rühmen,
Richelieu’s und Talleyrand’s Unternehmungen,
Planen oder Anſchlägen entronnen zu ſeyn?

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[373/0403] 373 Volks gebraucht wurde, konnte keinem andern Volke deswegen einfallen, daß es das erſte von allen Völkern, durch Sprache, Bücherweſen und Bil¬ dung ſei. Es konnte die übrigen Völker nicht „Viehe“ nennen, denn das wurden ſie erſt, als ſie ſich zu Affen und Papageyen verkünſtelten, ihre eigene Sprache aufgaben, und völkerſtumm fremde Mißtöne nachlallten. So bleibe man, wenn es Dollmetſcherſprachen geben muß, bei den beiden todten alten. So lange die Frie¬ densverträge Lateiniſch niedergeſchrieben wurden, gab es weniger Meinfrieden. Es that den Ge¬ ſandten keinen Schaden, daß zu ihrem Geſchäfte Latein erfordert wurde; und mithin ihnen der Zugang zum Rathfragen und Rathseinhohlen beim Alterthum offen ſtand. Ochſenſtierna vertheidigte als Student eine Lateiniſche noch dazu theologiſche Streitſchrift zu Wittenberg. Jn Moſer's patriotiſchem Archiv ſind Lateini¬ ſche Briefe von Guſtav Adolph zu leſen. Durch Kenntniß des Latein und der Kirchenge¬ ſchichte ſind katholiſche Geiſtliche ſo große Staats¬ männer geworden: — Wer kann ſich rühmen, Richelieu’s und Talleyrand’s Unternehmungen, Planen oder Anſchlägen entronnen zu ſeyn?

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/403>, abgerufen am 25.11.2024.