Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

lebend machen kann. Der Mensch sieht tagtäg¬
lich das Sterben, er muß auch die Fortdauer
vor Augen haben. Darum ein Ehrenbegräb¬
niß für die hochverdienten und großen Menschen
des Volks, weil im Grabe nur Leiber modern,
aber die Geister von irdischen Hüllen entfesselt
zur Unendlichkeit entfliegen.

Solch Ehrenruheim muß eine naturschöne
Lage haben, da mag die Kunst mit der Natur
in Verschönerung wetteifern. Die Grüfte selbst
unter sanftgewölbten Rasenhügeln, in einem Ei¬
chenhain, vaterländische Steine zur Decke. Um¬
her Hallen mit Bildsäulen, Säle mit Denkta¬
feln des Lebens, und Runden mit Gemählden
der Ehrenmänner. "Nam saepe audivi Q.
"Maximum, P. Scipionem, praeterea civitatis
"nostrae praeclaros viros solitos ita dicere
:
"cum majorum imagines (Vergl. VII. I. Seite
"330 u. 331.) intuerentur, vehementissime sibi
"animum ad virtutem accendi
." (Sallust. bel¬
lum Jugurth
.) Jn solchen Umgebungen müssen
zuweilen die Reichstage gehalten, und alle Hul¬
digungen vollzogen werden. Cäsar fiel im Se¬
nat neben der Bildsäule des Pompejus.

lebend machen kann. Der Menſch ſieht tagtäg¬
lich das Sterben, er muß auch die Fortdauer
vor Augen haben. Darum ein Ehrenbegräb¬
niß für die hochverdienten und großen Menſchen
des Volks, weil im Grabe nur Leiber modern,
aber die Geiſter von irdiſchen Hüllen entfeſſelt
zur Unendlichkeit entfliegen.

Solch Ehrenruheim muß eine naturſchöne
Lage haben, da mag die Kunſt mit der Natur
in Verſchönerung wetteifern. Die Grüfte ſelbſt
unter ſanftgewölbten Raſenhügeln, in einem Ei¬
chenhain, vaterländiſche Steine zur Decke. Um¬
her Hallen mit Bildſäulen, Säle mit Denkta¬
feln des Lebens, und Runden mit Gemählden
der Ehrenmänner. „Nam saepe audivi Q.
„Maximum, P. Scipionem, praeterea civitatis
„nostrae praeclaros viros solitos ita dicere
:
„cum majorum imagines (Vergl. VII. I. Seite
„330 u. 331.) intuerentur, vehementissime sibi
„animum ad virtutem accendi
.“ (Sallust. bel¬
lum Jugurth
.) Jn ſolchen Umgebungen müſſen
zuweilen die Reichstage gehalten, und alle Hul¬
digungen vollzogen werden. Cäſar fiel im Se¬
nat neben der Bildſäule des Pompejus.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0391" n="361"/><fw type="pageNum" place="top">361<lb/></fw>lebend machen kann. Der Men&#x017F;ch &#x017F;ieht tagtäg¬<lb/>
lich das Sterben, er muß auch die Fortdauer<lb/>
vor Augen haben. Darum ein Ehrenbegräb¬<lb/>
niß für die hochverdienten und großen Men&#x017F;chen<lb/>
des Volks, weil im Grabe nur Leiber modern,<lb/>
aber die Gei&#x017F;ter von irdi&#x017F;chen Hüllen entfe&#x017F;&#x017F;elt<lb/>
zur Unendlichkeit entfliegen.</p><lb/>
          <p>Solch Ehrenruheim muß eine natur&#x017F;chöne<lb/>
Lage haben, da mag die Kun&#x017F;t mit der Natur<lb/>
in Ver&#x017F;chönerung wetteifern. Die Grüfte &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
unter &#x017F;anftgewölbten Ra&#x017F;enhügeln, in einem Ei¬<lb/>
chenhain, vaterländi&#x017F;che Steine zur Decke. Um¬<lb/>
her Hallen mit Bild&#x017F;äulen, Säle mit Denkta¬<lb/>
feln des Lebens, und Runden mit Gemählden<lb/>
der Ehrenmänner. <hi rendition="#aq">&#x201E;Nam saepe audivi Q</hi>.<lb/><hi rendition="#aq">&#x201E;Maximum</hi>, <hi rendition="#aq">P</hi>. <hi rendition="#aq">Scipionem</hi>, <hi rendition="#aq">praeterea civitatis<lb/>
&#x201E;nostrae praeclaros viros solitos ita dicere</hi>:<lb/><hi rendition="#aq">&#x201E;cum majorum imagines</hi> (Vergl. <hi rendition="#aq">VII</hi>. <hi rendition="#aq">I</hi>. Seite<lb/>
&#x201E;330 u. 331.) <hi rendition="#aq">intuerentur</hi>, <hi rendition="#aq">vehementissime sibi<lb/>
&#x201E;animum ad virtutem accendi</hi>.&#x201C; (<hi rendition="#aq">Sallust</hi>. <hi rendition="#aq">bel¬<lb/>
lum Jugurth</hi>.) Jn &#x017F;olchen Umgebungen mü&#x017F;&#x017F;en<lb/>
zuweilen die Reichstage gehalten, und alle Hul¬<lb/>
digungen vollzogen werden. Cä&#x017F;ar fiel im Se¬<lb/>
nat neben der Bild&#x017F;äule des Pompejus.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361/0391] 361 lebend machen kann. Der Menſch ſieht tagtäg¬ lich das Sterben, er muß auch die Fortdauer vor Augen haben. Darum ein Ehrenbegräb¬ niß für die hochverdienten und großen Menſchen des Volks, weil im Grabe nur Leiber modern, aber die Geiſter von irdiſchen Hüllen entfeſſelt zur Unendlichkeit entfliegen. Solch Ehrenruheim muß eine naturſchöne Lage haben, da mag die Kunſt mit der Natur in Verſchönerung wetteifern. Die Grüfte ſelbſt unter ſanftgewölbten Raſenhügeln, in einem Ei¬ chenhain, vaterländiſche Steine zur Decke. Um¬ her Hallen mit Bildſäulen, Säle mit Denkta¬ feln des Lebens, und Runden mit Gemählden der Ehrenmänner. „Nam saepe audivi Q. „Maximum, P. Scipionem, praeterea civitatis „nostrae praeclaros viros solitos ita dicere: „cum majorum imagines (Vergl. VII. I. Seite „330 u. 331.) intuerentur, vehementissime sibi „animum ad virtutem accendi.“ (Sallust. bel¬ lum Jugurth.) Jn ſolchen Umgebungen müſſen zuweilen die Reichstage gehalten, und alle Hul¬ digungen vollzogen werden. Cäſar fiel im Se¬ nat neben der Bildſäule des Pompejus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/391
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/391>, abgerufen am 16.07.2024.