Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

"schluß wird sie abzustellen vermögend sein. An¬
"statt also eine Einrichtung zerstören zu wollen,
"welche den Geschmack beständig unterstützen
"wird, thut man besser, wenn man sich Mühe
"giebt, dieselbe wo möglich zu vervollkommnen,
"und wahrhaftig nützlich zu machen." (XVI.
Theil der Memoires de l' Acad. etc. de Berlin
1760.) "Aus Allem was ich angeführt habe
"erhellt offenbar, daß unter allen schönen Kün¬
"sten die Schauspielkunst die wichtigste sei. Es
"ist keine einzige Art von Kraft, welche nicht bei
"der Ausführung eines dramatischen Stücks statt
"finde. Die Composition desselben schließet Al¬
"les, was die Dichtkunst nur Kräftiges hat, in
"sich; und die gute Ausführung setzet noch Al¬
"les -- was in den Gebehrden, in den Bewe¬
"gungen, in den Charakteren, in dem Tone der
"Stimme stark heißt, hinzu. Bei keiner Arbeit
"der Künste sind so viele Vortheile zugleich mit
"einander vereinigt.

"Unter den verschiedenen Gattungen dra¬
"matischer Werke verdient die Oper einen sehr
"großen Vorzug, weil alle schöne Künste ohne
"Ausnahme dabei vorkommen. Wenn alle die¬

„ſchluß wird ſie abzuſtellen vermögend ſein. An¬
„ſtatt alſo eine Einrichtung zerſtören zu wollen,
„welche den Geſchmack beſtändig unterſtützen
„wird, thut man beſſer, wenn man ſich Mühe
„giebt, dieſelbe wo möglich zu vervollkommnen,
„und wahrhaftig nützlich zu machen.“ (XVI.
Theil der Memoires de l' Acad. etc. de Berlin
1760.) „Aus Allem was ich angeführt habe
„erhellt offenbar, daß unter allen ſchönen Kün¬
„ſten die Schauſpielkunſt die wichtigſte ſei. Es
„iſt keine einzige Art von Kraft, welche nicht bei
„der Ausführung eines dramatiſchen Stücks statt
„finde. Die Compoſition deſſelben ſchließet Al¬
„les, was die Dichtkunſt nur Kräftiges hat, in
„ſich; und die gute Ausführung ſetzet noch Al¬
„les — was in den Gebehrden, in den Bewe¬
„gungen, in den Charakteren, in dem Tone der
„Stimme ſtark heißt, hinzu. Bei keiner Arbeit
„der Künſte ſind ſo viele Vortheile zugleich mit
„einander vereinigt.

„Unter den verſchiedenen Gattungen dra¬
„matiſcher Werke verdient die Oper einen ſehr
„großen Vorzug, weil alle ſchöne Künſte ohne
„Ausnahme dabei vorkommen. Wenn alle die¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0387" n="357"/><fw type="pageNum" place="top">357<lb/></fw>&#x201E;&#x017F;chluß wird &#x017F;ie abzu&#x017F;tellen vermögend &#x017F;ein. An¬<lb/>
&#x201E;&#x017F;tatt al&#x017F;o eine Einrichtung zer&#x017F;tören zu wollen,<lb/>
&#x201E;welche den Ge&#x017F;chmack be&#x017F;tändig unter&#x017F;tützen<lb/>
&#x201E;wird, thut man be&#x017F;&#x017F;er, wenn man &#x017F;ich Mühe<lb/>
&#x201E;giebt, die&#x017F;elbe wo möglich zu vervollkommnen,<lb/>
&#x201E;und wahrhaftig nützlich zu machen.&#x201C; (<hi rendition="#aq">XVI</hi>.<lb/>
Theil der <hi rendition="#aq">Memoires de l</hi>' <hi rendition="#aq">Acad</hi>. <hi rendition="#aq">etc</hi>. <hi rendition="#aq">de Berlin</hi><lb/>
1760.) &#x201E;Aus Allem was ich angeführt habe<lb/>
&#x201E;erhellt offenbar, daß unter allen &#x017F;chönen Kün¬<lb/>
&#x201E;&#x017F;ten die Schau&#x017F;pielkun&#x017F;t die wichtig&#x017F;te &#x017F;ei. Es<lb/>
&#x201E;i&#x017F;t keine einzige Art von Kraft, welche nicht bei<lb/>
&#x201E;der Ausführung eines dramati&#x017F;chen Stücks statt<lb/>
&#x201E;finde. Die Compo&#x017F;ition de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;chließet Al¬<lb/>
&#x201E;les, was die Dichtkun&#x017F;t nur Kräftiges hat, in<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich; und die gute Ausführung &#x017F;etzet noch Al¬<lb/>
&#x201E;les &#x2014; was in den Gebehrden, in den Bewe¬<lb/>
&#x201E;gungen, in den Charakteren, in dem Tone der<lb/>
&#x201E;Stimme <hi rendition="#g">&#x017F;tark</hi> heißt, hinzu. Bei keiner Arbeit<lb/>
&#x201E;der Kün&#x017F;te &#x017F;ind &#x017F;o viele Vortheile zugleich mit<lb/>
&#x201E;einander vereinigt.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Unter den ver&#x017F;chiedenen Gattungen dra¬<lb/>
&#x201E;mati&#x017F;cher Werke verdient die <hi rendition="#g">Oper</hi> einen &#x017F;ehr<lb/>
&#x201E;großen Vorzug, weil alle &#x017F;chöne Kün&#x017F;te ohne<lb/>
&#x201E;Ausnahme dabei vorkommen. Wenn alle die¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[357/0387] 357 „ſchluß wird ſie abzuſtellen vermögend ſein. An¬ „ſtatt alſo eine Einrichtung zerſtören zu wollen, „welche den Geſchmack beſtändig unterſtützen „wird, thut man beſſer, wenn man ſich Mühe „giebt, dieſelbe wo möglich zu vervollkommnen, „und wahrhaftig nützlich zu machen.“ (XVI. Theil der Memoires de l' Acad. etc. de Berlin 1760.) „Aus Allem was ich angeführt habe „erhellt offenbar, daß unter allen ſchönen Kün¬ „ſten die Schauſpielkunſt die wichtigſte ſei. Es „iſt keine einzige Art von Kraft, welche nicht bei „der Ausführung eines dramatiſchen Stücks statt „finde. Die Compoſition deſſelben ſchließet Al¬ „les, was die Dichtkunſt nur Kräftiges hat, in „ſich; und die gute Ausführung ſetzet noch Al¬ „les — was in den Gebehrden, in den Bewe¬ „gungen, in den Charakteren, in dem Tone der „Stimme ſtark heißt, hinzu. Bei keiner Arbeit „der Künſte ſind ſo viele Vortheile zugleich mit „einander vereinigt. „Unter den verſchiedenen Gattungen dra¬ „matiſcher Werke verdient die Oper einen ſehr „großen Vorzug, weil alle ſchöne Künſte ohne „Ausnahme dabei vorkommen. Wenn alle die¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/387
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/387>, abgerufen am 16.07.2024.