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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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Mensch sonst gewöhnlich seine Zuflucht nimmt
-- weil er nicht bessere kennt. Wolf verlangte
gewiß nicht zu viel, wenn er will, daß der Staat
durch seine Akademien sollte schönere gesellschaft¬
liche Spiele erfinden lassen. Leider haben Staat
und Bürger nur zu sehr das Spiel "die beiden
Blinden" getrieben!

Wolf's vernünftige Gedanken von der Menschen
Thun und Lassen. (zuerst Halle 1720.)

Durch Volksfeste muß es uns endlich auch
wieder gelingen, Staat und Kirche zum Besten
des Volks in gemeinschaftliche Wechselwürkung
zu setzen. (Verglichen IV. 5.) Jetzt ist das
kirchliche Wesen ein vereinzeltes Getriebe. Un¬
sere Te Deum laudamus verhallen in alten
Mauern; die Kriegsgebete zum Gott des Frie¬
dens, der Gerechtigkeit und Wahrheit werden
häufig Gotteslästerungen -- -- -- ; bei den Hul¬
digungspredigten jähnen wir, und sehnen uns,
wenn wir den alten Herrn noch nicht vergessen
haben, nach der behaglichen Ungezwungenheit
freiwilliger Feier. Wir haben immer noch gro¬
ße Kanzelredner, ihnen fehlt nur Gelegenheit,
das Volk als Volk zu belehren, es dar¬

Menſch ſonſt gewöhnlich ſeine Zuflucht nimmt
— weil er nicht beſſere kennt. Wolf verlangte
gewiß nicht zu viel, wenn er will, daß der Staat
durch ſeine Akademien ſollte ſchönere geſellſchaft¬
liche Spiele erfinden laſſen. Leider haben Staat
und Bürger nur zu ſehr das Spiel „die beiden
Blinden″ getrieben!

Wolf's vernünftige Gedanken von der Menſchen
Thun und Laſſen. (zuerſt Halle 1720.)

Durch Volksfeſte muß es uns endlich auch
wieder gelingen, Staat und Kirche zum Beſten
des Volks in gemeinſchaftliche Wechſelwürkung
zu ſetzen. (Verglichen IV. 5.) Jetzt iſt das
kirchliche Weſen ein vereinzeltes Getriebe. Un¬
ſere Te Deum laudamus verhallen in alten
Mauern; die Kriegsgebete zum Gott des Frie¬
dens, der Gerechtigkeit und Wahrheit werden
häufig Gottesläſterungen — — — ; bei den Hul¬
digungspredigten jähnen wir, und ſehnen uns,
wenn wir den alten Herrn noch nicht vergeſſen
haben, nach der behaglichen Ungezwungenheit
freiwilliger Feier. Wir haben immer noch gro¬
ße Kanzelredner, ihnen fehlt nur Gelegenheit,
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[348/0378] 348 Menſch ſonſt gewöhnlich ſeine Zuflucht nimmt — weil er nicht beſſere kennt. Wolf verlangte gewiß nicht zu viel, wenn er will, daß der Staat durch ſeine Akademien ſollte ſchönere geſellſchaft¬ liche Spiele erfinden laſſen. Leider haben Staat und Bürger nur zu ſehr das Spiel „die beiden Blinden″ getrieben! Wolf's vernünftige Gedanken von der Menſchen Thun und Laſſen. (zuerſt Halle 1720.) Durch Volksfeſte muß es uns endlich auch wieder gelingen, Staat und Kirche zum Beſten des Volks in gemeinſchaftliche Wechſelwürkung zu ſetzen. (Verglichen IV. 5.) Jetzt iſt das kirchliche Weſen ein vereinzeltes Getriebe. Un¬ ſere Te Deum laudamus verhallen in alten Mauern; die Kriegsgebete zum Gott des Frie¬ dens, der Gerechtigkeit und Wahrheit werden häufig Gottesläſterungen — — — ; bei den Hul¬ digungspredigten jähnen wir, und ſehnen uns, wenn wir den alten Herrn noch nicht vergeſſen haben, nach der behaglichen Ungezwungenheit freiwilliger Feier. Wir haben immer noch gro¬ ße Kanzelredner, ihnen fehlt nur Gelegenheit, das Volk als Volk zu belehren, es dar¬

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/378>, abgerufen am 25.11.2024.