ter vielhundertjähriger Deutscher Reim sagt es eben so:
"Wer nicht Lust hat zu einem wackern Pferd, Und auch nicht Lust zu einem blanken Schwert, Und nicht Lust zu einem schönen Weib: Der hat fürwahr kein Herz im Leib."
Die Weiber sprechen dasselbe in unsern Tagen, wenn auch nicht wörtlich nach, doch deut¬ lich durch Gunstgewährungen. Wer in Wehr und Waffen erscheint, wird ihnen bald lieb, der Krieger erobert leichter ihr Herz, er sei aus ih¬ rem Volk, ein Fremder, oder gar der Feind.
Die Landwehrsübungen müssen wahre Fest¬ lichkeiten werden. Mit feierlichen Aufzügen können sie anfangen, Tonkunst und Gesang mögen sie be¬ gleiten, und Tanz und fröhliches Spiel beschließen. Die Waffenweihe der Eintretenden geschehe öf¬ fentlich in den Kirchen, jedes Gewehr sei mit dem Namen seines Wehrs bezeichnet, und es gel¬ te als Ehrenvergünstigung des Staats, es auf seine Nachkommen vererben zu dürfen. Jn den Städten sind die Schützengilden sehr leicht für künftige Brauchbarkeit umzubilden. Die Fran¬
ter vielhundertjähriger Deutſcher Reim ſagt es eben ſo:
„Wer nicht Luſt hat zu einem wackern Pferd, Und auch nicht Luſt zu einem blanken Schwert, Und nicht Luſt zu einem ſchönen Weib: Der hat fürwahr kein Herz im Leib.“
Die Weiber ſprechen daſſelbe in unſern Tagen, wenn auch nicht wörtlich nach, doch deut¬ lich durch Gunſtgewährungen. Wer in Wehr und Waffen erſcheint, wird ihnen bald lieb, der Krieger erobert leichter ihr Herz, er ſei aus ih¬ rem Volk, ein Fremder, oder gar der Feind.
Die Landwehrsübungen müſſen wahre Feſt¬ lichkeiten werden. Mit feierlichen Aufzügen können ſie anfangen, Tonkunſt und Geſang mögen ſie be¬ gleiten, und Tanz und fröhliches Spiel beſchließen. Die Waffenweihe der Eintretenden geſchehe öf¬ fentlich in den Kirchen, jedes Gewehr ſei mit dem Namen ſeines Wehrs bezeichnet, und es gel¬ te als Ehrenvergünſtigung des Staats, es auf ſeine Nachkommen vererben zu dürfen. Jn den Städten ſind die Schützengilden ſehr leicht für künftige Brauchbarkeit umzubilden. Die Fran¬
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ter vielhundertjähriger Deutſcher Reim ſagt es
eben ſo:
„Wer nicht Luſt hat zu einem wackern Pferd,
Und auch nicht Luſt zu einem blanken Schwert,
Und nicht Luſt zu einem ſchönen Weib:
Der hat fürwahr kein Herz im Leib.“
Die Weiber ſprechen daſſelbe in unſern
Tagen, wenn auch nicht wörtlich nach, doch deut¬
lich durch Gunſtgewährungen. Wer in Wehr
und Waffen erſcheint, wird ihnen bald lieb, der
Krieger erobert leichter ihr Herz, er ſei aus ih¬
rem Volk, ein Fremder, oder gar der Feind.
Die Landwehrsübungen müſſen wahre Feſt¬
lichkeiten werden. Mit feierlichen Aufzügen können
ſie anfangen, Tonkunſt und Geſang mögen ſie be¬
gleiten, und Tanz und fröhliches Spiel beſchließen.
Die Waffenweihe der Eintretenden geſchehe öf¬
fentlich in den Kirchen, jedes Gewehr ſei mit
dem Namen ſeines Wehrs bezeichnet, und es gel¬
te als Ehrenvergünſtigung des Staats, es auf
ſeine Nachkommen vererben zu dürfen. Jn den
Städten ſind die Schützengilden ſehr leicht für
künftige Brauchbarkeit umzubilden. Die Fran¬
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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