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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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Und hohlt herunter seine ew'gen Rechte,
Die droben hangen unveräußerlich,
Und unzerbrechlich wie die Sterne selbst --
Der alte Urstand der Natur kehrt wieder,
Wo Mensch dem Menschen gegenüber steht --
Zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr
Verfangen will, ist ihm das Schwert gegeben --
Der Güter höchstes dürfen wir vertheid'gen
Gegen Gewalt -- Wir stehn vor unser Land,
Wir stehn vor unsre Weiber, unsre Kinder!"

Schiller im Tell.

Die letzte Waffe der Landwehr ist der Land¬
sturm. Fast immer ist dieß Wort falsch ver¬
standen, man hat es auf die Bewaffnung und
Bewehrung des großen Haufens einschränken
wollen. Eine solche vereinzelte Anstalt würde
einen unseligen Pöbelkrieg geben, gleich dem
Deutschen Bauernaufstande, wo der Schuh auf
den Fahnenschaften des gemeinen Mannes Sinn¬
bild war. Und dieses kriegerische Volksfieber
würde nach der ersten verflogenen Hitze in Ohn¬
macht ersterben. Aber ein selbständiges Friedens¬
volk, das alle Mannspersonen von Jugend auf
zum Schutzkriege vorbereitet, und diese dann

Und hohlt herunter ſeine ew'gen Rechte,
Die droben hangen unveräußerlich,
Und unzerbrechlich wie die Sterne ſelbſt —
Der alte Urſtand der Natur kehrt wieder,
Wo Menſch dem Menſchen gegenüber ſteht —
Zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr
Verfangen will, iſt ihm das Schwert gegeben —
Der Güter höchſtes dürfen wir vertheid’gen
Gegen Gewalt — Wir ſtehn vor unſer Land,
Wir ſtehn vor unſre Weiber, unſre Kinder!“

Schiller im Tell.

Die letzte Waffe der Landwehr iſt der Land¬
ſturm. Faſt immer iſt dieß Wort falſch ver¬
ſtanden, man hat es auf die Bewaffnung und
Bewehrung des großen Haufens einſchränken
wollen. Eine ſolche vereinzelte Anſtalt würde
einen unſeligen Pöbelkrieg geben, gleich dem
Deutſchen Bauernaufſtande, wo der Schuh auf
den Fahnenſchaften des gemeinen Mannes Sinn¬
bild war. Und dieſes kriegeriſche Volksfieber
würde nach der erſten verflogenen Hitze in Ohn¬
macht erſterben. Aber ein ſelbſtändiges Friedens¬
volk, das alle Mannsperſonen von Jugend auf
zum Schutzkriege vorbereitet, und dieſe dann

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[306/0336] 306 Und hohlt herunter ſeine ew'gen Rechte, Die droben hangen unveräußerlich, Und unzerbrechlich wie die Sterne ſelbſt — Der alte Urſtand der Natur kehrt wieder, Wo Menſch dem Menſchen gegenüber ſteht — Zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr Verfangen will, iſt ihm das Schwert gegeben — Der Güter höchſtes dürfen wir vertheid’gen Gegen Gewalt — Wir ſtehn vor unſer Land, Wir ſtehn vor unſre Weiber, unſre Kinder!“ Schiller im Tell. Die letzte Waffe der Landwehr iſt der Land¬ ſturm. Faſt immer iſt dieß Wort falſch ver¬ ſtanden, man hat es auf die Bewaffnung und Bewehrung des großen Haufens einſchränken wollen. Eine ſolche vereinzelte Anſtalt würde einen unſeligen Pöbelkrieg geben, gleich dem Deutſchen Bauernaufſtande, wo der Schuh auf den Fahnenſchaften des gemeinen Mannes Sinn¬ bild war. Und dieſes kriegeriſche Volksfieber würde nach der erſten verflogenen Hitze in Ohn¬ macht erſterben. Aber ein ſelbſtändiges Friedens¬ volk, das alle Mannsperſonen von Jugend auf zum Schutzkriege vorbereitet, und dieſe dann

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/336>, abgerufen am 24.11.2024.