Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

menhalt der Hellköpfe und Biedermänner bildet,
einen besondern Vereinigungspunkt für das
menschliche im Leben gewährt. Je mehr der
Staat sich der Menschheit nähert, je weniger
lassen sich hohe menschliche Zwecke denken,
die in dem Staate noch besondere engergeschlos¬
sene Vereinigungen nothwendig machten. Mö¬
gen die bis dahin bestandenen wohlthätigen Ver¬
bindungen das Fest ihrer Zweckserreichung, ih¬
res endlich Offenbarwerdenkönnens feiern, ihre
Bundesbücher darlegen, damit sie bei den Stif¬
tungen der einzelnen Ordnungen des Verdienst¬
adels benutzt werden können.

Nichts darf im Verdienstadel von Erblich¬
keit und Geburtsvorzügen vorkommen. Daß die
Prinzen geborne Fürsten sind, ist billig, aber
auch genug. Den Verdienstadel mögen sie sich
wie andere Staatsbürger erwerben. Riefen doch
die sieggewohnten Römerheere ihre Feldherren
selbst zu Heerführern (imperator) aus. Und
nur hernach, weil der letzte so ausgerufene Heer¬
führer der erste Selbstherrscher war, blieb dieser
Beehrungsname, als Würdenbezeichnung der
Großherrscher. Das nachher noch fortgesetzte

menhalt der Hellköpfe und Biedermänner bildet,
einen beſondern Vereinigungspunkt für das
menſchliche im Leben gewährt. Je mehr der
Staat ſich der Menſchheit nähert, je weniger
laſſen ſich hohe menſchliche Zwecke denken,
die in dem Staate noch beſondere engergeſchloſ¬
ſene Vereinigungen nothwendig machten. Mö¬
gen die bis dahin beſtandenen wohlthätigen Ver¬
bindungen das Feſt ihrer Zweckserreichung, ih¬
res endlich Offenbarwerdenkönnens feiern, ihre
Bundesbücher darlegen, damit ſie bei den Stif¬
tungen der einzelnen Ordnungen des Verdienſt¬
adels benutzt werden können.

Nichts darf im Verdienſtadel von Erblich¬
keit und Geburtsvorzügen vorkommen. Daß die
Prinzen geborne Fürſten ſind, iſt billig, aber
auch genug. Den Verdienſtadel mögen ſie ſich
wie andere Staatsbürger erwerben. Riefen doch
die ſieggewohnten Römerheere ihre Feldherren
ſelbſt zu Heerführern (imperator) aus. Und
nur hernach, weil der letzte ſo ausgerufene Heer¬
führer der erſte Selbſtherrſcher war, blieb dieſer
Beehrungsname, als Würdenbezeichnung der
Großherrſcher. Das nachher noch fortgeſetzte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0324" n="294"/><fw type="pageNum" place="top">294<lb/></fw>menhalt der Hellköpfe und Biedermänner bildet,<lb/>
einen be&#x017F;ondern Vereinigungspunkt für das<lb/>
men&#x017F;chliche im Leben gewährt. Je mehr der<lb/>
Staat &#x017F;ich der Men&#x017F;chheit nähert, je weniger<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich <hi rendition="#g">hohe men&#x017F;chliche Zwecke</hi> denken,<lb/>
die in dem Staate noch be&#x017F;ondere engerge&#x017F;chlo&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;ene Vereinigungen nothwendig machten. Mö¬<lb/>
gen die bis dahin be&#x017F;tandenen wohlthätigen Ver¬<lb/>
bindungen das Fe&#x017F;t ihrer Zweckserreichung, ih¬<lb/>
res endlich Offenbarwerdenkönnens feiern, ihre<lb/>
Bundesbücher darlegen, damit &#x017F;ie bei den Stif¬<lb/>
tungen der einzelnen Ordnungen des Verdien&#x017F;<lb/>
adels benutzt werden können.</p><lb/>
          <p>Nichts darf im Verdien&#x017F;tadel von Erblich¬<lb/>
keit und Geburtsvorzügen vorkommen. Daß die<lb/>
Prinzen geborne Für&#x017F;ten &#x017F;ind, i&#x017F;t billig, aber<lb/>
auch genug. Den Verdien&#x017F;tadel mögen &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
wie andere Staatsbürger erwerben. Riefen doch<lb/>
die &#x017F;ieggewohnten Römerheere ihre Feldherren<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zu Heerführern (<hi rendition="#aq">imperator</hi>) aus. Und<lb/>
nur hernach, weil der letzte &#x017F;o ausgerufene Heer¬<lb/>
führer der er&#x017F;te Selb&#x017F;therr&#x017F;cher war, blieb die&#x017F;er<lb/>
Beehrungsname, als Würdenbezeichnung der<lb/>
Großherr&#x017F;cher. Das nachher noch fortge&#x017F;etzte<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0324] 294 menhalt der Hellköpfe und Biedermänner bildet, einen beſondern Vereinigungspunkt für das menſchliche im Leben gewährt. Je mehr der Staat ſich der Menſchheit nähert, je weniger laſſen ſich hohe menſchliche Zwecke denken, die in dem Staate noch beſondere engergeſchloſ¬ ſene Vereinigungen nothwendig machten. Mö¬ gen die bis dahin beſtandenen wohlthätigen Ver¬ bindungen das Feſt ihrer Zweckserreichung, ih¬ res endlich Offenbarwerdenkönnens feiern, ihre Bundesbücher darlegen, damit ſie bei den Stif¬ tungen der einzelnen Ordnungen des Verdienſt¬ adels benutzt werden können. Nichts darf im Verdienſtadel von Erblich¬ keit und Geburtsvorzügen vorkommen. Daß die Prinzen geborne Fürſten ſind, iſt billig, aber auch genug. Den Verdienſtadel mögen ſie ſich wie andere Staatsbürger erwerben. Riefen doch die ſieggewohnten Römerheere ihre Feldherren ſelbſt zu Heerführern (imperator) aus. Und nur hernach, weil der letzte ſo ausgerufene Heer¬ führer der erſte Selbſtherrſcher war, blieb dieſer Beehrungsname, als Würdenbezeichnung der Großherrſcher. Das nachher noch fortgeſetzte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/324
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/324>, abgerufen am 24.11.2024.