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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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mer entheiligt werden. Leibliche Arbeit läßt sich
bezahlen, Dienstleistungen sind zu vergelten; aber
Hochsinn und Tugenden werden nicht feil und
käuflich. Überall zu allen Zeiten hat man auch
immer den höchsten Kraftaufwand, die Hinge¬
bung und Selbstopferung mit Ehrenausspen¬
dung vergolten -- nur leider selten mit dem
rechten Maaß. Strenge Werthschätzung muß
sein; Thaten sind nicht Tagelöhnereien, und kei¬
ne Arbeiten von Söldlingen in Verdung zu
Stande gebracht. Dem Edelthätigen wird oh¬
nedieß die Lobethat leichter zu vollbringen, als
das Thatenlob dafür entgegen zu nehmen.
Selbstgefühl ist sein Perlenschmuck, und in dem
Besitz dieses unschätzbaren Kleinods erscheint ihm
nur gar zu oft jede versuchte Beehrung als eine
Schminke. Dadurch waltet der Wahrhaft¬
nicht bloß Namengroße als ein Zauberer in
der Menschenmenge, die mehr Mühe hat seine
Werke zu begreifen, als er sie zu verrichten.
Einzig nur die gerechte Anerkennung jedes Ver¬
dienstes hält die Ehrenvergeltung in Ehren, ent¬
fernt sie gleich weit von Knickerei und Ver¬
schwendung. Unterschieden muß werden! Nicht

mer entheiligt werden. Leibliche Arbeit läßt ſich
bezahlen, Dienſtleiſtungen ſind zu vergelten; aber
Hochſinn und Tugenden werden nicht feil und
käuflich. Überall zu allen Zeiten hat man auch
immer den höchſten Kraftaufwand, die Hinge¬
bung und Selbſtopferung mit Ehrenausſpen¬
dung vergolten — nur leider ſelten mit dem
rechten Maaß. Strenge Werthſchätzung muß
ſein; Thaten ſind nicht Tagelöhnereien, und kei¬
ne Arbeiten von Söldlingen in Verdung zu
Stande gebracht. Dem Edelthätigen wird oh¬
nedieß die Lobethat leichter zu vollbringen, als
das Thatenlob dafür entgegen zu nehmen.
Selbſtgefühl iſt ſein Perlenſchmuck, und in dem
Beſitz dieſes unſchätzbaren Kleinods erſcheint ihm
nur gar zu oft jede verſuchte Beehrung als eine
Schminke. Dadurch waltet der Wahrhaft¬
nicht bloß Namengroße als ein Zauberer in
der Menſchenmenge, die mehr Mühe hat ſeine
Werke zu begreifen, als er ſie zu verrichten.
Einzig nur die gerechte Anerkennung jedes Ver¬
dienſtes hält die Ehrenvergeltung in Ehren, ent¬
fernt ſie gleich weit von Knickerei und Ver¬
ſchwendung. Unterſchieden muß werden! Nicht

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[292/0322] 292 mer entheiligt werden. Leibliche Arbeit läßt ſich bezahlen, Dienſtleiſtungen ſind zu vergelten; aber Hochſinn und Tugenden werden nicht feil und käuflich. Überall zu allen Zeiten hat man auch immer den höchſten Kraftaufwand, die Hinge¬ bung und Selbſtopferung mit Ehrenausſpen¬ dung vergolten — nur leider ſelten mit dem rechten Maaß. Strenge Werthſchätzung muß ſein; Thaten ſind nicht Tagelöhnereien, und kei¬ ne Arbeiten von Söldlingen in Verdung zu Stande gebracht. Dem Edelthätigen wird oh¬ nedieß die Lobethat leichter zu vollbringen, als das Thatenlob dafür entgegen zu nehmen. Selbſtgefühl iſt ſein Perlenſchmuck, und in dem Beſitz dieſes unſchätzbaren Kleinods erſcheint ihm nur gar zu oft jede verſuchte Beehrung als eine Schminke. Dadurch waltet der Wahrhaft¬ nicht bloß Namengroße als ein Zauberer in der Menſchenmenge, die mehr Mühe hat ſeine Werke zu begreifen, als er ſie zu verrichten. Einzig nur die gerechte Anerkennung jedes Ver¬ dienſtes hält die Ehrenvergeltung in Ehren, ent¬ fernt ſie gleich weit von Knickerei und Ver¬ ſchwendung. Unterſchieden muß werden! Nicht

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/322>, abgerufen am 24.11.2024.