ganzen Volks. Sie ist arm an Schaudertha¬ ten, so in den Staatsgeschichten Lärm machen; kennt keinen Fürstenmord, keine Entthro¬ nung, keinen Bürgerkrieg, keine Familiengreuel. Der Unterthan gehorchte dem schwachen, wie dem starken Steurer, und auch die Schwachen waren edle Menschen. Alle starben nach dem natürlichen Laufe der Dinge, und wagten doch fast alle ihr Leben fürs Vaterland. Keiner hin¬ terließ ein verwaisetes Land, und noch unter Ge¬ fahren war der Staat geborgen; denn seine Bürger waren seine Säulen.
Deutsches Volk, verrathe nicht Deine alten Fürstenhäuser durch Kleinmuth! -- -- -- Schlage die Weltgeschichte auf, suche bessere Geschlechter heraus, -- -- -- oder wähle die Königseiche Theuts!
-- -- -- Gewaltsame Umwandlungen, die unsere Sprache wohl nicht mit Unrecht Um¬ wälzungen nennt, sind wie Ausbrüche eines Feuer¬ bergs. Ohne Schonung, ohne Erbarmen, wird die Prachtflur verheert; und die heimliche Friedens¬ wohnung der Unschuld stirbt in Asche. Ärger noch mit den Umwälzungen in der Staatenwelt.
ganzen Volks. Sie iſt arm an Schaudertha¬ ten, ſo in den Staatsgeſchichten Lärm machen; kennt keinen Fürſtenmord, keine Entthro¬ nung, keinen Bürgerkrieg, keine Familiengreuel. Der Unterthan gehorchte dem ſchwachen, wie dem ſtarken Steurer, und auch die Schwachen waren edle Menſchen. Alle ſtarben nach dem natürlichen Laufe der Dinge, und wagten doch faſt alle ihr Leben fürs Vaterland. Keiner hin¬ terließ ein verwaiſetes Land, und noch unter Ge¬ fahren war der Staat geborgen; denn ſeine Bürger waren ſeine Säulen.
Deutſches Volk, verrathe nicht Deine alten Fürſtenhäuſer durch Kleinmuth! — — — Schlage die Weltgeſchichte auf, ſuche beſſere Geſchlechter heraus, — — — oder wähle die Königseiche Theuts!
— — — Gewaltſame Umwandlungen, die unſere Sprache wohl nicht mit Unrecht Um¬ wälzungen nennt, ſind wie Ausbrüche eines Feuer¬ bergs. Ohne Schonung, ohne Erbarmen, wird die Prachtflur verheert; und die heimliche Friedens¬ wohnung der Unſchuld ſtirbt in Aſche. Ärger noch mit den Umwälzungen in der Staatenwelt.
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ganzen Volks. Sie iſt arm an Schaudertha¬
ten, ſo in den Staatsgeſchichten Lärm machen;
kennt keinen Fürſtenmord, keine Entthro¬
nung, keinen Bürgerkrieg, keine Familiengreuel.
Der Unterthan gehorchte dem ſchwachen, wie
dem ſtarken Steurer, und auch die Schwachen
waren edle Menſchen. Alle ſtarben nach dem
natürlichen Laufe der Dinge, und wagten doch
faſt alle ihr Leben fürs Vaterland. Keiner hin¬
terließ ein verwaiſetes Land, und noch unter Ge¬
fahren war der Staat geborgen; denn ſeine
Bürger waren ſeine Säulen.
Deutſches Volk, verrathe nicht Deine alten
Fürſtenhäuſer durch Kleinmuth! — — — Schlage
die Weltgeſchichte auf, ſuche beſſere Geſchlechter
heraus, — — — oder wähle die Königseiche
Theuts!
— — — Gewaltſame Umwandlungen, die
unſere Sprache wohl nicht mit Unrecht Um¬
wälzungen nennt, ſind wie Ausbrüche eines Feuer¬
bergs. Ohne Schonung, ohne Erbarmen, wird
die Prachtflur verheert; und die heimliche Friedens¬
wohnung der Unſchuld ſtirbt in Aſche. Ärger
noch mit den Umwälzungen in der Staatenwelt.
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/312>, abgerufen am 04.11.2024.
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