nen. Bamberg und Würzburg b. Göbhardt 1806. Goldener Spiegel. Ein Geschenk für Mägd¬ chen, welche in Dienste treten wollen. Salz¬ burg 1794.
Ehe die Mägdchen die Schule verlassen, müssen sie geprüft werden von einem Schulrath, und ehe sie aus dem Stand der Dirnen in den Stand der Jungfrauen übergehen, noch ein Mahl von ehrenwerthen Matronen. Denn wenn alle wählbar sind, so müssen auch alle wahlfähig werden, ehe sie als wahlreif gel¬ ten können. Baut doch kein Vogel ein Nest, ehe er flügge ist; und die Frauenzimmer haben heut zu Tage Kinder, wenn sie kaum erst die Puppe abgelegt haben, und Kinder die älter sind, als ihre kindischen Stiefmütter. Daß die Mägdchen jetzt im Raschleben einige Lebenszei¬ ten auslassen, gleich als Mägdchen, oft als Kinder schon, Frauen werden -- stößt die Ordnung der Welt nicht um. Auch die elendesten unter den Mannspersonen machen Gewaltsprünge, wodurch sie dem Mannwerden und Mannsein entkommen; setzen über einige Lebensstufen hin¬
nen. Bamberg und Würzburg b. Göbhardt 1806. Goldener Spiegel. Ein Geſchenk für Mägd¬ chen, welche in Dienſte treten wollen. Salz¬ burg 1794.
Ehe die Mägdchen die Schule verlaſſen, müſſen ſie geprüft werden von einem Schulrath, und ehe ſie aus dem Stand der Dirnen in den Stand der Jungfrauen übergehen, noch ein Mahl von ehrenwerthen Matronen. Denn wenn alle wählbar ſind, ſo müſſen auch alle wahlfähig werden, ehe ſie als wahlreif gel¬ ten können. Baut doch kein Vogel ein Neſt, ehe er flügge iſt; und die Frauenzimmer haben heut zu Tage Kinder, wenn ſie kaum erſt die Puppe abgelegt haben, und Kinder die älter ſind, als ihre kindiſchen Stiefmütter. Daß die Mägdchen jetzt im Raſchleben einige Lebenszei¬ ten auslaſſen, gleich als Mägdchen, oft als Kinder ſchon, Frauen werden — ſtößt die Ordnung der Welt nicht um. Auch die elendeſten unter den Mannsperſonen machen Gewaltſprünge, wodurch ſie dem Mannwerden und Mannſein entkommen; ſetzen über einige Lebensſtufen hin¬
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nen. Bamberg und Würzburg b. Göbhardt
1806.
Goldener Spiegel. Ein Geſchenk für Mägd¬
chen, welche in Dienſte treten wollen. Salz¬
burg 1794.
Ehe die Mägdchen die Schule verlaſſen,
müſſen ſie geprüft werden von einem Schulrath,
und ehe ſie aus dem Stand der Dirnen in den
Stand der Jungfrauen übergehen, noch ein
Mahl von ehrenwerthen Matronen. Denn
wenn alle wählbar ſind, ſo müſſen auch alle
wahlfähig werden, ehe ſie als wahlreif gel¬
ten können. Baut doch kein Vogel ein Neſt,
ehe er flügge iſt; und die Frauenzimmer haben
heut zu Tage Kinder, wenn ſie kaum erſt die
Puppe abgelegt haben, und Kinder die älter
ſind, als ihre kindiſchen Stiefmütter. Daß die
Mägdchen jetzt im Raſchleben einige Lebenszei¬
ten auslaſſen, gleich als Mägdchen, oft als
Kinder ſchon, Frauen werden — ſtößt die Ordnung
der Welt nicht um. Auch die elendeſten unter
den Mannsperſonen machen Gewaltſprünge,
wodurch ſie dem Mannwerden und Mannſein
entkommen; ſetzen über einige Lebensſtufen hin¬
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/295>, abgerufen am 24.11.2024.
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