Alexandri Sardi Ferrariensis, de moribus ac ritibus gentium. Venetiis, ex officina Stel¬ lae Jordani Zilleti. 1557. [Ein nützliches Al¬ lerlei zur Volksthumskunde des Alterthums; viel und treu gesammelter Baustoff, mancher auch schon aus dem Gröbsten gearbeitet; aber bunt durch einander liegend.]
Jch kann die Kinder nicht leiden, die mehr¬ geworden sich ihrer Ältern schämen. Jch kann die Schriftsteller nicht achten, die im vornehmen Geheimthun es nicht wissen lassen wollen, daß sie von Andern gelernt, und allmählig zugelernt haben.
Auf Wandersfüßen stehend schreibt man nicht ewige Tafeln; einen Knoten in die Zweige schürzen, einen Hegewisch stecken, ein Warnungs¬ merk in einen Mahlbaum schnitzeln: -- Das kann man den Nachwanderern leisten. Auf ei¬ nige Jrr- Ab- und Schleichwege ist aufmerk¬ sam gemacht; einige Bahnen sind bezeichnet, auf denen Völker gewandelt sind zu Größe und Dauer. Doch um Alles, was der Name Volks¬ thum in sich begreift vollständig zu erschöpfen, -- gehört ein Lebensalter aus der Erzväterzeit; man muß die Geheimschrift der Natur entzif¬ fern, in den Strudel des Vor- Nach- und Über¬
Alexandri Sardi Ferrariensis, de moribus ac ritibus gentium. Venetiis, ex officina Stel¬ lae Jordani Zilleti. 1557. [Ein nützliches Al¬ lerlei zur Volksthumskunde des Alterthums; viel und treu geſammelter Bauſtoff, mancher auch ſchon aus dem Gröbſten gearbeitet; aber bunt durch einander liegend.]
Jch kann die Kinder nicht leiden, die mehr¬ geworden ſich ihrer Ältern ſchämen. Jch kann die Schriftſteller nicht achten, die im vornehmen Geheimthun es nicht wiſſen laſſen wollen, daß ſie von Andern gelernt, und allmählig zugelernt haben.
Auf Wandersfüßen ſtehend ſchreibt man nicht ewige Tafeln; einen Knoten in die Zweige ſchürzen, einen Hegewiſch ſtecken, ein Warnungs¬ merk in einen Mahlbaum ſchnitzeln: — Das kann man den Nachwanderern leiſten. Auf ei¬ nige Jrr- Ab- und Schleichwege iſt aufmerk¬ ſam gemacht; einige Bahnen ſind bezeichnet, auf denen Völker gewandelt ſind zu Größe und Dauer. Doch um Alles, was der Name Volks¬ thum in ſich begreift vollſtändig zu erſchöpfen, — gehört ein Lebensalter aus der Erzväterzeit; man muß die Geheimſchrift der Natur entzif¬ fern, in den Strudel des Vor- Nach- und Über¬
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XXIII
Alexandri Sardi Ferrariensis, de moribus ac
ritibus gentium. Venetiis, ex officina Stel¬
lae Jordani Zilleti. 1557. [Ein nützliches Al¬
lerlei zur Volksthumskunde des Alterthums; viel
und treu geſammelter Bauſtoff, mancher auch
ſchon aus dem Gröbſten gearbeitet; aber bunt
durch einander liegend.]
Jch kann die Kinder nicht leiden, die mehr¬
geworden ſich ihrer Ältern ſchämen. Jch kann
die Schriftſteller nicht achten, die im vornehmen
Geheimthun es nicht wiſſen laſſen wollen, daß
ſie von Andern gelernt, und allmählig zugelernt
haben.
Auf Wandersfüßen ſtehend ſchreibt man
nicht ewige Tafeln; einen Knoten in die Zweige
ſchürzen, einen Hegewiſch ſtecken, ein Warnungs¬
merk in einen Mahlbaum ſchnitzeln: — Das
kann man den Nachwanderern leiſten. Auf ei¬
nige Jrr- Ab- und Schleichwege iſt aufmerk¬
ſam gemacht; einige Bahnen ſind bezeichnet, auf
denen Völker gewandelt ſind zu Größe und
Dauer. Doch um Alles, was der Name Volks¬
thum in ſich begreift vollſtändig zu erſchöpfen,
— gehört ein Lebensalter aus der Erzväterzeit;
man muß die Geheimſchrift der Natur entzif¬
fern, in den Strudel des Vor- Nach- und Über¬
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. XXIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/29>, abgerufen am 24.11.2024.
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