"schickt sei. Und dieß als einen unläugbaren "Grund vorausgesetzt, würde es bei näherer "Vergleichung schwer fallen zu entscheiden, wel¬ "che von beiden Sprachen zur dramatischen Mu¬ "sik die tauglichste wäre. Die unsrige besitze ei¬ "ne Menge nachahmender Töne, eine Menge "von sanften, und einen noch größern Reich¬ "thum an schallenden, prächtigen, den majestäti¬ "schen und furchtbaren Auftritten in der Natur, "und den stärkern Bewegungen der Seele an¬ "gemessenen Worten und Ausdrücken; so daß "ein verständiger Componist das, was sie viel¬ "leicht an Weichheit und Süßheit gegen die "Welsche verliere, an der Stärke und dem Nach¬ "drücklichen, so sie vor derselben voraus habe, "reichlich wieder gewinnen könne. Überdieß se¬ "tze sie durch die größere Mannigfaltigkeit ih¬ "rer Töne und lyrischen Versarten, und durch "ihre beinahe gleich große Freiheit in Stellung "und Verschränkung der Wörter, sowohl den "Dichter als Componisten in den Stand, der "Declamation diesen schönen, immer der Sache "angemessenen Numerus zu geben, von dessen "wunderbaren Kräften die Alten so richtig dach¬
„ſchickt ſei. Und dieß als einen unläugbaren „Grund vorausgeſetzt, würde es bei näherer „Vergleichung ſchwer fallen zu entſcheiden, wel¬ „che von beiden Sprachen zur dramatiſchen Mu¬ „ſik die tauglichſte wäre. Die unſrige beſitze ei¬ „ne Menge nachahmender Töne, eine Menge „von ſanften, und einen noch größern Reich¬ „thum an ſchallenden, prächtigen, den majeſtäti¬ „ſchen und furchtbaren Auftritten in der Natur, „und den ſtärkern Bewegungen der Seele an¬ „gemeſſenen Worten und Ausdrücken; ſo daß „ein verſtändiger Componiſt das, was ſie viel¬ „leicht an Weichheit und Süßheit gegen die „Welſche verliere, an der Stärke und dem Nach¬ „drücklichen, ſo ſie vor derſelben voraus habe, „reichlich wieder gewinnen könne. Überdieß ſe¬ „tze ſie durch die größere Mannigfaltigkeit ih¬ „rer Töne und lyriſchen Versarten, und durch „ihre beinahe gleich große Freiheit in Stellung „und Verſchränkung der Wörter, ſowohl den „Dichter als Componiſten in den Stand, der „Declamation dieſen ſchönen, immer der Sache „angemeſſenen Numerus zu geben, von deſſen „wunderbaren Kräften die Alten ſo richtig dach¬
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„ſchickt ſei. Und dieß als einen unläugbaren
„Grund vorausgeſetzt, würde es bei näherer
„Vergleichung ſchwer fallen zu entſcheiden, wel¬
„che von beiden Sprachen zur dramatiſchen Mu¬
„ſik die tauglichſte wäre. Die unſrige beſitze ei¬
„ne Menge nachahmender Töne, eine Menge
„von ſanften, und einen noch größern Reich¬
„thum an ſchallenden, prächtigen, den majeſtäti¬
„ſchen und furchtbaren Auftritten in der Natur,
„und den ſtärkern Bewegungen der Seele an¬
„gemeſſenen Worten und Ausdrücken; ſo daß
„ein verſtändiger Componiſt das, was ſie viel¬
„leicht an Weichheit und Süßheit gegen die
„Welſche verliere, an der Stärke und dem Nach¬
„drücklichen, ſo ſie vor derſelben voraus habe,
„reichlich wieder gewinnen könne. Überdieß ſe¬
„tze ſie durch die größere Mannigfaltigkeit ih¬
„rer Töne und lyriſchen Versarten, und durch
„ihre beinahe gleich große Freiheit in Stellung
„und Verſchränkung der Wörter, ſowohl den
„Dichter als Componiſten in den Stand, der
„Declamation dieſen ſchönen, immer der Sache
„angemeſſenen Numerus zu geben, von deſſen
„wunderbaren Kräften die Alten ſo richtig dach¬
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/226>, abgerufen am 24.11.2024.
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