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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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Kleidern und gutem Gelde in Gesellschaften, wo
wenn die Rede noch Werth hätte, diese Aus¬
schuß blieben. Einst kaufte ein armer Sünder,
der auch ein Mahl gern den Mund zu etwas
Anderm als "ich passe" aufthun wollte, einem
berühmten Erzähler eine hübsche Geschichte ab,
mit dem Beding, daß Verkäufer sie nie wieder
erzählen sollte. Das ging so lange gut, bis bei¬
de sich in einer Gesellschaft trafen, wo der Ein¬
händler den gekauften Witz äußerst erbärm¬
lich machte, und der alte Erzähler aufsprang:
"Hier haben Sie ihr Geld wieder, lassen Sie
mir meine Geschichte."

Rechtschreiben. Unbegreiflich wie man
das Buchstäbliche noch so gut lernt. "Das ge¬
dehnte a wird durch aa, durch ah und gar
nicht bezeichnet u. s. w." Was ist das? Ge¬
rade wie die Schöppenstädterei am Wegweiser
dicht vor dem Thor: "Hier geht der rechte Weg
nach der Stadt." Nein es sollte vereinfacht
werden dieses Regelunwesen. Die Rechtschrei¬
bung der Buchstäblichkeit muß immer mit Wort¬
forschung verbunden werden; dazu fehlt den
Schulen ein Deutsches Wörterbuch, wie

Kleidern und gutem Gelde in Geſellſchaften, wo
wenn die Rede noch Werth hätte, dieſe Aus¬
ſchuß blieben. Einſt kaufte ein armer Sünder,
der auch ein Mahl gern den Mund zu etwas
Anderm als „ich paſſe“ aufthun wollte, einem
berühmten Erzähler eine hübſche Geſchichte ab,
mit dem Beding, daß Verkäufer ſie nie wieder
erzählen ſollte. Das ging ſo lange gut, bis bei¬
de ſich in einer Geſellſchaft trafen, wo der Ein¬
händler den gekauften Witz äußerſt erbärm¬
lich machte, und der alte Erzähler aufſprang:
„Hier haben Sie ihr Geld wieder, laſſen Sie
mir meine Geſchichte.“

Rechtſchreiben. Unbegreiflich wie man
das Buchſtäbliche noch ſo gut lernt. „Das ge¬
dehnte a wird durch aa, durch ah und gar
nicht bezeichnet u. ſ. w.“ Was iſt das? Ge¬
rade wie die Schöppenſtädterei am Wegweiſer
dicht vor dem Thor: „Hier geht der rechte Weg
nach der Stadt.“ Nein es ſollte vereinfacht
werden dieſes Regelunweſen. Die Rechtſchrei¬
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forſchung verbunden werden; dazu fehlt den
Schulen ein Deutſches Wörterbuch, wie

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[191/0221] 191 Kleidern und gutem Gelde in Geſellſchaften, wo wenn die Rede noch Werth hätte, dieſe Aus¬ ſchuß blieben. Einſt kaufte ein armer Sünder, der auch ein Mahl gern den Mund zu etwas Anderm als „ich paſſe“ aufthun wollte, einem berühmten Erzähler eine hübſche Geſchichte ab, mit dem Beding, daß Verkäufer ſie nie wieder erzählen ſollte. Das ging ſo lange gut, bis bei¬ de ſich in einer Geſellſchaft trafen, wo der Ein¬ händler den gekauften Witz äußerſt erbärm¬ lich machte, und der alte Erzähler aufſprang: „Hier haben Sie ihr Geld wieder, laſſen Sie mir meine Geſchichte.“ Rechtſchreiben. Unbegreiflich wie man das Buchſtäbliche noch ſo gut lernt. „Das ge¬ dehnte a wird durch aa, durch ah und gar nicht bezeichnet u. ſ. w.“ Was iſt das? Ge¬ rade wie die Schöppenſtädterei am Wegweiſer dicht vor dem Thor: „Hier geht der rechte Weg nach der Stadt.“ Nein es ſollte vereinfacht werden dieſes Regelunweſen. Die Rechtſchrei¬ bung der Buchſtäblichkeit muß immer mit Wort¬ forſchung verbunden werden; dazu fehlt den Schulen ein Deutſches Wörterbuch, wie

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/221>, abgerufen am 27.11.2024.