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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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sen wir die wahre Gestalt des Urchristenthums
ausmitteln, und uns alsdann in der Völkerwelt
umsehen: Welches von allen noch lebenden
Volksthümern dem reinen Christenthum am
Meisten zusagt? Unmöglich wird das Endur¬
theil für ein anderes, als für das echte, unver¬
fälschte, menschheitliche Deutsche Volksthum aus¬
fallen: Und danu ist die Deutsche Kirchenver¬
besserung, unter den Völkern Germanischen Ge¬
schlechts, eine vollkommen erklärbare Erscheinung;
die vom Nordkap bis zu den Alpenfirnen, von
Jrrland bis zur Narwa, und durch Ungarn bis
nach Siebenbürgen, wie eine Blitzmittheilung
geleitet wurde. Sie war ein plötzliches unver¬
muthetes Auffinden eines unbekannten Nahver¬
wandten, ein Wiedererkennen eines lange ver¬
schollenen Freundes.

"Es lag also nicht in dem Verbot, und in
"den Anstalten der Regierungen, es lag in dem
"Charakter der Nationen, wenn die Reforma¬
"tion in jene Länder keinen Eingang fand. Ob
"zum Vortheil oder Nachtheil jener Völker,
"kann jetzt wohl keine Frage mehr sein. Jn¬
"dem sie an der großen Jdeengährung, welche

ſen wir die wahre Geſtalt des Urchriſtenthums
ausmitteln, und uns alsdann in der Völkerwelt
umſehen: Welches von allen noch lebenden
Volksthümern dem reinen Chriſtenthum am
Meiſten zuſagt? Unmöglich wird das Endur¬
theil für ein anderes, als für das echte, unver¬
fälſchte, menſchheitliche Deutſche Volkſthum aus¬
fallen: Und danu iſt die Deutſche Kirchenver¬
beſſerung, unter den Völkern Germaniſchen Ge¬
ſchlechts, eine vollkommen erklärbare Erſcheinung;
die vom Nordkap bis zu den Alpenfirnen, von
Jrrland bis zur Narwa, und durch Ungarn bis
nach Siebenbürgen, wie eine Blitzmittheilung
geleitet wurde. Sie war ein plötzliches unver¬
muthetes Auffinden eines unbekannten Nahver¬
wandten, ein Wiedererkennen eines lange ver¬
ſchollenen Freundes.

„Es lag alſo nicht in dem Verbot, und in
„den Anſtalten der Regierungen, es lag in dem
„Charakter der Nationen, wenn die Reforma¬
„tion in jene Länder keinen Eingang fand. Ob
„zum Vortheil oder Nachtheil jener Völker,
„kann jetzt wohl keine Frage mehr ſein. Jn¬
„dem ſie an der großen Jdeengährung, welche

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[159/0189] 159 ſen wir die wahre Geſtalt des Urchriſtenthums ausmitteln, und uns alsdann in der Völkerwelt umſehen: Welches von allen noch lebenden Volksthümern dem reinen Chriſtenthum am Meiſten zuſagt? Unmöglich wird das Endur¬ theil für ein anderes, als für das echte, unver¬ fälſchte, menſchheitliche Deutſche Volkſthum aus¬ fallen: Und danu iſt die Deutſche Kirchenver¬ beſſerung, unter den Völkern Germaniſchen Ge¬ ſchlechts, eine vollkommen erklärbare Erſcheinung; die vom Nordkap bis zu den Alpenfirnen, von Jrrland bis zur Narwa, und durch Ungarn bis nach Siebenbürgen, wie eine Blitzmittheilung geleitet wurde. Sie war ein plötzliches unver¬ muthetes Auffinden eines unbekannten Nahver¬ wandten, ein Wiedererkennen eines lange ver¬ ſchollenen Freundes. „Es lag alſo nicht in dem Verbot, und in „den Anſtalten der Regierungen, es lag in dem „Charakter der Nationen, wenn die Reforma¬ „tion in jene Länder keinen Eingang fand. Ob „zum Vortheil oder Nachtheil jener Völker, „kann jetzt wohl keine Frage mehr ſein. Jn¬ „dem ſie an der großen Jdeengährung, welche

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/189>, abgerufen am 24.11.2024.