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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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6. Allgemeines bürgerliches und
peinliches Recht.


Aufhören müssen dann die unendlichen man¬
cherlei Satzungen, die das Recht ungewiß, und
die Rechtspflege weitläuftig machen. (Vergl.
Seite 38.) " Deutschland hat (nach Seume) we¬
gen Gerechtigkeiten, keine Gerechtigkeit; und we¬
gen Rechte, kein Recht."


7. Allgemeine Ausbildung der Muttersprache.

Ohne eine allgemeine Umgangs- Schrift¬
und Büchersprache herrscht im Volke eine Ver¬
wirrung. Das Hochdeutsch ist eine Gesammt¬
sprache, und hat eine unendliche Bildsamkeit in
sich; jeder Deutsche sollte es als ein nothwendi¬
ges Bürgererforderniß lernen. Ein Deutscher
Bote hielt einst Hochdeutsch für Französisch.
(Siehe Sprachwissenschaft eine große Verhin¬
derung des Religionsunterrichts bei den Land¬
leuten von Magister Gruel. Berlin 1776.)
Burgemeister und Rath in einer Sächsischen
Stadt schickten einem Preußischen Feldherrn, der

G 2
6. Allgemeines buͤrgerliches und
peinliches Recht.


Aufhören müſſen dann die unendlichen man¬
cherlei Satzungen, die das Recht ungewiß, und
die Rechtspflege weitläuftig machen. (Vergl.
Seite 38.) „ Deutſchland hat (nach Seume) we¬
gen Gerechtigkeiten, keine Gerechtigkeit; und we¬
gen Rechte, kein Recht.“


7. Allgemeine Ausbildung der Mutterſprache.

Ohne eine allgemeine Umgangs- Schrift¬
und Bücherſprache herrſcht im Volke eine Ver¬
wirrung. Das Hochdeutſch iſt eine Geſammt¬
ſprache, und hat eine unendliche Bildſamkeit in
ſich; jeder Deutſche ſollte es als ein nothwendi¬
ges Bürgererforderniß lernen. Ein Deutſcher
Bote hielt einſt Hochdeutſch für Franzöſiſch.
(Siehe Sprachwiſſenſchaft eine große Verhin¬
derung des Religionsunterrichts bei den Land¬
leuten von Magiſter Gruel. Berlin 1776.)
Burgemeiſter und Rath in einer Sächſiſchen
Stadt ſchickten einem Preußiſchen Feldherrn, der

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[99/0129] 99 6. Allgemeines buͤrgerliches und peinliches Recht. Aufhören müſſen dann die unendlichen man¬ cherlei Satzungen, die das Recht ungewiß, und die Rechtspflege weitläuftig machen. (Vergl. Seite 38.) „ Deutſchland hat (nach Seume) we¬ gen Gerechtigkeiten, keine Gerechtigkeit; und we¬ gen Rechte, kein Recht.“ 7. Allgemeine Ausbildung der Mutterſprache. Ohne eine allgemeine Umgangs- Schrift¬ und Bücherſprache herrſcht im Volke eine Ver¬ wirrung. Das Hochdeutſch iſt eine Geſammt¬ ſprache, und hat eine unendliche Bildſamkeit in ſich; jeder Deutſche ſollte es als ein nothwendi¬ ges Bürgererforderniß lernen. Ein Deutſcher Bote hielt einſt Hochdeutſch für Franzöſiſch. (Siehe Sprachwiſſenſchaft eine große Verhin¬ derung des Religionsunterrichts bei den Land¬ leuten von Magiſter Gruel. Berlin 1776.) Burgemeiſter und Rath in einer Sächſiſchen Stadt ſchickten einem Preußiſchen Feldherrn, der G 2

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/129>, abgerufen am 27.11.2024.