Verkehr mit dem unendlichen Wissen, müssen frei sein, Beide Lehrer und Lerner. Das for¬ dert die Hoheit des Menschengeistes, dadurch adelt die Wissenschaft ihre Bekenner, und wohl¬ thätig würkt diese freie, bildende Rege.
Leider entstanden die heutigen Hochschulen größtentheils in einer rohen Zeit, machten an¬ fänglich eine gelehrte Ritterschaft aus, wurden überdieß als gelehrte Zünfte eingerichtet. So ward das Wissen vom Handeln, das Gelehrt¬ sein vom Leben geschieden. Der Menschen¬ freund muß trauern, daß sich hier so selten einte, was sich nimmer trennen sollte -- Wissenschaft und Weltverstand. Da findet der Vielerfahrne in eigenen Erlebnissen einen Weisheitsschatz. Was der Zufall nicht zusammengeärntet, erkennt er im Voraus für unächt, und seine Zeit ist zu edel, er kann zur Probe keine Prüfung wagen. Und erscheint dann ein Großgeist, schafft er Ge¬ dankengebilde, Vorbilder eines bessern Seins; erfindet er Rettungsmittel für Vaterland und Menschheit: So tritt der Welterfahrne gleich als Gegner auf, spricht ab. Verworfen wird der Plan als schöne Geschichtdichtung; und die
Verkehr mit dem unendlichen Wiſſen, müſſen frei ſein, Beide Lehrer und Lerner. Das for¬ dert die Hoheit des Menſchengeiſtes, dadurch adelt die Wiſſenſchaft ihre Bekenner, und wohl¬ thätig würkt dieſe freie, bildende Rege.
Leider entſtanden die heutigen Hochſchulen größtentheils in einer rohen Zeit, machten an¬ fänglich eine gelehrte Ritterſchaft aus, wurden überdieß als gelehrte Zünfte eingerichtet. So ward das Wiſſen vom Handeln, das Gelehrt¬ ſein vom Leben geſchieden. Der Menſchen¬ freund muß trauern, daß ſich hier ſo ſelten einte, was ſich nimmer trennen ſollte — Wiſſenſchaft und Weltverſtand. Da findet der Vielerfahrne in eigenen Erlebniſſen einen Weisheitsſchatz. Was der Zufall nicht zuſammengeärntet, erkennt er im Voraus für unächt, und ſeine Zeit iſt zu edel, er kann zur Probe keine Prüfung wagen. Und erſcheint dann ein Großgeiſt, ſchafft er Ge¬ dankengebilde, Vorbilder eines beſſern Seins; erfindet er Rettungsmittel für Vaterland und Menſchheit: So tritt der Welterfahrne gleich als Gegner auf, ſpricht ab. Verworfen wird der Plan als ſchöne Geſchichtdichtung; und die
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Verkehr mit dem unendlichen Wiſſen, müſſen
frei ſein, Beide Lehrer und Lerner. Das for¬
dert die Hoheit des Menſchengeiſtes, dadurch
adelt die Wiſſenſchaft ihre Bekenner, und wohl¬
thätig würkt dieſe freie, bildende Rege.
Leider entſtanden die heutigen Hochſchulen
größtentheils in einer rohen Zeit, machten an¬
fänglich eine gelehrte Ritterſchaft aus, wurden
überdieß als gelehrte Zünfte eingerichtet. So
ward das Wiſſen vom Handeln, das Gelehrt¬
ſein vom Leben geſchieden. Der Menſchen¬
freund muß trauern, daß ſich hier ſo ſelten einte,
was ſich nimmer trennen ſollte — Wiſſenſchaft
und Weltverſtand. Da findet der Vielerfahrne
in eigenen Erlebniſſen einen Weisheitsſchatz.
Was der Zufall nicht zuſammengeärntet, erkennt
er im Voraus für unächt, und ſeine Zeit iſt zu
edel, er kann zur Probe keine Prüfung wagen.
Und erſcheint dann ein Großgeiſt, ſchafft er Ge¬
dankengebilde, Vorbilder eines beſſern Seins;
erfindet er Rettungsmittel für Vaterland und
Menſchheit: So tritt der Welterfahrne gleich
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/108>, abgerufen am 27.11.2024.
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