Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

bestallt wurde, er habe denn zuvor mit einem dort leben-
den Deutschen, einem Schüler von Kreusler, einige
Gänge gemacht, und ihn zu bestehen gewagt. Das
ganze 17te Jahrhundert hatte Deutschland die ersten
Fechtmeister, unter denen Heinrich von und zum
Velde
einer der hochberühmtesten. Er war 1585 auf
der Jusel Rügen geboren, und starb 1662 zu Leipzig,
des Stifts St. Petri Pauli zu Magdeburg Senior.
Einer seiner Schüler war Joh Joachim Heyuitzsch aus
Nordhausen, 1713 noch Fechtmeister zu Leipzig. Ein
Zeit-Kunst- und Ruhmgenosse von ihm war Hans
Wulf von Mulßheim
in Straßburg, dessen Schüler
sich in alle Lande mit Lob ausbreiteten. Aber sie reich-
ten alle nicht an Kreusler. Einst kam er unerkannt
nach Dresden, und ging als Fremder auf den Fecht-
saal der Edelknaben wo ihn König August der Starke
aufforderte mit ihm zu fechten. Aber gleich nach dem
ersten Gange warf der König hoch erfreut den Fechtel
fort, und grüßte ihn: Du bist Kreusler oder der
Teufel.
" Von allen diesen Dingen scheint Joh.
Gottfried Hoyer
nichts gewußt zu haben. Unmög-
lich hätte er sonst in seiner Geschichte der Kriegskunst.
Göttingen 1799 (2ten B. S. 104) vom Fechten schrei-
ben können: "weniger Geschmack hingegen fand der
"Deutsche an einer Leibesübung, die eine viel größere
"Beweglichkeit des Körpers erforderte, als ihm zu erlan-

gen

beſtallt wurde, er habe denn zuvor mit einem dort leben-
den Deutſchen, einem Schüler von Kreusler, einige
Gänge gemacht, und ihn zu beſtehen gewagt. Das
ganze 17te Jahrhundert hatte Deutſchland die erſten
Fechtmeiſter, unter denen Heinrich von und zum
Velde
einer der hochberühmteſten. Er war 1585 auf
der Juſel Rügen geboren, und ſtarb 1662 zu Leipzig,
des Stifts St. Petri Pauli zu Magdeburg Senior.
Einer ſeiner Schüler war Joh Joachim Heyuitzſch aus
Nordhauſen, 1713 noch Fechtmeiſter zu Leipzig. Ein
Zeit-Kunſt- und Ruhmgenoſſe von ihm war Hans
Wulf von Mulßheim
in Straßburg, deſſen Schüler
ſich in alle Lande mit Lob ausbreiteten. Aber ſie reich-
ten alle nicht an Kreusler. Einſt kam er unerkannt
nach Dresden, und ging als Fremder auf den Fecht-
ſaal der Edelknaben wo ihn König Auguſt der Starke
aufforderte mit ihm zu fechten. Aber gleich nach dem
erſten Gange warf der König hoch erfreut den Fechtel
fort, und grüßte ihn: Du biſt Kreusler oder der
Teufel.
“ Von allen dieſen Dingen ſcheint Joh.
Gottfried Hoyer
nichts gewußt zu haben. Unmög-
lich hätte er ſonſt in ſeiner Geſchichte der Kriegskunſt.
Göttingen 1799 (2ten B. S. 104) vom Fechten ſchrei-
ben können: „weniger Geſchmack hingegen fand der
„Deutſche an einer Leibesübung, die eine viel größere
„Beweglichkeit des Körpers erforderte, als ihm zu erlan-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0354" n="284"/>
be&#x017F;tallt wurde, er habe denn zuvor mit einem dort leben-<lb/>
den Deut&#x017F;chen, einem Schüler von <hi rendition="#g">Kreusler,</hi> einige<lb/>
Gänge gemacht, und ihn zu be&#x017F;tehen gewagt. Das<lb/>
ganze 17te Jahrhundert hatte Deut&#x017F;chland die er&#x017F;ten<lb/>
Fechtmei&#x017F;ter, unter denen <hi rendition="#g">Heinrich von</hi> und <hi rendition="#g">zum<lb/>
Velde</hi> einer der hochberühmte&#x017F;ten. Er war 1585 auf<lb/>
der Ju&#x017F;el Rügen geboren, und &#x017F;tarb 1662 zu Leipzig,<lb/>
des Stifts <hi rendition="#aq">St. Petri Pauli</hi> zu Magdeburg <hi rendition="#aq">Senior.</hi><lb/>
Einer &#x017F;einer Schüler war Joh Joachim <hi rendition="#g">Heyuitz&#x017F;ch</hi> aus<lb/>
Nordhau&#x017F;en, 1713 noch Fechtmei&#x017F;ter zu Leipzig. Ein<lb/>
Zeit-Kun&#x017F;t- und Ruhmgeno&#x017F;&#x017F;e von ihm war <hi rendition="#g">Hans<lb/>
Wulf von Mulßheim</hi> in Straßburg, de&#x017F;&#x017F;en Schüler<lb/>
&#x017F;ich in alle Lande mit Lob ausbreiteten. Aber &#x017F;ie reich-<lb/>
ten alle nicht an <hi rendition="#g">Kreusler.</hi> Ein&#x017F;t kam er unerkannt<lb/>
nach Dresden, und ging als Fremder auf den Fecht-<lb/>
&#x017F;aal der Edelknaben wo ihn König Augu&#x017F;t der Starke<lb/>
aufforderte mit ihm zu fechten. Aber gleich nach dem<lb/>
er&#x017F;ten Gange warf der König hoch erfreut den <hi rendition="#g">Fechtel</hi><lb/>
fort, und grüßte ihn: <hi rendition="#g">Du bi&#x017F;t Kreusler oder der<lb/>
Teufel.</hi>&#x201C; Von allen die&#x017F;en Dingen &#x017F;cheint <hi rendition="#g">Joh.<lb/>
Gottfried Hoyer</hi> nichts gewußt zu haben. Unmög-<lb/>
lich hätte er &#x017F;on&#x017F;t in &#x017F;einer Ge&#x017F;chichte der Kriegskun&#x017F;t.<lb/>
Göttingen 1799 (2ten B. S. 104) vom Fechten &#x017F;chrei-<lb/>
ben können: &#x201E;weniger Ge&#x017F;chmack hingegen fand der<lb/>
&#x201E;Deut&#x017F;che an einer Leibesübung, die eine viel größere<lb/>
&#x201E;Beweglichkeit des Körpers erforderte, als ihm zu erlan-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0354] beſtallt wurde, er habe denn zuvor mit einem dort leben- den Deutſchen, einem Schüler von Kreusler, einige Gänge gemacht, und ihn zu beſtehen gewagt. Das ganze 17te Jahrhundert hatte Deutſchland die erſten Fechtmeiſter, unter denen Heinrich von und zum Velde einer der hochberühmteſten. Er war 1585 auf der Juſel Rügen geboren, und ſtarb 1662 zu Leipzig, des Stifts St. Petri Pauli zu Magdeburg Senior. Einer ſeiner Schüler war Joh Joachim Heyuitzſch aus Nordhauſen, 1713 noch Fechtmeiſter zu Leipzig. Ein Zeit-Kunſt- und Ruhmgenoſſe von ihm war Hans Wulf von Mulßheim in Straßburg, deſſen Schüler ſich in alle Lande mit Lob ausbreiteten. Aber ſie reich- ten alle nicht an Kreusler. Einſt kam er unerkannt nach Dresden, und ging als Fremder auf den Fecht- ſaal der Edelknaben wo ihn König Auguſt der Starke aufforderte mit ihm zu fechten. Aber gleich nach dem erſten Gange warf der König hoch erfreut den Fechtel fort, und grüßte ihn: Du biſt Kreusler oder der Teufel.“ Von allen dieſen Dingen ſcheint Joh. Gottfried Hoyer nichts gewußt zu haben. Unmög- lich hätte er ſonſt in ſeiner Geſchichte der Kriegskunſt. Göttingen 1799 (2ten B. S. 104) vom Fechten ſchrei- ben können: „weniger Geſchmack hingegen fand der „Deutſche an einer Leibesübung, die eine viel größere „Beweglichkeit des Körpers erforderte, als ihm zu erlan- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/354
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/354>, abgerufen am 25.11.2024.