ches *). Gott mußte mit seinen Gesetzen, welche die Verehrung eines einigen Gottes zum Hauptzwecke hatten, solche Beloh- nungen und Strafen verbinden, die zu- gleich überzeugeten, ausser dem Johova sey kein anderer Gott. Eine solche überzeu- gende Kraft aber haben die Vorstellungen einer zukünftigen Welt nicht, sondern setzen vielmehr einen unendlichen und allmächti- gen Gott zum voraus. Diejenige Arth aber, so der Weiseste erwählete, die Jsrae- liten an seine Gesetze zu binden, war zu- gleich der deutlichste und eindringendeste Beweis, daß er Gott und zwar ganz al- leine sey. Wenn sie sich zu ihm hielten und seine Gesetze verehreten, so gab er ihnen fruchtbare Zeiten und Sieg wider die mächtigsten Feinde. Wenn sie aber seiner müde wurden und seine Gesetze verliessen, so suchte er sie mit allerhand Landplagen heim und übergab sie ihren Feinden. Und damit sie nicht denken möchten, es füge sich selbiges ohngefähr also, so ließ er ihnen die guten und bösen Verhängnisse mit sol- chen Umständen vorhersagen, daß kein Zweifel übrig bleiben konnte, Gott regiere diese Schicksahle und verkündige sie seinen
Prophe-
*) Dieses thaten besonders die Aegypter. Man lese solches in Bruckers Fragen aus der philosophischen Historie Th. I. B. I. C. VIII. §. VII. S. 178.
ches *). Gott mußte mit ſeinen Geſetzen, welche die Verehrung eines einigen Gottes zum Hauptzwecke hatten, ſolche Beloh- nungen und Strafen verbinden, die zu- gleich uͤberzeugeten, auſſer dem Johova ſey kein anderer Gott. Eine ſolche uͤberzeu- gende Kraft aber haben die Vorſtellungen einer zukuͤnftigen Welt nicht, ſondern ſetzen vielmehr einen unendlichen und allmaͤchti- gen Gott zum voraus. Diejenige Arth aber, ſo der Weiſeſte erwaͤhlete, die Jſrae- liten an ſeine Geſetze zu binden, war zu- gleich der deutlichſte und eindringendeſte Beweis, daß er Gott und zwar ganz al- leine ſey. Wenn ſie ſich zu ihm hielten und ſeine Geſetze verehreten, ſo gab er ihnen fruchtbare Zeiten und Sieg wider die maͤchtigſten Feinde. Wenn ſie aber ſeiner muͤde wurden und ſeine Geſetze verlieſſen, ſo ſuchte er ſie mit allerhand Landplagen heim und uͤbergab ſie ihren Feinden. Und damit ſie nicht denken moͤchten, es fuͤge ſich ſelbiges ohngefaͤhr alſo, ſo ließ er ihnen die guten und boͤſen Verhaͤngniſſe mit ſol- chen Umſtaͤnden vorherſagen, daß kein Zweifel uͤbrig bleiben konnte, Gott regiere dieſe Schickſahle und verkuͤndige ſie ſeinen
Prophe-
*) Dieſes thaten beſonders die Aegypter. Man leſe ſolches in Bruckers Fragen aus der philoſophiſchen Hiſtorie Th. I. B. I. C. VIII. §. VII. S. 178.
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ches *). Gott mußte mit ſeinen Geſetzen,
welche die Verehrung eines einigen Gottes
zum Hauptzwecke hatten, ſolche Beloh-
nungen und Strafen verbinden, die zu-
gleich uͤberzeugeten, auſſer dem Johova ſey
kein anderer Gott. Eine ſolche uͤberzeu-
gende Kraft aber haben die Vorſtellungen
einer zukuͤnftigen Welt nicht, ſondern ſetzen
vielmehr einen unendlichen und allmaͤchti-
gen Gott zum voraus. Diejenige Arth
aber, ſo der Weiſeſte erwaͤhlete, die Jſrae-
liten an ſeine Geſetze zu binden, war zu-
gleich der deutlichſte und eindringendeſte
Beweis, daß er Gott und zwar ganz al-
leine ſey. Wenn ſie ſich zu ihm hielten
und ſeine Geſetze verehreten, ſo gab er ihnen
fruchtbare Zeiten und Sieg wider die
maͤchtigſten Feinde. Wenn ſie aber ſeiner
muͤde wurden und ſeine Geſetze verlieſſen,
ſo ſuchte er ſie mit allerhand Landplagen
heim und uͤbergab ſie ihren Feinden. Und
damit ſie nicht denken moͤchten, es fuͤge
ſich ſelbiges ohngefaͤhr alſo, ſo ließ er ihnen
die guten und boͤſen Verhaͤngniſſe mit ſol-
chen Umſtaͤnden vorherſagen, daß kein
Zweifel uͤbrig bleiben konnte, Gott regiere
dieſe Schickſahle und verkuͤndige ſie ſeinen
Prophe-
*) Dieſes thaten beſonders die Aegypter.
Man leſe ſolches in Bruckers Fragen aus
der philoſophiſchen Hiſtorie Th. I. B. I.
C. VIII. §. VII. S. 178.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/99>, abgerufen am 25.11.2024.
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