Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.sey, sondern einen göttlichen Ursprung ha- §. 24. hörige Menge Zeugen, in deren Gegenwart
sie geschehen. Sie haben auch ihre Orakel oder Weissagungen. Sie sind aber oft sehr zweydeutig und führen niemahls zu der Er- känntniß des einigen Gottes und zu einer lieb- reichen Gemeinschaft mit demselben. Man kann das Göttliche der Offenbarung auch ei- nigermassen durch das innere Gefühl empfin- den. Man lese alle alte heidnische Gesetzge- ber, Weisen und Dichter. Man lese darauf zum Exempel aus dem 5 B. Mos. das 32 Cap. Jos. C. 24. Psalm 51. 95. 103. 104. 119. 139. den Jesaias, den Jeremias. Wird man nicht etwas fühlen, so uns Andacht, Erkänntlich- keit gegen den Allmächtigen einflösset? Wird man diese Wirkung jemahls bey Lesung derer- jenigen heidnischen Weisen und Dichter, wel- che vor den Zeiten des Evangelii gelebet, bey sich spühren? Auf diese merkliche Arth bezeu- get sich der Geist Gottes in dem Jnwendigen seines Wortes und in dem Jnnern einer Seele, welche selbiges mit Aufmerksamkeit lieset. Wir sagen aber nicht, daß jemand hierbey soll stehen bleiben, sondern man muß die äusser- lichen Kennzeichen mit dazu nehmen, weil sonst jemand leicht von einer schwärmenden Einbildungskraft kann betrogen werden, und auch eine andere Schrift, welche ihre Be- griffe und Ausdrücke aus der Offenbahrung entlehnet, ähnliche Empfindungen verursachen kann. Hiemit aber leugne ich auch keines- weges, daß zugleich eine besondere Wirkung des heiligen Geistes an der Seele arbeite und sie ſey, ſondern einen goͤttlichen Urſprung ha- §. 24. hoͤrige Menge Zeugen, in deren Gegenwart
ſie geſchehen. Sie haben auch ihre Orakel oder Weiſſagungen. Sie ſind aber oft ſehr zweydeutig und fuͤhren niemahls zu der Er- kaͤnntniß des einigen Gottes und zu einer lieb- reichen Gemeinſchaft mit demſelben. Man kann das Goͤttliche der Offenbarung auch ei- nigermaſſen durch das innere Gefuͤhl empfin- den. Man leſe alle alte heidniſche Geſetzge- ber, Weiſen und Dichter. Man leſe darauf zum Exempel aus dem 5 B. Moſ. das 32 Cap. Joſ. C. 24. Pſalm 51. 95. 103. 104. 119. 139. den Jeſaias, den Jeremias. Wird man nicht etwas fuͤhlen, ſo uns Andacht, Erkaͤnntlich- keit gegen den Allmaͤchtigen einfloͤſſet? Wird man dieſe Wirkung jemahls bey Leſung derer- jenigen heidniſchen Weiſen und Dichter, wel- che vor den Zeiten des Evangelii gelebet, bey ſich ſpuͤhren? Auf dieſe merkliche Arth bezeu- get ſich der Geiſt Gottes in dem Jnwendigen ſeines Wortes und in dem Jnnern einer Seele, welche ſelbiges mit Aufmerkſamkeit lieſet. Wir ſagen aber nicht, daß jemand hierbey ſoll ſtehen bleiben, ſondern man muß die aͤuſſer- lichen Kennzeichen mit dazu nehmen, weil ſonſt jemand leicht von einer ſchwaͤrmenden Einbildungskraft kann betrogen werden, und auch eine andere Schrift, welche ihre Be- griffe und Ausdruͤcke aus der Offenbahrung entlehnet, aͤhnliche Empfindungen verurſachen kann. Hiemit aber leugne ich auch keines- weges, daß zugleich eine beſondere Wirkung des heiligen Geiſtes an der Seele arbeite und ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0079" n="59"/> ſey, ſondern einen goͤttlichen Urſprung ha-<lb/> be. Es wird ſelbiger aus folgenden noch<lb/> mehr beſtaͤrket.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. 24.</fw><lb/> <p> <note next="#a12" xml:id="a11" prev="#a10" place="foot" n="*)">hoͤrige Menge Zeugen, in deren Gegenwart<lb/> ſie geſchehen. Sie haben auch ihre Orakel<lb/> oder Weiſſagungen. Sie ſind aber oft ſehr<lb/> zweydeutig und fuͤhren niemahls zu der Er-<lb/> kaͤnntniß des einigen Gottes und zu einer lieb-<lb/> reichen Gemeinſchaft mit demſelben. Man<lb/> kann das Goͤttliche der Offenbarung auch ei-<lb/> nigermaſſen durch das innere Gefuͤhl empfin-<lb/> den. Man leſe alle alte heidniſche Geſetzge-<lb/> ber, Weiſen und Dichter. Man leſe darauf<lb/> zum Exempel aus dem 5 B. Moſ. das 32 Cap.<lb/> Joſ. C. 24. Pſalm 51. 95. 103. 104. 119. 139.<lb/> den Jeſaias, den Jeremias. Wird man nicht<lb/> etwas fuͤhlen, ſo uns Andacht, Erkaͤnntlich-<lb/> keit gegen den Allmaͤchtigen einfloͤſſet? Wird<lb/> man dieſe Wirkung jemahls bey Leſung derer-<lb/> jenigen heidniſchen Weiſen und Dichter, wel-<lb/> che vor den Zeiten des Evangelii gelebet, bey<lb/> ſich ſpuͤhren? Auf dieſe merkliche Arth bezeu-<lb/> get ſich der Geiſt Gottes in dem Jnwendigen<lb/> ſeines Wortes und in dem Jnnern einer Seele,<lb/> welche ſelbiges mit Aufmerkſamkeit lieſet.<lb/> Wir ſagen aber nicht, daß jemand hierbey<lb/> ſoll ſtehen bleiben, ſondern man muß die aͤuſſer-<lb/> lichen Kennzeichen mit dazu nehmen, weil<lb/> ſonſt jemand leicht von einer ſchwaͤrmenden<lb/> Einbildungskraft kann betrogen werden, und<lb/> auch eine andere Schrift, welche ihre Be-<lb/> griffe und Ausdruͤcke aus der Offenbahrung<lb/> entlehnet, aͤhnliche Empfindungen verurſachen<lb/> kann. Hiemit aber leugne ich auch keines-<lb/> weges, daß zugleich eine beſondere Wirkung<lb/> des heiligen Geiſtes an der Seele arbeite und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſie</fw></note> </p> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [59/0079]
ſey, ſondern einen goͤttlichen Urſprung ha-
be. Es wird ſelbiger aus folgenden noch
mehr beſtaͤrket.
§. 24.
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*) hoͤrige Menge Zeugen, in deren Gegenwart
ſie geſchehen. Sie haben auch ihre Orakel
oder Weiſſagungen. Sie ſind aber oft ſehr
zweydeutig und fuͤhren niemahls zu der Er-
kaͤnntniß des einigen Gottes und zu einer lieb-
reichen Gemeinſchaft mit demſelben. Man
kann das Goͤttliche der Offenbarung auch ei-
nigermaſſen durch das innere Gefuͤhl empfin-
den. Man leſe alle alte heidniſche Geſetzge-
ber, Weiſen und Dichter. Man leſe darauf
zum Exempel aus dem 5 B. Moſ. das 32 Cap.
Joſ. C. 24. Pſalm 51. 95. 103. 104. 119. 139.
den Jeſaias, den Jeremias. Wird man nicht
etwas fuͤhlen, ſo uns Andacht, Erkaͤnntlich-
keit gegen den Allmaͤchtigen einfloͤſſet? Wird
man dieſe Wirkung jemahls bey Leſung derer-
jenigen heidniſchen Weiſen und Dichter, wel-
che vor den Zeiten des Evangelii gelebet, bey
ſich ſpuͤhren? Auf dieſe merkliche Arth bezeu-
get ſich der Geiſt Gottes in dem Jnwendigen
ſeines Wortes und in dem Jnnern einer Seele,
welche ſelbiges mit Aufmerkſamkeit lieſet.
Wir ſagen aber nicht, daß jemand hierbey
ſoll ſtehen bleiben, ſondern man muß die aͤuſſer-
lichen Kennzeichen mit dazu nehmen, weil
ſonſt jemand leicht von einer ſchwaͤrmenden
Einbildungskraft kann betrogen werden, und
auch eine andere Schrift, welche ihre Be-
griffe und Ausdruͤcke aus der Offenbahrung
entlehnet, aͤhnliche Empfindungen verurſachen
kann. Hiemit aber leugne ich auch keines-
weges, daß zugleich eine beſondere Wirkung
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