Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.Diese und viele andere Umstände sind sey, sie nicht wol für erdichtet halten kann, so gie-
bet solches die größte Wahrscheinlichkeit, daß die Schrift von ihm sey. Ja man kann da- durch zu Zeiten einen Schriftsteller errathen, der sich nicht einmahl genannt hat. Kommt dieses noch hinzu, daß man einen Schriftsteller persönlich gekannt, seine Arth zu denken und sich auszudrücken oft gehöret; so kann man, wenn man eine Schrift von ihm lieset, mit ziemlicher Gewißheit durch das innere Gefühl empfinden, ob selbige Schrift von ihm sey oder nicht. So bezeichnet und bezeuget sich der Geist Gottes selber in der Schrift bey auf- merksamen und unpartheyschen Lesern, durch die erhabenen Vorstellungen von Gott, welche die Begriffe der damahligen Zeiten weit über- steigen, durch Anordnungen, darauf unmög- lich ein Mensch verfallen können, durch die er- habenen Tugenden, die damahls niemand, besonders dem gemeinen Manne, gelehret, durch die Weissagungen und durch allerhand präch- tige Ausdrücke, deren sich niemand von den alten Gesetzgebern bedienet. Es heisset im- mer: so spricht der Herr, und hiermit wer- den entweder die größten Wunder in den Au- gen vieler tausend verrichtet, oder der Geist Gottes beziehet sich auf solche, die in den Au- gen vieler tausend geschehen, oder auf Weis- sagungen, deren Erfüllung die göttlichen Aus- sagen bekräftigen. Die Heiden berufen sich zwar auch auf Wunder, aber sie sind sehr läppisch, und es fehlet ihnen eine göttliche Pracht, eine erhabene göttliche Absicht, und eine ge- hörige Dieſe und viele andere Umſtaͤnde ſind ſey, ſie nicht wol fuͤr erdichtet halten kann, ſo gie-
bet ſolches die groͤßte Wahrſcheinlichkeit, daß die Schrift von ihm ſey. Ja man kann da- durch zu Zeiten einen Schriftſteller errathen, der ſich nicht einmahl genannt hat. Kommt dieſes noch hinzu, daß man einen Schriftſteller perſoͤnlich gekannt, ſeine Arth zu denken und ſich auszudruͤcken oft gehoͤret; ſo kann man, wenn man eine Schrift von ihm lieſet, mit ziemlicher Gewißheit durch das innere Gefuͤhl empfinden, ob ſelbige Schrift von ihm ſey oder nicht. So bezeichnet und bezeuget ſich der Geiſt Gottes ſelber in der Schrift bey auf- merkſamen und unpartheyſchen Leſern, durch die erhabenen Vorſtellungen von Gott, welche die Begriffe der damahligen Zeiten weit uͤber- ſteigen, durch Anordnungen, darauf unmoͤg- lich ein Menſch verfallen koͤnnen, durch die er- habenen Tugenden, die damahls niemand, beſonders dem gemeinen Manne, gelehret, durch die Weiſſagungen und durch allerhand praͤch- tige Ausdruͤcke, deren ſich niemand von den alten Geſetzgebern bedienet. Es heiſſet im- mer: ſo ſpricht der Herr, und hiermit wer- den entweder die groͤßten Wunder in den Au- gen vieler tauſend verrichtet, oder der Geiſt Gottes beziehet ſich auf ſolche, die in den Au- gen vieler tauſend geſchehen, oder auf Weiſ- ſagungen, deren Erfuͤllung die goͤttlichen Aus- ſagen bekraͤftigen. Die Heiden berufen ſich zwar auch auf Wunder, aber ſie ſind ſehr laͤppiſch, und es fehlet ihnen eine goͤttliche Pracht, eine erhabene goͤttliche Abſicht, und eine ge- hoͤrige <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0078" n="58"/> <p>Dieſe und viele andere Umſtaͤnde ſind<lb/> die deutlichſten Merkmahle, daß das Ge-<lb/> ſetz des Moſes keine menſchliche Erfindung<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſey,</fw><lb/><note next="#a11" xml:id="a10" prev="#a09" place="foot" n="*)">ſie nicht wol fuͤr erdichtet halten kann, ſo gie-<lb/> bet ſolches die groͤßte Wahrſcheinlichkeit, daß<lb/> die Schrift von ihm ſey. Ja man kann da-<lb/> durch zu Zeiten einen Schriftſteller errathen,<lb/> der ſich nicht einmahl genannt hat. Kommt<lb/> dieſes noch hinzu, daß man einen Schriftſteller<lb/> perſoͤnlich gekannt, ſeine Arth zu denken und<lb/> ſich auszudruͤcken oft gehoͤret; ſo kann man,<lb/> wenn man eine Schrift von ihm lieſet, mit<lb/> ziemlicher Gewißheit durch das innere Gefuͤhl<lb/> empfinden, ob ſelbige Schrift von ihm ſey oder<lb/> nicht. So bezeichnet und bezeuget ſich der<lb/> Geiſt Gottes ſelber in der Schrift bey auf-<lb/> merkſamen und unpartheyſchen Leſern, durch<lb/> die erhabenen Vorſtellungen von Gott, welche<lb/> die Begriffe der damahligen Zeiten weit uͤber-<lb/> ſteigen, durch Anordnungen, darauf unmoͤg-<lb/> lich ein Menſch verfallen koͤnnen, durch die er-<lb/> habenen Tugenden, die damahls niemand,<lb/> beſonders dem gemeinen Manne, gelehret, durch<lb/> die Weiſſagungen und durch allerhand praͤch-<lb/> tige Ausdruͤcke, deren ſich niemand von den<lb/> alten Geſetzgebern bedienet. Es heiſſet im-<lb/> mer: <hi rendition="#fr">ſo ſpricht der Herr,</hi> und hiermit wer-<lb/> den entweder die groͤßten Wunder in den Au-<lb/> gen vieler tauſend verrichtet, oder der Geiſt<lb/> Gottes beziehet ſich auf ſolche, die in den Au-<lb/> gen vieler tauſend geſchehen, oder auf Weiſ-<lb/> ſagungen, deren Erfuͤllung die goͤttlichen Aus-<lb/> ſagen bekraͤftigen. Die Heiden berufen ſich<lb/> zwar auch auf Wunder, aber ſie ſind ſehr<lb/> laͤppiſch, und es fehlet ihnen eine goͤttliche Pracht,<lb/> eine erhabene goͤttliche Abſicht, und eine ge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">hoͤrige</fw></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0078]
Dieſe und viele andere Umſtaͤnde ſind
die deutlichſten Merkmahle, daß das Ge-
ſetz des Moſes keine menſchliche Erfindung
ſey,
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*) ſie nicht wol fuͤr erdichtet halten kann, ſo gie-
bet ſolches die groͤßte Wahrſcheinlichkeit, daß
die Schrift von ihm ſey. Ja man kann da-
durch zu Zeiten einen Schriftſteller errathen,
der ſich nicht einmahl genannt hat. Kommt
dieſes noch hinzu, daß man einen Schriftſteller
perſoͤnlich gekannt, ſeine Arth zu denken und
ſich auszudruͤcken oft gehoͤret; ſo kann man,
wenn man eine Schrift von ihm lieſet, mit
ziemlicher Gewißheit durch das innere Gefuͤhl
empfinden, ob ſelbige Schrift von ihm ſey oder
nicht. So bezeichnet und bezeuget ſich der
Geiſt Gottes ſelber in der Schrift bey auf-
merkſamen und unpartheyſchen Leſern, durch
die erhabenen Vorſtellungen von Gott, welche
die Begriffe der damahligen Zeiten weit uͤber-
ſteigen, durch Anordnungen, darauf unmoͤg-
lich ein Menſch verfallen koͤnnen, durch die er-
habenen Tugenden, die damahls niemand,
beſonders dem gemeinen Manne, gelehret, durch
die Weiſſagungen und durch allerhand praͤch-
tige Ausdruͤcke, deren ſich niemand von den
alten Geſetzgebern bedienet. Es heiſſet im-
mer: ſo ſpricht der Herr, und hiermit wer-
den entweder die groͤßten Wunder in den Au-
gen vieler tauſend verrichtet, oder der Geiſt
Gottes beziehet ſich auf ſolche, die in den Au-
gen vieler tauſend geſchehen, oder auf Weiſ-
ſagungen, deren Erfuͤllung die goͤttlichen Aus-
ſagen bekraͤftigen. Die Heiden berufen ſich
zwar auch auf Wunder, aber ſie ſind ſehr
laͤppiſch, und es fehlet ihnen eine goͤttliche Pracht,
eine erhabene goͤttliche Abſicht, und eine ge-
hoͤrige
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