Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

fleck für die menschliche Vernunft und ein
unwidersprechlicher Beweis von ihrer
Schwäche, daß diese Thorheit den ganzen
Erdboden überzogen, und nur erst ein mit-
telmäßiger Theil derselben durch göttliche
Anstalten, die durch viele Jahrhunderte
fortgesetzet worden, zu anständigern Be-
griffen von Gott und zu einem vernünftigern
Gottesdienst hat können gebracht werden.

§. 19.
Einige
Religions-
sätze der
Abgötter.

Als nämlich die Erkänntniß des einigen
und wahren Gottes, welche sich bis in die
Zeiten Abrahams noch hier und da erhal-
ten hatte*), anfieng nach und nach ganz
verdunkelt zu werden, offenbahrete sich
Gott dem Abraham und befestigte ihn in
der Erkänntniß des einigen Schöpfers
Himmels und der Erden, und in der ver-
nünftigen an ihm gefälligen Verehrung
desselben, und machte solche Anstalten,
daß unter den Nachkommen desselben diese

Erkännt-
Die Carthaginenser haben einstmahl zwey-
hundert Jünglinge aus den edelsten Fami-
lien zu einem einzigen Opfer geschlachtet.
Auch in America hat man den abergläubi-
schen Gebrauch gefunden, daß man den Göt-
tern Menschen geopfert, wovon man die
Allgemeine Historie der Länder und Völker in
America im Register nachschlagen kann.
*) 1 B. Mos. Cap. 24 v. 18. Cap. 20.

fleck fuͤr die menſchliche Vernunft und ein
unwiderſprechlicher Beweis von ihrer
Schwaͤche, daß dieſe Thorheit den ganzen
Erdboden uͤberzogen, und nur erſt ein mit-
telmaͤßiger Theil derſelben durch goͤttliche
Anſtalten, die durch viele Jahrhunderte
fortgeſetzet worden, zu anſtaͤndigern Be-
griffen von Gott und zu einem vernuͤnftigern
Gottesdienſt hat koͤnnen gebracht werden.

§. 19.
Einige
Religions-
ſaͤtze der
Abgoͤtter.

Als naͤmlich die Erkaͤnntniß des einigen
und wahren Gottes, welche ſich bis in die
Zeiten Abrahams noch hier und da erhal-
ten hatte*), anfieng nach und nach ganz
verdunkelt zu werden, offenbahrete ſich
Gott dem Abraham und befeſtigte ihn in
der Erkaͤnntniß des einigen Schoͤpfers
Himmels und der Erden, und in der ver-
nuͤnftigen an ihm gefaͤlligen Verehrung
deſſelben, und machte ſolche Anſtalten,
daß unter den Nachkommen deſſelben dieſe

Erkaͤnnt-
Die Carthaginenſer haben einſtmahl zwey-
hundert Juͤnglinge aus den edelſten Fami-
lien zu einem einzigen Opfer geſchlachtet.
Auch in America hat man den aberglaͤubi-
ſchen Gebrauch gefunden, daß man den Goͤt-
tern Menſchen geopfert, wovon man die
Allgemeine Hiſtorie der Laͤnder und Voͤlker in
America im Regiſter nachſchlagen kann.
*) 1 B. Moſ. Cap. 24 v. 18. Cap. 20.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0068" n="48"/>
fleck fu&#x0364;r die men&#x017F;chliche Vernunft und ein<lb/>
unwider&#x017F;prechlicher Beweis von ihrer<lb/>
Schwa&#x0364;che, daß die&#x017F;e Thorheit den ganzen<lb/>
Erdboden u&#x0364;berzogen, und nur er&#x017F;t ein mit-<lb/>
telma&#x0364;ßiger Theil der&#x017F;elben durch go&#x0364;ttliche<lb/>
An&#x017F;talten, die durch viele Jahrhunderte<lb/>
fortge&#x017F;etzet worden, zu an&#x017F;ta&#x0364;ndigern Be-<lb/>
griffen von Gott und zu einem vernu&#x0364;nftigern<lb/>
Gottesdien&#x017F;t hat ko&#x0364;nnen gebracht werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 19.</head><lb/>
          <note place="left">Einige<lb/>
Religions-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tze der<lb/>
Abgo&#x0364;tter.</note>
          <p>Als na&#x0364;mlich die Erka&#x0364;nntniß des einigen<lb/>
und wahren Gottes, welche &#x017F;ich bis in die<lb/>
Zeiten Abrahams noch hier und da erhal-<lb/>
ten hatte<note place="foot" n="*)">1 B. Mo&#x017F;. Cap. 24 v. 18. Cap. 20.</note>, anfieng nach und nach ganz<lb/>
verdunkelt zu werden, offenbahrete &#x017F;ich<lb/>
Gott dem Abraham und befe&#x017F;tigte ihn in<lb/>
der Erka&#x0364;nntniß des einigen Scho&#x0364;pfers<lb/>
Himmels und der Erden, und in der ver-<lb/>
nu&#x0364;nftigen an ihm gefa&#x0364;lligen Verehrung<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben, und machte &#x017F;olche An&#x017F;talten,<lb/>
daß unter den Nachkommen de&#x017F;&#x017F;elben die&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Erka&#x0364;nnt-</fw><lb/><note xml:id="a08" prev="#a07" place="foot" n="*)">Die Carthaginen&#x017F;er haben ein&#x017F;tmahl zwey-<lb/>
hundert Ju&#x0364;nglinge aus den edel&#x017F;ten Fami-<lb/>
lien zu einem einzigen Opfer ge&#x017F;chlachtet.<lb/>
Auch in America hat man den abergla&#x0364;ubi-<lb/>
&#x017F;chen Gebrauch gefunden, daß man den Go&#x0364;t-<lb/>
tern Men&#x017F;chen geopfert, wovon man die<lb/>
Allgemeine Hi&#x017F;torie der La&#x0364;nder und Vo&#x0364;lker in<lb/>
America im Regi&#x017F;ter nach&#x017F;chlagen kann.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0068] fleck fuͤr die menſchliche Vernunft und ein unwiderſprechlicher Beweis von ihrer Schwaͤche, daß dieſe Thorheit den ganzen Erdboden uͤberzogen, und nur erſt ein mit- telmaͤßiger Theil derſelben durch goͤttliche Anſtalten, die durch viele Jahrhunderte fortgeſetzet worden, zu anſtaͤndigern Be- griffen von Gott und zu einem vernuͤnftigern Gottesdienſt hat koͤnnen gebracht werden. §. 19. Als naͤmlich die Erkaͤnntniß des einigen und wahren Gottes, welche ſich bis in die Zeiten Abrahams noch hier und da erhal- ten hatte *), anfieng nach und nach ganz verdunkelt zu werden, offenbahrete ſich Gott dem Abraham und befeſtigte ihn in der Erkaͤnntniß des einigen Schoͤpfers Himmels und der Erden, und in der ver- nuͤnftigen an ihm gefaͤlligen Verehrung deſſelben, und machte ſolche Anſtalten, daß unter den Nachkommen deſſelben dieſe Erkaͤnnt- *) *) 1 B. Moſ. Cap. 24 v. 18. Cap. 20. *) Die Carthaginenſer haben einſtmahl zwey- hundert Juͤnglinge aus den edelſten Fami- lien zu einem einzigen Opfer geſchlachtet. Auch in America hat man den aberglaͤubi- ſchen Gebrauch gefunden, daß man den Goͤt- tern Menſchen geopfert, wovon man die Allgemeine Hiſtorie der Laͤnder und Voͤlker in America im Regiſter nachſchlagen kann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/68
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/68>, abgerufen am 20.11.2024.