jene Einrichtung gemacht, und ich habe das Vorhergehende aus der Geschichte an- geführet, um zeigen zu können, daß auch aus dem verschiedenen Verhalten Gottes bey der Religion göttliche Weisheit und Güte hervorleuchte. Gott selber befestigte den Noah und dessen Kinder in der Erkänntniß der wahren Religion und eines vernünftigen Gottesdienstes und gab seinen Gesetzen durch das Gerichte der Sündfluth den stärksten Nachdruck. Einige Stücke davon erhiel- ten sich auch fast bey allen Völkern der Erde. Den Begriff von der Gottheit, von der Unsterblichkeit der Seele und von der Nothwendigkeit eines Gottesdienstes findet man noch jetzo fast bey allen Heiden.*) Die grobe Unwissenheit aber, welche we- gen der vorhin erzählten Umstände durch alle göttliche Vorkehrungen nicht zu verhin- dern war, wie aus den folgenden noch mit mehrern erhellen wird, verursachte gar bald, daß man das Wichtigste der wah- ren Religion aus der Acht ließ und an des- sen Stelle den unvernünftigsten Aberglau- ben einführete. Es ist oben schon angefüh-
ret,
*) Herr Egede meldet von den Grönländern, daß sie den Begriff einer Gottheit ganz ver- lohren, die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele aber ebenfalls behalten haben. Jch habe dieses in der Beschreibung des seel. An- dersons von Jsland und Grönland gelesen.
jene Einrichtung gemacht, und ich habe das Vorhergehende aus der Geſchichte an- gefuͤhret, um zeigen zu koͤnnen, daß auch aus dem verſchiedenen Verhalten Gottes bey der Religion goͤttliche Weisheit und Guͤte hervorleuchte. Gott ſelber befeſtigte den Noah und deſſen Kinder in der Erkaͤnntniß der wahren Religion und eines vernuͤnftigen Gottesdienſtes und gab ſeinen Geſetzen durch das Gerichte der Suͤndfluth den ſtaͤrkſten Nachdruck. Einige Stuͤcke davon erhiel- ten ſich auch faſt bey allen Voͤlkern der Erde. Den Begriff von der Gottheit, von der Unſterblichkeit der Seele und von der Nothwendigkeit eines Gottesdienſtes findet man noch jetzo faſt bey allen Heiden.*) Die grobe Unwiſſenheit aber, welche we- gen der vorhin erzaͤhlten Umſtaͤnde durch alle goͤttliche Vorkehrungen nicht zu verhin- dern war, wie aus den folgenden noch mit mehrern erhellen wird, verurſachte gar bald, daß man das Wichtigſte der wah- ren Religion aus der Acht ließ und an deſ- ſen Stelle den unvernuͤnftigſten Aberglau- ben einfuͤhrete. Es iſt oben ſchon angefuͤh-
ret,
*) Herr Egede meldet von den Groͤnlaͤndern, daß ſie den Begriff einer Gottheit ganz ver- lohren, die Lehre von der Unſterblichkeit der Seele aber ebenfalls behalten haben. Jch habe dieſes in der Beſchreibung des ſeel. An- derſons von Jsland und Groͤnland geleſen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0066"n="46"/>
jene Einrichtung gemacht, und ich habe<lb/>
das Vorhergehende aus der Geſchichte an-<lb/>
gefuͤhret, um zeigen zu koͤnnen, daß auch aus<lb/>
dem verſchiedenen Verhalten Gottes bey<lb/>
der Religion goͤttliche Weisheit und Guͤte<lb/>
hervorleuchte. Gott ſelber befeſtigte den<lb/>
Noah und deſſen Kinder in der Erkaͤnntniß<lb/>
der wahren Religion und eines vernuͤnftigen<lb/>
Gottesdienſtes und gab ſeinen Geſetzen durch<lb/>
das Gerichte der Suͤndfluth den ſtaͤrkſten<lb/>
Nachdruck. Einige Stuͤcke davon erhiel-<lb/>
ten ſich auch faſt bey allen Voͤlkern der<lb/>
Erde. Den Begriff von der Gottheit,<lb/>
von der Unſterblichkeit der Seele und von<lb/>
der Nothwendigkeit eines Gottesdienſtes<lb/>
findet man noch jetzo faſt bey allen Heiden.<noteplace="foot"n="*)">Herr <hirendition="#fr">Egede</hi> meldet von den Groͤnlaͤndern,<lb/>
daß ſie den Begriff einer Gottheit ganz ver-<lb/>
lohren, die Lehre von der Unſterblichkeit der<lb/>
Seele aber ebenfalls behalten haben. Jch<lb/>
habe dieſes in der Beſchreibung des ſeel. <hirendition="#fr">An-<lb/>
derſons</hi> von Jsland und Groͤnland geleſen.</note><lb/>
Die grobe Unwiſſenheit aber, welche we-<lb/>
gen der vorhin erzaͤhlten Umſtaͤnde durch<lb/>
alle goͤttliche Vorkehrungen nicht zu verhin-<lb/>
dern war, wie aus den folgenden noch mit<lb/>
mehrern erhellen wird, verurſachte gar<lb/>
bald, daß man das Wichtigſte der wah-<lb/>
ren Religion aus der Acht ließ und an deſ-<lb/>ſen Stelle den unvernuͤnftigſten Aberglau-<lb/>
ben einfuͤhrete. Es iſt oben ſchon angefuͤh-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ret,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[46/0066]
jene Einrichtung gemacht, und ich habe
das Vorhergehende aus der Geſchichte an-
gefuͤhret, um zeigen zu koͤnnen, daß auch aus
dem verſchiedenen Verhalten Gottes bey
der Religion goͤttliche Weisheit und Guͤte
hervorleuchte. Gott ſelber befeſtigte den
Noah und deſſen Kinder in der Erkaͤnntniß
der wahren Religion und eines vernuͤnftigen
Gottesdienſtes und gab ſeinen Geſetzen durch
das Gerichte der Suͤndfluth den ſtaͤrkſten
Nachdruck. Einige Stuͤcke davon erhiel-
ten ſich auch faſt bey allen Voͤlkern der
Erde. Den Begriff von der Gottheit,
von der Unſterblichkeit der Seele und von
der Nothwendigkeit eines Gottesdienſtes
findet man noch jetzo faſt bey allen Heiden. *)
Die grobe Unwiſſenheit aber, welche we-
gen der vorhin erzaͤhlten Umſtaͤnde durch
alle goͤttliche Vorkehrungen nicht zu verhin-
dern war, wie aus den folgenden noch mit
mehrern erhellen wird, verurſachte gar
bald, daß man das Wichtigſte der wah-
ren Religion aus der Acht ließ und an deſ-
ſen Stelle den unvernuͤnftigſten Aberglau-
ben einfuͤhrete. Es iſt oben ſchon angefuͤh-
ret,
*) Herr Egede meldet von den Groͤnlaͤndern,
daß ſie den Begriff einer Gottheit ganz ver-
lohren, die Lehre von der Unſterblichkeit der
Seele aber ebenfalls behalten haben. Jch
habe dieſes in der Beſchreibung des ſeel. An-
derſons von Jsland und Groͤnland geleſen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/66>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.