Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

bracht werden. Dieses könnte man von
der Christlichen Kirche auf Erden, nicht
aber von dem Himmel, sagen. Auch die-
ser Zweifel verschwindet von selbsten,
wenn man aus den mit dieser Rede un-
mittelbar verbundenen Worten lernet,
was hier unter der Ehre und Herrlichkeit
der Könige und der Völker verstanden
wird. Man lieset folgendes in der genaue-
sten Verbindung mit einander. Man
wird die Herrlichkeit und Ehre der Heiden
oder der Völker in sie bringen, und wird
nicht hinein gehen irgend ein Gemeines
und das da Greuel thut und Lügen, son-
dern die geschrieben sind in dem lebendigen
Buche, oder in dem Buche des Lebens, des
Lammes *). Jch meine, daß es deutlich
genug, daß die Ehre und Herrlichkeit der
Völker dem unedlen und niederträchtigen
Theile derselben, den Lasterhaften entge-
gen gesetzet werde, und also die Gläubi-
gen und heiligen Seelen die Ehre und
Herrlichkeit der Völker vor Gott und dem
Lamme ausmachen. Und sollten denn
dereinsten keine Könige seyn, die mit Jesu
gesammlet, sein Reich erweitert und sich
und andere selig gemacht, und mit selbi-
gen dereinsten vor jenem majestätischen
Thron erscheinen und sagen werden: siehe
Herr, das Pfund, so du mir gegeben
hast, hat andere gewonnen?

§. 25.
*) Offenb. Joh. C. 21. v. 27.

bracht werden. Dieſes koͤnnte man von
der Chriſtlichen Kirche auf Erden, nicht
aber von dem Himmel, ſagen. Auch die-
ſer Zweifel verſchwindet von ſelbſten,
wenn man aus den mit dieſer Rede un-
mittelbar verbundenen Worten lernet,
was hier unter der Ehre und Herrlichkeit
der Koͤnige und der Voͤlker verſtanden
wird. Man lieſet folgendes in der genaue-
ſten Verbindung mit einander. Man
wird die Herrlichkeit und Ehre der Heiden
oder der Voͤlker in ſie bringen, und wird
nicht hinein gehen irgend ein Gemeines
und das da Greuel thut und Luͤgen, ſon-
dern die geſchrieben ſind in dem lebendigen
Buche, oder in dem Buche des Lebens, des
Lammes *). Jch meine, daß es deutlich
genug, daß die Ehre und Herrlichkeit der
Voͤlker dem unedlen und niedertraͤchtigen
Theile derſelben, den Laſterhaften entge-
gen geſetzet werde, und alſo die Glaͤubi-
gen und heiligen Seelen die Ehre und
Herrlichkeit der Voͤlker vor Gott und dem
Lamme ausmachen. Und ſollten denn
dereinſten keine Koͤnige ſeyn, die mit Jeſu
geſammlet, ſein Reich erweitert und ſich
und andere ſelig gemacht, und mit ſelbi-
gen dereinſten vor jenem majeſtaͤtiſchen
Thron erſcheinen und ſagen werden: ſiehe
Herr, das Pfund, ſo du mir gegeben
haſt, hat andere gewonnen?

§. 25.
*) Offenb. Joh. C. 21. v. 27.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0474" n="454"/>
bracht werden. Die&#x017F;es ko&#x0364;nnte man von<lb/>
der Chri&#x017F;tlichen Kirche auf Erden, nicht<lb/>
aber von dem Himmel, &#x017F;agen. Auch die-<lb/>
&#x017F;er Zweifel ver&#x017F;chwindet von &#x017F;elb&#x017F;ten,<lb/>
wenn man aus den mit die&#x017F;er Rede un-<lb/>
mittelbar verbundenen Worten lernet,<lb/>
was hier unter der Ehre und Herrlichkeit<lb/>
der Ko&#x0364;nige und der Vo&#x0364;lker ver&#x017F;tanden<lb/>
wird. Man lie&#x017F;et folgendes in der genaue-<lb/>
&#x017F;ten Verbindung mit einander. Man<lb/>
wird die Herrlichkeit und Ehre der Heiden<lb/>
oder der Vo&#x0364;lker in &#x017F;ie bringen, und wird<lb/>
nicht hinein gehen irgend ein Gemeines<lb/>
und das da Greuel thut und Lu&#x0364;gen, &#x017F;on-<lb/>
dern die ge&#x017F;chrieben &#x017F;ind in dem lebendigen<lb/>
Buche, oder in dem Buche des Lebens, des<lb/>
Lammes <note place="foot" n="*)">Offenb. Joh. C. 21. v. 27.</note>. Jch meine, daß es deutlich<lb/>
genug, daß die Ehre und Herrlichkeit der<lb/>
Vo&#x0364;lker dem unedlen und niedertra&#x0364;chtigen<lb/>
Theile der&#x017F;elben, den La&#x017F;terhaften entge-<lb/>
gen ge&#x017F;etzet werde, und al&#x017F;o die Gla&#x0364;ubi-<lb/>
gen und heiligen Seelen die Ehre und<lb/>
Herrlichkeit der Vo&#x0364;lker vor Gott und dem<lb/>
Lamme ausmachen. Und &#x017F;ollten denn<lb/>
derein&#x017F;ten keine Ko&#x0364;nige &#x017F;eyn, die mit Je&#x017F;u<lb/>
ge&#x017F;ammlet, &#x017F;ein Reich erweitert und &#x017F;ich<lb/>
und andere &#x017F;elig gemacht, und mit &#x017F;elbi-<lb/>
gen derein&#x017F;ten vor jenem maje&#x017F;ta&#x0364;ti&#x017F;chen<lb/>
Thron er&#x017F;cheinen und &#x017F;agen werden: &#x017F;iehe<lb/>
Herr, das Pfund, &#x017F;o du mir gegeben<lb/>
ha&#x017F;t, hat andere gewonnen?</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 25.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[454/0474] bracht werden. Dieſes koͤnnte man von der Chriſtlichen Kirche auf Erden, nicht aber von dem Himmel, ſagen. Auch die- ſer Zweifel verſchwindet von ſelbſten, wenn man aus den mit dieſer Rede un- mittelbar verbundenen Worten lernet, was hier unter der Ehre und Herrlichkeit der Koͤnige und der Voͤlker verſtanden wird. Man lieſet folgendes in der genaue- ſten Verbindung mit einander. Man wird die Herrlichkeit und Ehre der Heiden oder der Voͤlker in ſie bringen, und wird nicht hinein gehen irgend ein Gemeines und das da Greuel thut und Luͤgen, ſon- dern die geſchrieben ſind in dem lebendigen Buche, oder in dem Buche des Lebens, des Lammes *). Jch meine, daß es deutlich genug, daß die Ehre und Herrlichkeit der Voͤlker dem unedlen und niedertraͤchtigen Theile derſelben, den Laſterhaften entge- gen geſetzet werde, und alſo die Glaͤubi- gen und heiligen Seelen die Ehre und Herrlichkeit der Voͤlker vor Gott und dem Lamme ausmachen. Und ſollten denn dereinſten keine Koͤnige ſeyn, die mit Jeſu geſammlet, ſein Reich erweitert und ſich und andere ſelig gemacht, und mit ſelbi- gen dereinſten vor jenem majeſtaͤtiſchen Thron erſcheinen und ſagen werden: ſiehe Herr, das Pfund, ſo du mir gegeben haſt, hat andere gewonnen? §. 25. *) Offenb. Joh. C. 21. v. 27.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/474
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/474>, abgerufen am 29.11.2024.