ner unrichtigen Deutung führen könnte, er selbige selber erkläret und bestimmet. Gott saget dem Ezechiel ausdrücklich, daß die verdorreten und wieder belebten Gebeine, so er gesehen, das ganze Haus Jsrael in seiner Gefangenschaft vorstelle. Bey der allgemeinen Auferstehung, welche Johan- nes sahe, findet man nicht die geringste Spur, daß sie ein Bild einer andern Sa- che seyn sollen. Man antwortet. Die Offenbarung Johannis enthält lauter Bil- der: daher muß dieses auch eine bildliche Vorstellung seyn. Allein erstlich ist es falsch, daß alle Vorstellungen der Offen- barung des Johannes dergestalt Bilder wären, daß kein einziger Ausdruck im ei- gentlichen Verstande zu nehmen. Wenn es Cap. 16. v. 19. heisset: die Städte der Heiden fielen, ist dieses ein hohes propheti- sches Bild? Findet man ferner dergleichen in denjenigen Worten, welche Cap. 9. v. 20. 21. stehen? Und wie viel sind der Ausdrücke in den Bildern der Offenbarung, welche in dem eigentlichsten Verstande zu nehmen. Zweytens wird ja hier die Auf- erstehung der Todten wirklich unter einem prophetischen Bilde vorgestellet. Jst denn der grosse weisse Stuhl oder Thron, ist die fliehende Erde und Himmel, ist das Wie- dergeben der Todten, so von dem Meer, dem Tode und der Hölle geschiehet, ist das Stehen der Todten vor einem Richter-
stuhl,
ner unrichtigen Deutung fuͤhren koͤnnte, er ſelbige ſelber erklaͤret und beſtimmet. Gott ſaget dem Ezechiel ausdruͤcklich, daß die verdorreten und wieder belebten Gebeine, ſo er geſehen, das ganze Haus Jſrael in ſeiner Gefangenſchaft vorſtelle. Bey der allgemeinen Auferſtehung, welche Johan- nes ſahe, findet man nicht die geringſte Spur, daß ſie ein Bild einer andern Sa- che ſeyn ſollen. Man antwortet. Die Offenbarung Johannis enthaͤlt lauter Bil- der: daher muß dieſes auch eine bildliche Vorſtellung ſeyn. Allein erſtlich iſt es falſch, daß alle Vorſtellungen der Offen- barung des Johannes dergeſtalt Bilder waͤren, daß kein einziger Ausdruck im ei- gentlichen Verſtande zu nehmen. Wenn es Cap. 16. v. 19. heiſſet: die Staͤdte der Heiden fielen, iſt dieſes ein hohes propheti- ſches Bild? Findet man ferner dergleichen in denjenigen Worten, welche Cap. 9. v. 20. 21. ſtehen? Und wie viel ſind der Ausdruͤcke in den Bildern der Offenbarung, welche in dem eigentlichſten Verſtande zu nehmen. Zweytens wird ja hier die Auf- erſtehung der Todten wirklich unter einem prophetiſchen Bilde vorgeſtellet. Jſt denn der groſſe weiſſe Stuhl oder Thron, iſt die fliehende Erde und Himmel, iſt das Wie- dergeben der Todten, ſo von dem Meer, dem Tode und der Hoͤlle geſchiehet, iſt das Stehen der Todten vor einem Richter-
ſtuhl,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0458"n="438"/>
ner unrichtigen Deutung fuͤhren koͤnnte, er<lb/>ſelbige ſelber erklaͤret und beſtimmet. Gott<lb/>ſaget dem Ezechiel ausdruͤcklich, daß die<lb/>
verdorreten und wieder belebten Gebeine,<lb/>ſo er geſehen, das ganze Haus Jſrael in<lb/>ſeiner Gefangenſchaft vorſtelle. Bey der<lb/>
allgemeinen Auferſtehung, welche Johan-<lb/>
nes ſahe, findet man nicht die geringſte<lb/>
Spur, daß ſie ein Bild einer andern Sa-<lb/>
che ſeyn ſollen. Man antwortet. Die<lb/>
Offenbarung Johannis enthaͤlt lauter Bil-<lb/>
der: daher muß dieſes auch eine bildliche<lb/>
Vorſtellung ſeyn. Allein erſtlich iſt es<lb/>
falſch, daß alle Vorſtellungen der Offen-<lb/>
barung des Johannes dergeſtalt Bilder<lb/>
waͤren, daß kein einziger Ausdruck im ei-<lb/>
gentlichen Verſtande zu nehmen. Wenn<lb/>
es Cap. 16. v. 19. heiſſet: die Staͤdte der<lb/>
Heiden fielen, iſt dieſes ein hohes propheti-<lb/>ſches Bild? Findet man ferner dergleichen<lb/>
in denjenigen Worten, welche Cap. 9.<lb/>
v. 20. 21. ſtehen? Und wie viel ſind der<lb/>
Ausdruͤcke in den Bildern der Offenbarung,<lb/>
welche in dem eigentlichſten Verſtande zu<lb/>
nehmen. Zweytens wird ja hier die Auf-<lb/>
erſtehung der Todten wirklich unter einem<lb/>
prophetiſchen Bilde vorgeſtellet. Jſt denn<lb/>
der groſſe weiſſe Stuhl oder Thron, iſt die<lb/>
fliehende Erde und Himmel, iſt das Wie-<lb/>
dergeben der Todten, ſo von dem Meer,<lb/>
dem Tode und der Hoͤlle geſchiehet, iſt das<lb/>
Stehen der Todten vor einem Richter-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſtuhl,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[438/0458]
ner unrichtigen Deutung fuͤhren koͤnnte, er
ſelbige ſelber erklaͤret und beſtimmet. Gott
ſaget dem Ezechiel ausdruͤcklich, daß die
verdorreten und wieder belebten Gebeine,
ſo er geſehen, das ganze Haus Jſrael in
ſeiner Gefangenſchaft vorſtelle. Bey der
allgemeinen Auferſtehung, welche Johan-
nes ſahe, findet man nicht die geringſte
Spur, daß ſie ein Bild einer andern Sa-
che ſeyn ſollen. Man antwortet. Die
Offenbarung Johannis enthaͤlt lauter Bil-
der: daher muß dieſes auch eine bildliche
Vorſtellung ſeyn. Allein erſtlich iſt es
falſch, daß alle Vorſtellungen der Offen-
barung des Johannes dergeſtalt Bilder
waͤren, daß kein einziger Ausdruck im ei-
gentlichen Verſtande zu nehmen. Wenn
es Cap. 16. v. 19. heiſſet: die Staͤdte der
Heiden fielen, iſt dieſes ein hohes propheti-
ſches Bild? Findet man ferner dergleichen
in denjenigen Worten, welche Cap. 9.
v. 20. 21. ſtehen? Und wie viel ſind der
Ausdruͤcke in den Bildern der Offenbarung,
welche in dem eigentlichſten Verſtande zu
nehmen. Zweytens wird ja hier die Auf-
erſtehung der Todten wirklich unter einem
prophetiſchen Bilde vorgeſtellet. Jſt denn
der groſſe weiſſe Stuhl oder Thron, iſt die
fliehende Erde und Himmel, iſt das Wie-
dergeben der Todten, ſo von dem Meer,
dem Tode und der Hoͤlle geſchiehet, iſt das
Stehen der Todten vor einem Richter-
ſtuhl,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/458>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.