sie von ferne gesehen, und sich der ver- tröstet und wol begnügen lassen, und bekannt, daß sie Gäste und Fremdlin- ge auf Erden sind. Denn die solches sagen, die geben zu verstehen, daß sie ein Vaterland suchen. Und zwar, wo sie das gemeynet hätten, von welchem sie waren ausgezogen, hatten sie ja Zeit wieder umzukehren. Nun aber begeh- ren sie eines bessern, nämlich eines himmlischen. Darum schämet sich Gott ihrer nicht zu heissen ihr Gott, denn er hat ihnen eine Stadt zubereitet. Wie gezwungen. ist es nicht, wenn dieses einige auf die hernach erbauete Stadt Je- rusalem, oder auf die Kirche des neuen Testaments ziehen? Es stehet ja hier aus- drücklich, daß jene Gläubigen sich Gäste und Fremdlinge auf der Erde genannt, und ein himmlisches Vaterland gesuchet. Hier stehet ja Erde und Himmel einander entgegen. Wie ist es möglich, daß man unter dem himmlischen Vaterlande Jerusa- lem, und das Land Canaan, oder auch die Länder der Christen verstehen kann? Wie kann man sagen, daß denen Vätern, von welchen hier geredet wird, dem Abra- ham, dem Jsaac und Jacob jenes Jeru- salem, oder aber die Kirche neues Testa- ments sey erbauet worden? Es stehet hier: Gott hat ihnen, und nicht, Gott hat ihren Nachkommen, eine Stadt erbauet.
Was
ſie von ferne geſehen, und ſich der ver- troͤſtet und wol begnuͤgen laſſen, und bekannt, daß ſie Gaͤſte und Fremdlin- ge auf Erden ſind. Denn die ſolches ſagen, die geben zu verſtehen, daß ſie ein Vaterland ſuchen. Und zwar, wo ſie das gemeynet haͤtten, von welchem ſie waren ausgezogen, hatten ſie ja Zeit wieder umzukehren. Nun aber begeh- ren ſie eines beſſern, naͤmlich eines himmliſchen. Darum ſchaͤmet ſich Gott ihrer nicht zu heiſſen ihr Gott, denn er hat ihnen eine Stadt zubereitet. Wie gezwungen. iſt es nicht, wenn dieſes einige auf die hernach erbauete Stadt Je- ruſalem, oder auf die Kirche des neuen Teſtaments ziehen? Es ſtehet ja hier aus- druͤcklich, daß jene Glaͤubigen ſich Gaͤſte und Fremdlinge auf der Erde genannt, und ein himmliſches Vaterland geſuchet. Hier ſtehet ja Erde und Himmel einander entgegen. Wie iſt es moͤglich, daß man unter dem himmliſchen Vaterlande Jeruſa- lem, und das Land Canaan, oder auch die Laͤnder der Chriſten verſtehen kann? Wie kann man ſagen, daß denen Vaͤtern, von welchen hier geredet wird, dem Abra- ham, dem Jſaac und Jacob jenes Jeru- ſalem, oder aber die Kirche neues Teſta- ments ſey erbauet worden? Es ſtehet hier: Gott hat ihnen, und nicht, Gott hat ihren Nachkommen, eine Stadt erbauet.
Was
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[434/0454]
ſie von ferne geſehen, und ſich der ver-
troͤſtet und wol begnuͤgen laſſen, und
bekannt, daß ſie Gaͤſte und Fremdlin-
ge auf Erden ſind. Denn die ſolches
ſagen, die geben zu verſtehen, daß ſie
ein Vaterland ſuchen. Und zwar, wo
ſie das gemeynet haͤtten, von welchem
ſie waren ausgezogen, hatten ſie ja Zeit
wieder umzukehren. Nun aber begeh-
ren ſie eines beſſern, naͤmlich eines
himmliſchen. Darum ſchaͤmet ſich
Gott ihrer nicht zu heiſſen ihr Gott,
denn er hat ihnen eine Stadt zubereitet.
Wie gezwungen. iſt es nicht, wenn dieſes
einige auf die hernach erbauete Stadt Je-
ruſalem, oder auf die Kirche des neuen
Teſtaments ziehen? Es ſtehet ja hier aus-
druͤcklich, daß jene Glaͤubigen ſich Gaͤſte
und Fremdlinge auf der Erde genannt,
und ein himmliſches Vaterland geſuchet.
Hier ſtehet ja Erde und Himmel einander
entgegen. Wie iſt es moͤglich, daß man
unter dem himmliſchen Vaterlande Jeruſa-
lem, und das Land Canaan, oder auch
die Laͤnder der Chriſten verſtehen kann?
Wie kann man ſagen, daß denen Vaͤtern,
von welchen hier geredet wird, dem Abra-
ham, dem Jſaac und Jacob jenes Jeru-
ſalem, oder aber die Kirche neues Teſta-
ments ſey erbauet worden? Es ſtehet hier:
Gott hat ihnen, und nicht, Gott hat
ihren Nachkommen, eine Stadt erbauet.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/454>, abgerufen am 23.11.2024.
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