rigen Drachen verstehe ich nach der eigenen Auslegung des Johannes v. 9. den Satan, und zwar in sofern er sein Reich und Werk hat in den Kindern des Unglaubens. Ephes. Cap. 2. v. 2. Denn daß er hier in sofern muß betrachtet werden, als er in den Fein- den der Kirche Gottes herrschet, erhellet deutlich daraus, daß es von ihm heisset, daß er sey überwunden worden durch des Lammes Blut, und durch das Wort ih- rer (der ersten Prediger des Evangelii) Zeugniß, und dadurch, daß selbige ihr Leben nicht geliebet bis an den Tod. Es heisset von dem Drachen, daß er mit sei- nem Schwanze den dritten Theil der Ster- ne nach sich gezogen, und auf die Erde ge- worfen. Ferner, daß er den Heiland ver- schlingen wollen, welcher aber in den Him- mel gerücket worden, und daß er darauf das Weib oder die Kirche verfolget, und selbige in die Wüste fliehen müssen. Hier- aus schliesse ich, daß hier ein Feind bezeich- net werde, der den Heiland selber, und die ersten Gemeinen desselben verfolget. Dieses aber thaten die Juden. Sterne vom Himmel werfen, heisset in der Spra- che der Propheten Völker und grosse Mäch- te bezwingen. Es erhellet dieses ohne allen Widerspruch aus Dan. Cap. 8. v. 10. Von den Juden zu Christi Zeiten aber kann nicht gesaget werden, daß sie grosse Völ- ker bezwungen. Sie stunden selber unter
den
rigen Drachen verſtehe ich nach der eigenen Auslegung des Johannes v. 9. den Satan, und zwar in ſofern er ſein Reich und Werk hat in den Kindern des Unglaubens. Epheſ. Cap. 2. v. 2. Denn daß er hier in ſofern muß betrachtet werden, als er in den Fein- den der Kirche Gottes herrſchet, erhellet deutlich daraus, daß es von ihm heiſſet, daß er ſey uͤberwunden worden durch des Lammes Blut, und durch das Wort ih- rer (der erſten Prediger des Evangelii) Zeugniß, und dadurch, daß ſelbige ihr Leben nicht geliebet bis an den Tod. Es heiſſet von dem Drachen, daß er mit ſei- nem Schwanze den dritten Theil der Ster- ne nach ſich gezogen, und auf die Erde ge- worfen. Ferner, daß er den Heiland ver- ſchlingen wollen, welcher aber in den Him- mel geruͤcket worden, und daß er darauf das Weib oder die Kirche verfolget, und ſelbige in die Wuͤſte fliehen muͤſſen. Hier- aus ſchlieſſe ich, daß hier ein Feind bezeich- net werde, der den Heiland ſelber, und die erſten Gemeinen deſſelben verfolget. Dieſes aber thaten die Juden. Sterne vom Himmel werfen, heiſſet in der Spra- che der Propheten Voͤlker und groſſe Maͤch- te bezwingen. Es erhellet dieſes ohne allen Widerſpruch aus Dan. Cap. 8. v. 10. Von den Juden zu Chriſti Zeiten aber kann nicht geſaget werden, daß ſie groſſe Voͤl- ker bezwungen. Sie ſtunden ſelber unter
den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0436"n="416"/>
rigen Drachen verſtehe ich nach der eigenen<lb/>
Auslegung des Johannes v. 9. den Satan,<lb/>
und zwar in ſofern er ſein Reich und Werk<lb/>
hat in den Kindern des Unglaubens. Epheſ.<lb/>
Cap. 2. v. 2. Denn daß er hier in ſofern<lb/>
muß betrachtet werden, als er in den Fein-<lb/>
den der Kirche Gottes herrſchet, erhellet<lb/>
deutlich daraus, daß es von ihm heiſſet,<lb/>
daß er ſey uͤberwunden worden durch des<lb/>
Lammes Blut, und durch das Wort ih-<lb/>
rer (der erſten Prediger des Evangelii)<lb/>
Zeugniß, und dadurch, daß ſelbige ihr<lb/>
Leben nicht geliebet bis an den Tod. Es<lb/>
heiſſet von dem Drachen, daß er mit ſei-<lb/>
nem Schwanze den dritten Theil der Ster-<lb/>
ne nach ſich gezogen, und auf die Erde ge-<lb/>
worfen. Ferner, daß er den Heiland ver-<lb/>ſchlingen wollen, welcher aber in den Him-<lb/>
mel geruͤcket worden, und daß er darauf<lb/>
das Weib oder die Kirche verfolget, und<lb/>ſelbige in die Wuͤſte fliehen muͤſſen. Hier-<lb/>
aus ſchlieſſe ich, daß hier ein Feind bezeich-<lb/>
net werde, der den Heiland ſelber, und<lb/>
die erſten Gemeinen deſſelben verfolget.<lb/>
Dieſes aber thaten die Juden. Sterne<lb/>
vom Himmel werfen, heiſſet in der Spra-<lb/>
che der Propheten Voͤlker und groſſe Maͤch-<lb/>
te bezwingen. Es erhellet dieſes ohne allen<lb/>
Widerſpruch aus Dan. Cap. 8. v. 10. Von<lb/>
den Juden zu Chriſti Zeiten aber kann<lb/>
nicht geſaget werden, daß ſie groſſe Voͤl-<lb/>
ker bezwungen. Sie ſtunden ſelber unter<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[416/0436]
rigen Drachen verſtehe ich nach der eigenen
Auslegung des Johannes v. 9. den Satan,
und zwar in ſofern er ſein Reich und Werk
hat in den Kindern des Unglaubens. Epheſ.
Cap. 2. v. 2. Denn daß er hier in ſofern
muß betrachtet werden, als er in den Fein-
den der Kirche Gottes herrſchet, erhellet
deutlich daraus, daß es von ihm heiſſet,
daß er ſey uͤberwunden worden durch des
Lammes Blut, und durch das Wort ih-
rer (der erſten Prediger des Evangelii)
Zeugniß, und dadurch, daß ſelbige ihr
Leben nicht geliebet bis an den Tod. Es
heiſſet von dem Drachen, daß er mit ſei-
nem Schwanze den dritten Theil der Ster-
ne nach ſich gezogen, und auf die Erde ge-
worfen. Ferner, daß er den Heiland ver-
ſchlingen wollen, welcher aber in den Him-
mel geruͤcket worden, und daß er darauf
das Weib oder die Kirche verfolget, und
ſelbige in die Wuͤſte fliehen muͤſſen. Hier-
aus ſchlieſſe ich, daß hier ein Feind bezeich-
net werde, der den Heiland ſelber, und
die erſten Gemeinen deſſelben verfolget.
Dieſes aber thaten die Juden. Sterne
vom Himmel werfen, heiſſet in der Spra-
che der Propheten Voͤlker und groſſe Maͤch-
te bezwingen. Es erhellet dieſes ohne allen
Widerſpruch aus Dan. Cap. 8. v. 10. Von
den Juden zu Chriſti Zeiten aber kann
nicht geſaget werden, daß ſie groſſe Voͤl-
ker bezwungen. Sie ſtunden ſelber unter
den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/436>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.