Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 11.
Anwen-
dung der
dritten Re-
gel.

Um von dem Gebrauch der dritten Re-
gel ein Exempel zu geben, so erinnere ich
mich bey dem Drachen, welcher die Chri-
sten Tag und Nacht bey Gott verklaget,
Cap. 12. v. 10. daß es erstlich überhaupt
die Natur lasterhafter und verworfener
Geister mit sich bringe, daß sie die Tu-
gendhaften beschuldigen, selbige seyn noch
schlimmer, wie sie. Sie suchen dadurch
ihre Laster und Verbrechen zu beschönen.
Jch erinnere mich daher zweytens, daß
dieses insbesondere jenen gefallenen Engeln
beygeleget werde in dem Buche Hiobs Cap.
1. v. 9. und daß seine Mitgenossen, die la-
sterhaften Menschen ein Gleiches thun.
Jch erinnere mich, wie ehemals die Juden
die Christen vor Gott verklaget, und wie
sie solches noch in ihren Schriften und gewis-
sen Gebetern thun, da sie selbige für Gö-
tzendiener ausschreyen *). Es stellen sich
meinem Gemüthe ferner die grossen Läste-
rungen vor, welche ehemals die Heiden
wider die Christen ausgestossen, und wie
sie selbige besonders vor denen Kaisern zu
Rom aller möglichen Laster beschuldiget,
um einen Vorwand zu haben, sie auf das
härteste zu verfolgen. Bey der Verwer-

fung
*) Man lese hiervon Eisenmengers entdecktes
Judenthum.
§. 11.
Anwen-
dung der
dritten Re-
gel.

Um von dem Gebrauch der dritten Re-
gel ein Exempel zu geben, ſo erinnere ich
mich bey dem Drachen, welcher die Chri-
ſten Tag und Nacht bey Gott verklaget,
Cap. 12. v. 10. daß es erſtlich uͤberhaupt
die Natur laſterhafter und verworfener
Geiſter mit ſich bringe, daß ſie die Tu-
gendhaften beſchuldigen, ſelbige ſeyn noch
ſchlimmer, wie ſie. Sie ſuchen dadurch
ihre Laſter und Verbrechen zu beſchoͤnen.
Jch erinnere mich daher zweytens, daß
dieſes insbeſondere jenen gefallenen Engeln
beygeleget werde in dem Buche Hiobs Cap.
1. v. 9. und daß ſeine Mitgenoſſen, die la-
ſterhaften Menſchen ein Gleiches thun.
Jch erinnere mich, wie ehemals die Juden
die Chriſten vor Gott verklaget, und wie
ſie ſolches noch in ihren Schriften und gewiſ-
ſen Gebetern thun, da ſie ſelbige fuͤr Goͤ-
tzendiener ausſchreyen *). Es ſtellen ſich
meinem Gemuͤthe ferner die groſſen Laͤſte-
rungen vor, welche ehemals die Heiden
wider die Chriſten ausgeſtoſſen, und wie
ſie ſelbige beſonders vor denen Kaiſern zu
Rom aller moͤglichen Laſter beſchuldiget,
um einen Vorwand zu haben, ſie auf das
haͤrteſte zu verfolgen. Bey der Verwer-

fung
*) Man leſe hiervon Eiſenmengers entdecktes
Judenthum.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0434" n="414"/>
        <div n="2">
          <head>§. 11.</head><lb/>
          <note place="left">Anwen-<lb/>
dung der<lb/>
dritten Re-<lb/>
gel.</note>
          <p>Um von dem Gebrauch der dritten Re-<lb/>
gel ein Exempel zu geben, &#x017F;o erinnere ich<lb/>
mich bey dem Drachen, welcher die Chri-<lb/>
&#x017F;ten Tag und Nacht bey Gott verklaget,<lb/>
Cap. 12. v. 10. daß es er&#x017F;tlich u&#x0364;berhaupt<lb/>
die Natur la&#x017F;terhafter und verworfener<lb/>
Gei&#x017F;ter mit &#x017F;ich bringe, daß &#x017F;ie die Tu-<lb/>
gendhaften be&#x017F;chuldigen, &#x017F;elbige &#x017F;eyn noch<lb/>
&#x017F;chlimmer, wie &#x017F;ie. Sie &#x017F;uchen dadurch<lb/>
ihre La&#x017F;ter und Verbrechen zu be&#x017F;cho&#x0364;nen.<lb/>
Jch erinnere mich daher zweytens, daß<lb/>
die&#x017F;es insbe&#x017F;ondere jenen gefallenen Engeln<lb/>
beygeleget werde in dem Buche Hiobs Cap.<lb/>
1. v. 9. und daß &#x017F;eine Mitgeno&#x017F;&#x017F;en, die la-<lb/>
&#x017F;terhaften Men&#x017F;chen ein Gleiches thun.<lb/>
Jch erinnere mich, wie ehemals die Juden<lb/>
die Chri&#x017F;ten vor Gott verklaget, und wie<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;olches noch in ihren Schriften und gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Gebetern thun, da &#x017F;ie &#x017F;elbige fu&#x0364;r Go&#x0364;-<lb/>
tzendiener aus&#x017F;chreyen <note place="foot" n="*)">Man le&#x017F;e hiervon <hi rendition="#fr">Ei&#x017F;enmengers</hi> entdecktes<lb/>
Judenthum.</note>. Es &#x017F;tellen &#x017F;ich<lb/>
meinem Gemu&#x0364;the ferner die gro&#x017F;&#x017F;en La&#x0364;&#x017F;te-<lb/>
rungen vor, welche ehemals die Heiden<lb/>
wider die Chri&#x017F;ten ausge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, und wie<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;elbige be&#x017F;onders vor denen Kai&#x017F;ern zu<lb/>
Rom aller mo&#x0364;glichen La&#x017F;ter be&#x017F;chuldiget,<lb/>
um einen Vorwand zu haben, &#x017F;ie auf das<lb/>
ha&#x0364;rte&#x017F;te zu verfolgen. Bey der Verwer-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fung</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[414/0434] §. 11. Um von dem Gebrauch der dritten Re- gel ein Exempel zu geben, ſo erinnere ich mich bey dem Drachen, welcher die Chri- ſten Tag und Nacht bey Gott verklaget, Cap. 12. v. 10. daß es erſtlich uͤberhaupt die Natur laſterhafter und verworfener Geiſter mit ſich bringe, daß ſie die Tu- gendhaften beſchuldigen, ſelbige ſeyn noch ſchlimmer, wie ſie. Sie ſuchen dadurch ihre Laſter und Verbrechen zu beſchoͤnen. Jch erinnere mich daher zweytens, daß dieſes insbeſondere jenen gefallenen Engeln beygeleget werde in dem Buche Hiobs Cap. 1. v. 9. und daß ſeine Mitgenoſſen, die la- ſterhaften Menſchen ein Gleiches thun. Jch erinnere mich, wie ehemals die Juden die Chriſten vor Gott verklaget, und wie ſie ſolches noch in ihren Schriften und gewiſ- ſen Gebetern thun, da ſie ſelbige fuͤr Goͤ- tzendiener ausſchreyen *). Es ſtellen ſich meinem Gemuͤthe ferner die groſſen Laͤſte- rungen vor, welche ehemals die Heiden wider die Chriſten ausgeſtoſſen, und wie ſie ſelbige beſonders vor denen Kaiſern zu Rom aller moͤglichen Laſter beſchuldiget, um einen Vorwand zu haben, ſie auf das haͤrteſte zu verfolgen. Bey der Verwer- fung *) Man leſe hiervon Eiſenmengers entdecktes Judenthum.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/434
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/434>, abgerufen am 22.12.2024.