wahren Personen und Umstände nicht durch fremde Farben wären unkänntlich gemacht worden. Denen Gläubigen kann genug seyn daraus zu erkennen, daß die Kirche hier auf Erden viele Unruhen auszustehen habe, und in einem Lande wohnen müsse, wo Krieg, Hungersnoth, wilde Thiere, und auch öfters grausame Verfolger ihren Aufenthalt traurig machen. Es war be- sonders in den ersten Zeiten des Christen- thums nöthig, dieses den Gläubigen ein- zuprägen. Sie vermutheten die Ankunft Christi zur Vollendung seiner streitenden und gedruckten Kirche gar zu bald. Ver- schiedene hoffeten auch, wie ein Origenes, daß Jesus noch in dieser Welt ein sichtba- res und mächtiges Reich errichten, und seiner Kirche schon hiernieden eine vollkom- mene Ruhe verschaffen würde. Sie tru- gen daher ein sehnliches Verlangen nach einer so seligen Ankunft des Herrn. Was sie sehnlichst wünschten, dasselbe stelleten sie sich ganz nahe vor. Leute von einer aus- schweifenden Einbildung glaubten durch Geister und Gesichte und Offenbarungen davon Nachricht zu haben, und verursa- cheten in den Gemeinen allerhand unor- dentliche Bewegungen, wie wir dieses aus dem 2 Thess. C. 2. v. 1. 2. deutlich abneh- men können. Die ersten Christen mußten derowegen mit aller Gewalt von dieser Meynung abgezogen, und unterrichtet wer-
den,
wahren Perſonen und Umſtaͤnde nicht durch fremde Farben waͤren unkaͤnntlich gemacht worden. Denen Glaͤubigen kann genug ſeyn daraus zu erkennen, daß die Kirche hier auf Erden viele Unruhen auszuſtehen habe, und in einem Lande wohnen muͤſſe, wo Krieg, Hungersnoth, wilde Thiere, und auch oͤfters grauſame Verfolger ihren Aufenthalt traurig machen. Es war be- ſonders in den erſten Zeiten des Chriſten- thums noͤthig, dieſes den Glaͤubigen ein- zupraͤgen. Sie vermutheten die Ankunft Chriſti zur Vollendung ſeiner ſtreitenden und gedruckten Kirche gar zu bald. Ver- ſchiedene hoffeten auch, wie ein Origenes, daß Jeſus noch in dieſer Welt ein ſichtba- res und maͤchtiges Reich errichten, und ſeiner Kirche ſchon hiernieden eine vollkom- mene Ruhe verſchaffen wuͤrde. Sie tru- gen daher ein ſehnliches Verlangen nach einer ſo ſeligen Ankunft des Herrn. Was ſie ſehnlichſt wuͤnſchten, daſſelbe ſtelleten ſie ſich ganz nahe vor. Leute von einer aus- ſchweifenden Einbildung glaubten durch Geiſter und Geſichte und Offenbarungen davon Nachricht zu haben, und verurſa- cheten in den Gemeinen allerhand unor- dentliche Bewegungen, wie wir dieſes aus dem 2 Theſſ. C. 2. v. 1. 2. deutlich abneh- men koͤnnen. Die erſten Chriſten mußten derowegen mit aller Gewalt von dieſer Meynung abgezogen, und unterrichtet wer-
den,
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[408/0428]
wahren Perſonen und Umſtaͤnde nicht durch
fremde Farben waͤren unkaͤnntlich gemacht
worden. Denen Glaͤubigen kann genug
ſeyn daraus zu erkennen, daß die Kirche
hier auf Erden viele Unruhen auszuſtehen
habe, und in einem Lande wohnen muͤſſe,
wo Krieg, Hungersnoth, wilde Thiere,
und auch oͤfters grauſame Verfolger ihren
Aufenthalt traurig machen. Es war be-
ſonders in den erſten Zeiten des Chriſten-
thums noͤthig, dieſes den Glaͤubigen ein-
zupraͤgen. Sie vermutheten die Ankunft
Chriſti zur Vollendung ſeiner ſtreitenden
und gedruckten Kirche gar zu bald. Ver-
ſchiedene hoffeten auch, wie ein Origenes,
daß Jeſus noch in dieſer Welt ein ſichtba-
res und maͤchtiges Reich errichten, und
ſeiner Kirche ſchon hiernieden eine vollkom-
mene Ruhe verſchaffen wuͤrde. Sie tru-
gen daher ein ſehnliches Verlangen nach
einer ſo ſeligen Ankunft des Herrn. Was
ſie ſehnlichſt wuͤnſchten, daſſelbe ſtelleten ſie
ſich ganz nahe vor. Leute von einer aus-
ſchweifenden Einbildung glaubten durch
Geiſter und Geſichte und Offenbarungen
davon Nachricht zu haben, und verurſa-
cheten in den Gemeinen allerhand unor-
dentliche Bewegungen, wie wir dieſes aus
dem 2 Theſſ. C. 2. v. 1. 2. deutlich abneh-
men koͤnnen. Die erſten Chriſten mußten
derowegen mit aller Gewalt von dieſer
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/428>, abgerufen am 22.11.2024.
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