denen folgen, welche in der Liebe Gottes die Liebe zu dem irdischen Leben, und die Furcht für allen Martern überwunden. Sind diese Entdeckungen nicht von sehr grossem Nutzen? Wäre denen ersten Christen gar nichts von den künftigen und langen Drangsalen der Kirche bekannt gemacht worden, wäre die Versicherung nicht auf das nachdrücklichste und lebhafteste und oft wiederholet worden, daß die Kirche endlich siegen und von den Feinden derselben Rache genommen wer- den würde, wäre die grosse Herrlichkeit der blutigen Zeugen des Evangelii im Himmel nicht oft auf eine rührende und einnehmen- de Art abgeschildert worden; wie würde es möglich gewesen seyn, daß der Glaube der ersten Christen, bey den so öftern und grau- samen Verfolgungen, und in einem heid- nischen Bedruck, der bis in den Anfang des vierten Jahrhunderts fortgedauert, seine Kraft nicht verlohren, und die Hoff- nung aufgegeben worden, daß die Pforten der Höllen die Gemeine Jesu nicht über- wältigen sollten? War es in diesen Um- ständen nicht unumgänglich nöthig, denen bedrängten Christen und insbesondere nach- denkenden Gemüthern einigen Unterricht von den Schicksalen der Kirche zu geben, und sie in der Gedult und Standhaftigkeit zu stärken? War aber hierzu ein so ver- deckter Unterricht, als die Offenbarung Johannis giebet, nicht hinlänglich? Es
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denen folgen, welche in der Liebe Gottes die Liebe zu dem irdiſchen Leben, und die Furcht fuͤr allen Martern uͤberwunden. Sind dieſe Entdeckungen nicht von ſehr groſſem Nutzen? Waͤre denen erſten Chriſten gar nichts von den kuͤnftigen und langen Drangſalen der Kirche bekannt gemacht worden, waͤre die Verſicherung nicht auf das nachdruͤcklichſte und lebhafteſte und oft wiederholet worden, daß die Kirche endlich ſiegen und von den Feinden derſelben Rache genommen wer- den wuͤrde, waͤre die groſſe Herrlichkeit der blutigen Zeugen des Evangelii im Himmel nicht oft auf eine ruͤhrende und einnehmen- de Art abgeſchildert worden; wie wuͤrde es moͤglich geweſen ſeyn, daß der Glaube der erſten Chriſten, bey den ſo oͤftern und grau- ſamen Verfolgungen, und in einem heid- niſchen Bedruck, der bis in den Anfang des vierten Jahrhunderts fortgedauert, ſeine Kraft nicht verlohren, und die Hoff- nung aufgegeben worden, daß die Pforten der Hoͤllen die Gemeine Jeſu nicht uͤber- waͤltigen ſollten? War es in dieſen Um- ſtaͤnden nicht unumgaͤnglich noͤthig, denen bedraͤngten Chriſten und insbeſondere nach- denkenden Gemuͤthern einigen Unterricht von den Schickſalen der Kirche zu geben, und ſie in der Gedult und Standhaftigkeit zu ſtaͤrken? War aber hierzu ein ſo ver- deckter Unterricht, als die Offenbarung Johannis giebet, nicht hinlaͤnglich? Es
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[403/0423]
denen folgen, welche in der Liebe Gottes die
Liebe zu dem irdiſchen Leben, und die Furcht
fuͤr allen Martern uͤberwunden. Sind dieſe
Entdeckungen nicht von ſehr groſſem Nutzen?
Waͤre denen erſten Chriſten gar nichts von
den kuͤnftigen und langen Drangſalen der
Kirche bekannt gemacht worden, waͤre die
Verſicherung nicht auf das nachdruͤcklichſte
und lebhafteſte und oft wiederholet worden,
daß die Kirche endlich ſiegen und von den
Feinden derſelben Rache genommen wer-
den wuͤrde, waͤre die groſſe Herrlichkeit der
blutigen Zeugen des Evangelii im Himmel
nicht oft auf eine ruͤhrende und einnehmen-
de Art abgeſchildert worden; wie wuͤrde es
moͤglich geweſen ſeyn, daß der Glaube der
erſten Chriſten, bey den ſo oͤftern und grau-
ſamen Verfolgungen, und in einem heid-
niſchen Bedruck, der bis in den Anfang
des vierten Jahrhunderts fortgedauert,
ſeine Kraft nicht verlohren, und die Hoff-
nung aufgegeben worden, daß die Pforten
der Hoͤllen die Gemeine Jeſu nicht uͤber-
waͤltigen ſollten? War es in dieſen Um-
ſtaͤnden nicht unumgaͤnglich noͤthig, denen
bedraͤngten Chriſten und insbeſondere nach-
denkenden Gemuͤthern einigen Unterricht
von den Schickſalen der Kirche zu geben,
und ſie in der Gedult und Standhaftigkeit
zu ſtaͤrken? War aber hierzu ein ſo ver-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/423>, abgerufen am 22.11.2024.
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