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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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chen eine Ursache, daß ich die Zweydeutig-
keit und Dunkelheit nicht einsehe, die an-
dere hier finden. Es ist eine von allen ein-
gestandene Sache, daß die Hebräer zu ih-
ren nächsten Blutsfreunden sagen: Du bist
mein Fleisch,
Man lese hiervon nur fol-
gende Exempel 1 B. Mos. C. 29. v. 14.
C. 37. v. 27. Was wird also bey den
Hebräern Fleisch meines Fleisches, oder
Fleisch von meinem Fleische seyn? Was
sagen jene Worte Adams? Das ist
doch Fleisch von meinem Fleische.
Zei-
gen sie etwas anders an, als dieses? Die
Gattin, so Gott mir gegeben, ist von mei-
nem Fleische, sie stammet unmittelbar von
meinem Fleische ab; sie ist von mir genom-
men. Jch meyne daher, der Sinn des
obigen Gesetzes sey: Gar niemand soll
sich zu demjenigen nahen, der unmit-
telbar von ihm abstammet, um sich
fleischlich mit ihm zu vermischen,
oder:
Gar niemand soll seinen Kindern bey-
wohnen
*).

§. 3.
*) Das Wort Scheer, welches ich hier Fleisch
übersetze, kommt verschiedentlich in der Bi-
bel vor, und man ist darinne einstimmig,
daß es an den mehresten Orten Fleisch
heisse. Die ältesten und neuern Uebersetzer,
haben es daher auch in den mehresten Stel-
len also übersetzet. Wenn ich hier aber die
Stellen zähle, so nenne ich das ganze acht-
zehnte Capitel des 3 B. Mos. nur Eine
Stelle, ob obiges Wort gleich einigemal
darinne
Y 2

chen eine Urſache, daß ich die Zweydeutig-
keit und Dunkelheit nicht einſehe, die an-
dere hier finden. Es iſt eine von allen ein-
geſtandene Sache, daß die Hebraͤer zu ih-
ren naͤchſten Blutsfreunden ſagen: Du biſt
mein Fleiſch,
Man leſe hiervon nur fol-
gende Exempel 1 B. Moſ. C. 29. v. 14.
C. 37. v. 27. Was wird alſo bey den
Hebraͤern Fleiſch meines Fleiſches, oder
Fleiſch von meinem Fleiſche ſeyn? Was
ſagen jene Worte Adams? Das iſt
doch Fleiſch von meinem Fleiſche.
Zei-
gen ſie etwas anders an, als dieſes? Die
Gattin, ſo Gott mir gegeben, iſt von mei-
nem Fleiſche, ſie ſtammet unmittelbar von
meinem Fleiſche ab; ſie iſt von mir genom-
men. Jch meyne daher, der Sinn des
obigen Geſetzes ſey: Gar niemand ſoll
ſich zu demjenigen nahen, der unmit-
telbar von ihm abſtammet, um ſich
fleiſchlich mit ihm zu vermiſchen,
oder:
Gar niemand ſoll ſeinen Kindern bey-
wohnen
*).

§. 3.
*) Das Wort Scheer, welches ich hier Fleiſch
uͤberſetze, kommt verſchiedentlich in der Bi-
bel vor, und man iſt darinne einſtimmig,
daß es an den mehreſten Orten Fleiſch
heiſſe. Die aͤlteſten und neuern Ueberſetzer,
haben es daher auch in den mehreſten Stel-
len alſo uͤberſetzet. Wenn ich hier aber die
Stellen zaͤhle, ſo nenne ich das ganze acht-
zehnte Capitel des 3 B. Moſ. nur Eine
Stelle, ob obiges Wort gleich einigemal
darinne
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[339/0359] chen eine Urſache, daß ich die Zweydeutig- keit und Dunkelheit nicht einſehe, die an- dere hier finden. Es iſt eine von allen ein- geſtandene Sache, daß die Hebraͤer zu ih- ren naͤchſten Blutsfreunden ſagen: Du biſt mein Fleiſch, Man leſe hiervon nur fol- gende Exempel 1 B. Moſ. C. 29. v. 14. C. 37. v. 27. Was wird alſo bey den Hebraͤern Fleiſch meines Fleiſches, oder Fleiſch von meinem Fleiſche ſeyn? Was ſagen jene Worte Adams? Das iſt doch Fleiſch von meinem Fleiſche. Zei- gen ſie etwas anders an, als dieſes? Die Gattin, ſo Gott mir gegeben, iſt von mei- nem Fleiſche, ſie ſtammet unmittelbar von meinem Fleiſche ab; ſie iſt von mir genom- men. Jch meyne daher, der Sinn des obigen Geſetzes ſey: Gar niemand ſoll ſich zu demjenigen nahen, der unmit- telbar von ihm abſtammet, um ſich fleiſchlich mit ihm zu vermiſchen, oder: Gar niemand ſoll ſeinen Kindern bey- wohnen *). §. 3. *) Das Wort Scheer, welches ich hier Fleiſch uͤberſetze, kommt verſchiedentlich in der Bi- bel vor, und man iſt darinne einſtimmig, daß es an den mehreſten Orten Fleiſch heiſſe. Die aͤlteſten und neuern Ueberſetzer, haben es daher auch in den mehreſten Stel- len alſo uͤberſetzet. Wenn ich hier aber die Stellen zaͤhle, ſo nenne ich das ganze acht- zehnte Capitel des 3 B. Moſ. nur Eine Stelle, ob obiges Wort gleich einigemal darinne Y 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/359>, abgerufen am 22.11.2024.