"irgend eine Frau für der Scheidung, "nachdem einige vornehme und edle Frauen "ihre Jahre nicht nach der Anzahl der Bür- "germeister, sondern ihrer Männer zählen? "Sie gehen von ihrem Manne, um wieder "zu heirathen, und vermählen sich um sich "wieder zu scheiden. Man scheuete dieses "so lange als es rar war -- -- -- -- *) "Schämet man sich auch im geringsten des "Ehebruchs, nachdem es dahin kommen "ist, daß keine einen Mann hat, als nur "damit sie einen Ehebrecher reizen möge? "Die Keuschheit ist ein Beweis der Häß- "lichkeit. Wo findet man eine so schlechte "und schmutzige Frau, daß ihr Ein Paar "Ehebrecher genug wären? Die nicht ei- "nem nach dem andern ihre Stunden zu- "getheilet? Und ein Tag reichet nicht für "alle. Die sich nicht bey einem andern (in "seinen Spatziergängen) fahren oder tragen "lassen, und bey einem andern (zum Essen "oder vielleicht auch noch länger) geblieben? "Diejenige ist einfältig, (weiß sich nicht "der jetzigen Lebensart zu bedienen,) und ist "von der alten Welt, die nicht wisse, daß
"die
*) Jch habe hier eine Zeile aussen gelassen, weil sie zu meinem Zwecke nicht nöthig ist, und von verschiedenen meiner Leser nicht würde seyn verstanden worden, wenn ich ihr nicht eine weitläuftige Erläuterung aus den Rö- mischen Alterthümern beygefüget hätte.
„irgend eine Frau fuͤr der Scheidung, „nachdem einige vornehme und edle Frauen „ihre Jahre nicht nach der Anzahl der Buͤr- „germeiſter, ſondern ihrer Maͤnner zaͤhlen? „Sie gehen von ihrem Manne, um wieder „zu heirathen, und vermaͤhlen ſich um ſich „wieder zu ſcheiden. Man ſcheuete dieſes „ſo lange als es rar war — — — — *) „Schaͤmet man ſich auch im geringſten des „Ehebruchs, nachdem es dahin kommen „iſt, daß keine einen Mann hat, als nur „damit ſie einen Ehebrecher reizen moͤge? „Die Keuſchheit iſt ein Beweis der Haͤß- „lichkeit. Wo findet man eine ſo ſchlechte „und ſchmutzige Frau, daß ihr Ein Paar „Ehebrecher genug waͤren? Die nicht ei- „nem nach dem andern ihre Stunden zu- „getheilet? Und ein Tag reichet nicht fuͤr „alle. Die ſich nicht bey einem andern (in „ſeinen Spatziergaͤngen) fahren oder tragen „laſſen, und bey einem andern (zum Eſſen „oder vielleicht auch noch laͤnger) geblieben? „Diejenige iſt einfaͤltig, (weiß ſich nicht „der jetzigen Lebensart zu bedienen,) und iſt „von der alten Welt, die nicht wiſſe, daß
„die
*) Jch habe hier eine Zeile auſſen gelaſſen, weil ſie zu meinem Zwecke nicht noͤthig iſt, und von verſchiedenen meiner Leſer nicht wuͤrde ſeyn verſtanden worden, wenn ich ihr nicht eine weitlaͤuftige Erlaͤuterung aus den Roͤ- miſchen Alterthuͤmern beygefuͤget haͤtte.
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„irgend eine Frau fuͤr der Scheidung,
„nachdem einige vornehme und edle Frauen
„ihre Jahre nicht nach der Anzahl der Buͤr-
„germeiſter, ſondern ihrer Maͤnner zaͤhlen?
„Sie gehen von ihrem Manne, um wieder
„zu heirathen, und vermaͤhlen ſich um ſich
„wieder zu ſcheiden. Man ſcheuete dieſes
„ſo lange als es rar war — — — — *)
„Schaͤmet man ſich auch im geringſten des
„Ehebruchs, nachdem es dahin kommen
„iſt, daß keine einen Mann hat, als nur
„damit ſie einen Ehebrecher reizen moͤge?
„Die Keuſchheit iſt ein Beweis der Haͤß-
„lichkeit. Wo findet man eine ſo ſchlechte
„und ſchmutzige Frau, daß ihr Ein Paar
„Ehebrecher genug waͤren? Die nicht ei-
„nem nach dem andern ihre Stunden zu-
„getheilet? Und ein Tag reichet nicht fuͤr
„alle. Die ſich nicht bey einem andern (in
„ſeinen Spatziergaͤngen) fahren oder tragen
„laſſen, und bey einem andern (zum Eſſen
„oder vielleicht auch noch laͤnger) geblieben?
„Diejenige iſt einfaͤltig, (weiß ſich nicht
„der jetzigen Lebensart zu bedienen,) und iſt
„von der alten Welt, die nicht wiſſe, daß
„die
*) Jch habe hier eine Zeile auſſen gelaſſen, weil
ſie zu meinem Zwecke nicht noͤthig iſt, und
von verſchiedenen meiner Leſer nicht wuͤrde
ſeyn verſtanden worden, wenn ich ihr nicht
eine weitlaͤuftige Erlaͤuterung aus den Roͤ-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/355>, abgerufen am 25.11.2024.
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