Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Wagen und Reutern *). Pharao sollte
recht in seiner Thorheit umkommen, und
im rothen Meere sein Leben lassen, durch
welches die Jsraeliten trocken gegangen
waren, damit auch hier die Hand des
Herrn recht sichtbar würde. Wie nun
Gott dorten die Bürger zu Ai verblendete
und reizte aus ihrer Stadt zu fallen, und
ihrem Tode entgegen zu laufen **), so blen-
dete und verhärtete der Herr auch hier auf
die oben beschriebene Art den Pharao und
sein Volk, den Jsraeliten ins Meer nach-
zujagen. Aber auch hierinne lieget nichts
Ungerechtes. Darf man einen Feind, der
ein Land beraubet, nicht dahin ziehen, wo
man ihn am besten demüthigen kann? Es
lieget also weder in der Art noch in der Ab-
sicht der Gott zugeeigneten Verstockung
des Pharao etwas, so mit der Freyheit
der Menschen, oder mit den unendlichen
Vollkommenheiten stritte. Herr, du bist
gerecht, und gerecht sind deine Gerich-
te ***).

*) 2 B. Mos. C. 14. v. 12.
**) B. Josua C. 8.
***) Jch erinnere hierbey nochmals, daß
wenn ich behaupte, daß Gott durch thätige
Wirkungen den Pharao verstocket, meine
Meynung, wie der ganze Zusammenhang
zeiget, nicht diese sey, Gott habe aus ei-
nem weichen und folgsamen Herzen des Pha-
rao ein hartes und widerspänstiges Herz ge-
macht; sondern Gott habe etwas gethan,
welches
Q 2

Wagen und Reutern *). Pharao ſollte
recht in ſeiner Thorheit umkommen, und
im rothen Meere ſein Leben laſſen, durch
welches die Jſraeliten trocken gegangen
waren, damit auch hier die Hand des
Herrn recht ſichtbar wuͤrde. Wie nun
Gott dorten die Buͤrger zu Ai verblendete
und reizte aus ihrer Stadt zu fallen, und
ihrem Tode entgegen zu laufen **), ſo blen-
dete und verhaͤrtete der Herr auch hier auf
die oben beſchriebene Art den Pharao und
ſein Volk, den Jſraeliten ins Meer nach-
zujagen. Aber auch hierinne lieget nichts
Ungerechtes. Darf man einen Feind, der
ein Land beraubet, nicht dahin ziehen, wo
man ihn am beſten demuͤthigen kann? Es
lieget alſo weder in der Art noch in der Ab-
ſicht der Gott zugeeigneten Verſtockung
des Pharao etwas, ſo mit der Freyheit
der Menſchen, oder mit den unendlichen
Vollkommenheiten ſtritte. Herr, du biſt
gerecht, und gerecht ſind deine Gerich-
te ***).

*) 2 B. Moſ. C. 14. v. 12.
**) B. Joſua C. 8.
***) Jch erinnere hierbey nochmals, daß
wenn ich behaupte, daß Gott durch thaͤtige
Wirkungen den Pharao verſtocket, meine
Meynung, wie der ganze Zuſammenhang
zeiget, nicht dieſe ſey, Gott habe aus ei-
nem weichen und folgſamen Herzen des Pha-
rao ein hartes und widerſpaͤnſtiges Herz ge-
macht; ſondern Gott habe etwas gethan,
welches
Q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0263" n="243"/>
Wagen und Reutern <note place="foot" n="*)">2 B. Mo&#x017F;. C. 14. v. 12.</note>. Pharao &#x017F;ollte<lb/>
recht in &#x017F;einer Thorheit umkommen, und<lb/>
im rothen Meere &#x017F;ein Leben la&#x017F;&#x017F;en, durch<lb/>
welches die J&#x017F;raeliten trocken gegangen<lb/>
waren, damit auch hier die Hand des<lb/>
Herrn recht &#x017F;ichtbar wu&#x0364;rde. Wie nun<lb/>
Gott dorten die Bu&#x0364;rger zu Ai verblendete<lb/>
und reizte aus ihrer Stadt zu fallen, und<lb/>
ihrem Tode entgegen zu laufen <note place="foot" n="**)">B. Jo&#x017F;ua C. 8.</note>, &#x017F;o blen-<lb/>
dete und verha&#x0364;rtete der Herr auch hier auf<lb/>
die oben be&#x017F;chriebene Art den Pharao und<lb/>
&#x017F;ein Volk, den J&#x017F;raeliten ins Meer nach-<lb/>
zujagen. Aber auch hierinne lieget nichts<lb/>
Ungerechtes. Darf man einen Feind, der<lb/>
ein Land beraubet, nicht dahin ziehen, wo<lb/>
man ihn am be&#x017F;ten demu&#x0364;thigen kann? Es<lb/>
lieget al&#x017F;o weder in der Art noch in der Ab-<lb/>
&#x017F;icht der Gott zugeeigneten Ver&#x017F;tockung<lb/>
des Pharao etwas, &#x017F;o mit der Freyheit<lb/>
der Men&#x017F;chen, oder mit den unendlichen<lb/>
Vollkommenheiten &#x017F;tritte. Herr, du bi&#x017F;t<lb/>
gerecht, und gerecht &#x017F;ind deine Gerich-<lb/>
te <note xml:id="a32" next="#a33" place="foot" n="***)">Jch erinnere hierbey nochmals, daß<lb/>
wenn ich behaupte, daß Gott durch tha&#x0364;tige<lb/>
Wirkungen den Pharao ver&#x017F;tocket, meine<lb/>
Meynung, wie der ganze Zu&#x017F;ammenhang<lb/>
zeiget, nicht die&#x017F;e &#x017F;ey, Gott habe aus ei-<lb/>
nem weichen und folg&#x017F;amen Herzen des Pha-<lb/>
rao ein hartes und wider&#x017F;pa&#x0364;n&#x017F;tiges Herz ge-<lb/>
macht; &#x017F;ondern Gott habe etwas gethan,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">welches</fw></note>.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Q 2</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0263] Wagen und Reutern *). Pharao ſollte recht in ſeiner Thorheit umkommen, und im rothen Meere ſein Leben laſſen, durch welches die Jſraeliten trocken gegangen waren, damit auch hier die Hand des Herrn recht ſichtbar wuͤrde. Wie nun Gott dorten die Buͤrger zu Ai verblendete und reizte aus ihrer Stadt zu fallen, und ihrem Tode entgegen zu laufen **), ſo blen- dete und verhaͤrtete der Herr auch hier auf die oben beſchriebene Art den Pharao und ſein Volk, den Jſraeliten ins Meer nach- zujagen. Aber auch hierinne lieget nichts Ungerechtes. Darf man einen Feind, der ein Land beraubet, nicht dahin ziehen, wo man ihn am beſten demuͤthigen kann? Es lieget alſo weder in der Art noch in der Ab- ſicht der Gott zugeeigneten Verſtockung des Pharao etwas, ſo mit der Freyheit der Menſchen, oder mit den unendlichen Vollkommenheiten ſtritte. Herr, du biſt gerecht, und gerecht ſind deine Gerich- te ***). *) 2 B. Moſ. C. 14. v. 12. **) B. Joſua C. 8. ***) Jch erinnere hierbey nochmals, daß wenn ich behaupte, daß Gott durch thaͤtige Wirkungen den Pharao verſtocket, meine Meynung, wie der ganze Zuſammenhang zeiget, nicht dieſe ſey, Gott habe aus ei- nem weichen und folgſamen Herzen des Pha- rao ein hartes und widerſpaͤnſtiges Herz ge- macht; ſondern Gott habe etwas gethan, welches Q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/263
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/263>, abgerufen am 27.07.2024.