wollt, die Menschen sollten in Sünde fal- len, und ein Theil derselben zu Bewei- sung seiner Gerechtigkeit und Macht ver- lohren gehen, und er habe sie derowegen in solche Umstände gesetzet, daß sie fallen müssen, und ihnen die Gnade versaget, ohne welche sie von ihrem Fall nicht aufste- hen könnten. Nach meiner Erklärung, welche ich von den Worten gegeben, da Gott zu Pharao gesaget: eben darum habe ich dich erwecket, daß ich an dir meine Macht erzeige, ist der Rathschluß Gottes keinesweges gewesen, daß der Mensch überhaupt und insbesondere auch Pharao absolut sündigen sollte. Es wäre vielmehr sein Wolgesallen gewesen, wenn der Mensch seiner Freyheit nicht gemis- brauchet hätte. Da der Mensch ferner gefallen, so hat Gott sich aller erbarmet, und ihnen so viel Gnade geschenket, daß sie sich aus der Sünde wieder herauszie- hen könnten. Da aber sehr viele diese all- gemeine Gnade verachten und von sich stos- sen, so wird der liebreichste Gott gleichsam genöthiget, wider seine erste Neigung und wolgefälligen Willen einige Menschen, die sich ganz und gar nicht wollen bessern las- sen, in ihr Verderben dahin zu geben *). Er beweiset aber hierbey eine weise Regie- rung. Er richtet das Böse dergestalt wi-
der
*) Röm. C. 1. v. 28.
wollt, die Menſchen ſollten in Suͤnde fal- len, und ein Theil derſelben zu Bewei- ſung ſeiner Gerechtigkeit und Macht ver- lohren gehen, und er habe ſie derowegen in ſolche Umſtaͤnde geſetzet, daß ſie fallen muͤſſen, und ihnen die Gnade verſaget, ohne welche ſie von ihrem Fall nicht aufſte- hen koͤnnten. Nach meiner Erklaͤrung, welche ich von den Worten gegeben, da Gott zu Pharao geſaget: eben darum habe ich dich erwecket, daß ich an dir meine Macht erzeige, iſt der Rathſchluß Gottes keinesweges geweſen, daß der Menſch uͤberhaupt und insbeſondere auch Pharao abſolut ſuͤndigen ſollte. Es waͤre vielmehr ſein Wolgeſallen geweſen, wenn der Menſch ſeiner Freyheit nicht gemis- brauchet haͤtte. Da der Menſch ferner gefallen, ſo hat Gott ſich aller erbarmet, und ihnen ſo viel Gnade geſchenket, daß ſie ſich aus der Suͤnde wieder herauszie- hen koͤnnten. Da aber ſehr viele dieſe all- gemeine Gnade verachten und von ſich ſtoſ- ſen, ſo wird der liebreichſte Gott gleichſam genoͤthiget, wider ſeine erſte Neigung und wolgefaͤlligen Willen einige Menſchen, die ſich ganz und gar nicht wollen beſſern laſ- ſen, in ihr Verderben dahin zu geben *). Er beweiſet aber hierbey eine weiſe Regie- rung. Er richtet das Boͤſe dergeſtalt wi-
der
*) Roͤm. C. 1. v. 28.
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wollt, die Menſchen ſollten in Suͤnde fal-
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ſolche Umſtaͤnde geſetzet, daß ſie fallen
muͤſſen, und ihnen die Gnade verſaget,
ohne welche ſie von ihrem Fall nicht aufſte-
hen koͤnnten. Nach meiner Erklaͤrung,
welche ich von den Worten gegeben, da
Gott zu Pharao geſaget: eben darum
habe ich dich erwecket, daß ich an dir
meine Macht erzeige, iſt der Rathſchluß
Gottes keinesweges geweſen, daß der
Menſch uͤberhaupt und insbeſondere auch
Pharao abſolut ſuͤndigen ſollte. Es waͤre
vielmehr ſein Wolgeſallen geweſen, wenn
der Menſch ſeiner Freyheit nicht gemis-
brauchet haͤtte. Da der Menſch ferner
gefallen, ſo hat Gott ſich aller erbarmet,
und ihnen ſo viel Gnade geſchenket, daß
ſie ſich aus der Suͤnde wieder herauszie-
hen koͤnnten. Da aber ſehr viele dieſe all-
gemeine Gnade verachten und von ſich ſtoſ-
ſen, ſo wird der liebreichſte Gott gleichſam
genoͤthiget, wider ſeine erſte Neigung und
wolgefaͤlligen Willen einige Menſchen, die
ſich ganz und gar nicht wollen beſſern laſ-
ſen, in ihr Verderben dahin zu geben *).
Er beweiſet aber hierbey eine weiſe Regie-
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*) Roͤm. C. 1. v. 28.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/230>, abgerufen am 25.11.2024.
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