ner Kopf diese grossen Begebenheiten, die wir vor Augen sehen, errathen können, oder daß sie von ohngefähr eingetroffen? Was konnte irgend jemanden auf den Ein- fall bringen, daß alle Erkänntniß und öf- fentliche Verehrung des einigen Gottes unter den heidnischen Völkern einen einzi- gen Urheber aus dem Geschlechte Davids haben würde? und wie genau und wunder- bar ist sie erfüllet? Kein Plato, kein Ari- stoteles, kein Seneca, kein Antonin hat es je unternommen, ein einziges heid- nisches Dorf zu der Erkänntniß und Ver- ehrung des einigen Gottes zu bringen, und noch nie hat ein Tindal, ein Voltaire, ein Hüme, ein Rousseau es sich in den Sinn kommen lassen dergleichen zu thun. Dem Jesu von Nazareth kommt diese Eh- re ganz alleine zu, und selbst Moham- med macht sie ihm nicht streitig, da er Christum für einen Propheten Gottes er- kennet, der vor ihm gewesen und die Welt erleuchtet. Wie hat es sich jemand können träumen lassen, daß die Juden unter alle Völker zerstreuet werden, und dennoch mitten unter denselben ein eigenes Volk bleiben würden? Hat man davon auch ein ähnliches Exempel auf dem ganzen Erdbo- den? Wie will man solche erfüllte Weis- sagungen erklären, wenn man sie nicht von dem Allwissenden herleiten will?
§. 18.
ner Kopf dieſe groſſen Begebenheiten, die wir vor Augen ſehen, errathen koͤnnen, oder daß ſie von ohngefaͤhr eingetroffen? Was konnte irgend jemanden auf den Ein- fall bringen, daß alle Erkaͤnntniß und oͤf- fentliche Verehrung des einigen Gottes unter den heidniſchen Voͤlkern einen einzi- gen Urheber aus dem Geſchlechte Davids haben wuͤrde? und wie genau und wunder- bar iſt ſie erfuͤllet? Kein Plato, kein Ari- ſtoteles, kein Seneca, kein Antonin hat es je unternommen, ein einziges heid- niſches Dorf zu der Erkaͤnntniß und Ver- ehrung des einigen Gottes zu bringen, und noch nie hat ein Tindal, ein Voltaire, ein Huͤme, ein Rouſſeau es ſich in den Sinn kommen laſſen dergleichen zu thun. Dem Jeſu von Nazareth kommt dieſe Eh- re ganz alleine zu, und ſelbſt Moham- med macht ſie ihm nicht ſtreitig, da er Chriſtum fuͤr einen Propheten Gottes er- kennet, der vor ihm geweſen und die Welt erleuchtet. Wie hat es ſich jemand koͤnnen traͤumen laſſen, daß die Juden unter alle Voͤlker zerſtreuet werden, und dennoch mitten unter denſelben ein eigenes Volk bleiben wuͤrden? Hat man davon auch ein aͤhnliches Exempel auf dem ganzen Erdbo- den? Wie will man ſolche erfuͤllte Weiſ- ſagungen erklaͤren, wenn man ſie nicht von dem Allwiſſenden herleiten will?
§. 18.
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ner Kopf dieſe groſſen Begebenheiten, die
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oder daß ſie von ohngefaͤhr eingetroffen?
Was konnte irgend jemanden auf den Ein-
fall bringen, daß alle Erkaͤnntniß und oͤf-
fentliche Verehrung des einigen Gottes
unter den heidniſchen Voͤlkern einen einzi-
gen Urheber aus dem Geſchlechte Davids
haben wuͤrde? und wie genau und wunder-
bar iſt ſie erfuͤllet? Kein Plato, kein Ari-
ſtoteles, kein Seneca, kein Antonin
hat es je unternommen, ein einziges heid-
niſches Dorf zu der Erkaͤnntniß und Ver-
ehrung des einigen Gottes zu bringen, und
noch nie hat ein Tindal, ein Voltaire,
ein Huͤme, ein Rouſſeau es ſich in den
Sinn kommen laſſen dergleichen zu thun.
Dem Jeſu von Nazareth kommt dieſe Eh-
re ganz alleine zu, und ſelbſt Moham-
med macht ſie ihm nicht ſtreitig, da er
Chriſtum fuͤr einen Propheten Gottes er-
kennet, der vor ihm geweſen und die Welt
erleuchtet. Wie hat es ſich jemand koͤnnen
traͤumen laſſen, daß die Juden unter alle
Voͤlker zerſtreuet werden, und dennoch
mitten unter denſelben ein eigenes Volk
bleiben wuͤrden? Hat man davon auch ein
aͤhnliches Exempel auf dem ganzen Erdbo-
den? Wie will man ſolche erfuͤllte Weiſ-
ſagungen erklaͤren, wenn man ſie nicht von
dem Allwiſſenden herleiten will?
§. 18.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/184>, abgerufen am 25.11.2024.
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