che hierbey fragen, ob denn der Allmacht nicht gelindere Mittel übrig geblieben, ih- ren Zweck eben so gut zu erreichen, selbige lesen, was ich hierauf schon mehr, denn einmahl geantwortet habe *), und beweisen, daß gelindere und weisere Mittel in den angeführten Umständen der Welt möglich gewesen.
§. 36.
Nachdem denn der Weiseste seinenNach der nöthigen Vorberei- tung der Welt er- scheinet Je- sus. Endzweck durch die bisher beschriebenen Mittel endlich in so weit erhalten, daß ein einiges Volk auf dem ganzen Erdboden in der Erkänntniß des einigen wahren Gottes befestiget worden; so wurde nunmehr die Anstalt gemacht, diese Erkänntniß und die daraus fliessenden Tugenden weiter über den Erdboden zu verbreiten. Die Juden, so aus der Babylonischen Gefangenschaft errettet worden, vermehrten sich ganz aus- serordentlich. Diese Vermehrung und allerhand Drangsahlen, so sie von ihren Feinden ausstanden, wurden bey ihnen eine Ursache, daß sie sich in sehr viele Län- der zerstreueten, und wo sie wohneten, Schulen errichteten, und diejenigen heili- gen Bücher des Moses und der übrigen Propheten mit sich führeten, auf welche sich nachher die Bothen des Evangelii desto
dreister
*) Betracht. I. §. II. Not. Betr. VII. §. 13. 14
F 5
che hierbey fragen, ob denn der Allmacht nicht gelindere Mittel uͤbrig geblieben, ih- ren Zweck eben ſo gut zu erreichen, ſelbige leſen, was ich hierauf ſchon mehr, denn einmahl geantwortet habe *), und beweiſen, daß gelindere und weiſere Mittel in den angefuͤhrten Umſtaͤnden der Welt moͤglich geweſen.
§. 36.
Nachdem denn der Weiſeſte ſeinenNach der noͤthigen Vorberei- tung der Welt er- ſcheinet Je- ſus. Endzweck durch die bisher beſchriebenen Mittel endlich in ſo weit erhalten, daß ein einiges Volk auf dem ganzen Erdboden in der Erkaͤnntniß des einigen wahren Gottes befeſtiget worden; ſo wurde nunmehr die Anſtalt gemacht, dieſe Erkaͤnntniß und die daraus flieſſenden Tugenden weiter uͤber den Erdboden zu verbreiten. Die Juden, ſo aus der Babyloniſchen Gefangenſchaft errettet worden, vermehrten ſich ganz auſ- ſerordentlich. Dieſe Vermehrung und allerhand Drangſahlen, ſo ſie von ihren Feinden ausſtanden, wurden bey ihnen eine Urſache, daß ſie ſich in ſehr viele Laͤn- der zerſtreueten, und wo ſie wohneten, Schulen errichteten, und diejenigen heili- gen Buͤcher des Moſes und der uͤbrigen Propheten mit ſich fuͤhreten, auf welche ſich nachher die Bothen des Evangelii deſto
dreiſter
*) Betracht. I. §. II. Not. Betr. VII. §. 13. 14
F 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0109"n="89"/>
che hierbey fragen, ob denn der Allmacht<lb/>
nicht gelindere Mittel uͤbrig geblieben, ih-<lb/>
ren Zweck eben ſo gut zu erreichen, ſelbige<lb/>
leſen, was ich hierauf ſchon mehr, denn<lb/>
einmahl geantwortet habe <noteplace="foot"n="*)">Betracht. <hirendition="#aq">I. §. II.</hi> Not. Betr. <hirendition="#aq">VII.</hi> §. 13. 14</note>, und beweiſen,<lb/>
daß gelindere und weiſere Mittel in den<lb/>
angefuͤhrten Umſtaͤnden der Welt moͤglich<lb/>
geweſen.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 36.</head><lb/><p>Nachdem denn der Weiſeſte ſeinen<noteplace="right">Nach der<lb/>
noͤthigen<lb/>
Vorberei-<lb/>
tung der<lb/>
Welt er-<lb/>ſcheinet Je-<lb/>ſus.</note><lb/>
Endzweck durch die bisher beſchriebenen<lb/>
Mittel endlich in ſo weit erhalten, daß ein<lb/>
einiges Volk auf dem ganzen Erdboden in<lb/>
der Erkaͤnntniß des einigen wahren Gottes<lb/>
befeſtiget worden; ſo wurde nunmehr die<lb/>
Anſtalt gemacht, dieſe Erkaͤnntniß und die<lb/>
daraus flieſſenden Tugenden weiter uͤber<lb/>
den Erdboden zu verbreiten. Die Juden,<lb/>ſo aus der Babyloniſchen Gefangenſchaft<lb/>
errettet worden, vermehrten ſich ganz auſ-<lb/>ſerordentlich. Dieſe Vermehrung und<lb/>
allerhand Drangſahlen, ſo ſie von ihren<lb/>
Feinden ausſtanden, wurden bey ihnen<lb/>
eine Urſache, daß ſie ſich in ſehr viele Laͤn-<lb/>
der zerſtreueten, und wo ſie wohneten,<lb/>
Schulen errichteten, und diejenigen heili-<lb/>
gen Buͤcher des Moſes und der uͤbrigen<lb/>
Propheten mit ſich fuͤhreten, auf welche<lb/>ſich nachher die Bothen des Evangelii deſto<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">dreiſter</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[89/0109]
che hierbey fragen, ob denn der Allmacht
nicht gelindere Mittel uͤbrig geblieben, ih-
ren Zweck eben ſo gut zu erreichen, ſelbige
leſen, was ich hierauf ſchon mehr, denn
einmahl geantwortet habe *), und beweiſen,
daß gelindere und weiſere Mittel in den
angefuͤhrten Umſtaͤnden der Welt moͤglich
geweſen.
§. 36.
Nachdem denn der Weiſeſte ſeinen
Endzweck durch die bisher beſchriebenen
Mittel endlich in ſo weit erhalten, daß ein
einiges Volk auf dem ganzen Erdboden in
der Erkaͤnntniß des einigen wahren Gottes
befeſtiget worden; ſo wurde nunmehr die
Anſtalt gemacht, dieſe Erkaͤnntniß und die
daraus flieſſenden Tugenden weiter uͤber
den Erdboden zu verbreiten. Die Juden,
ſo aus der Babyloniſchen Gefangenſchaft
errettet worden, vermehrten ſich ganz auſ-
ſerordentlich. Dieſe Vermehrung und
allerhand Drangſahlen, ſo ſie von ihren
Feinden ausſtanden, wurden bey ihnen
eine Urſache, daß ſie ſich in ſehr viele Laͤn-
der zerſtreueten, und wo ſie wohneten,
Schulen errichteten, und diejenigen heili-
gen Buͤcher des Moſes und der uͤbrigen
Propheten mit ſich fuͤhreten, auf welche
ſich nachher die Bothen des Evangelii deſto
dreiſter
Nach der
noͤthigen
Vorberei-
tung der
Welt er-
ſcheinet Je-
ſus.
*) Betracht. I. §. II. Not. Betr. VII. §. 13. 14
F 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/109>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.