gemacht worden, wie wir sie in den Bü- chern des neuen Bundes finden *)?
§. 32.
Endlich haben bey einem ungebauetenBeschluß des vori- gen. Volke irdische Bewegungsgründe weit mehr Kraft als die Vorstellungen einer annoch unsichtbahren Welt. Jch erinnere mich, einstmahl in der Fastenzeit, an ei- nem Orte auf dem Lande gewesen zu seyn, wo die Fastenpredigten von den Bauern schlecht besuchet wurden, weil die Ostern spät in das Jahr fielen, und der Land- mann in den Fasten mit dem Pflügen sehr beschäftiget war. Der Prediger an dem Orte ermahnete die Glieder seiner Ge- meinde nicht nur für den Leib zu sorgen, sondern auch zu Zeiten eine Stunde von der Arbeit abzubrechen, und ihrer Seele wahrzunehmen, um selbige zu einer seli- gen Ewigkeit zu bereiten. Diese Vor- stellung war bey den mehresten vergebens. Es wurde aber selbiges Land zu eben der Zeit mit einem Kriege bedrohet. Der Prediger nahm daher Gelegenheit, ihnen
vorzu-
*) Es scheinet aus Jes. C. 65. v. 4. zu erhel- len, daß die Jsraeliten ohnedem sehr geneigt gewesen, bey den Gräbern allerhand Aber- glauben zu treiben. Conf. Vitringae Com- ment. in Es. in h. l. Man lese auch Buch der Weish. C. 14. v. 15.
Jac. Betr. 4. Band. F
gemacht worden, wie wir ſie in den Buͤ- chern des neuen Bundes finden *)?
§. 32.
Endlich haben bey einem ungebauetenBeſchluß des vori- gen. Volke irdiſche Bewegungsgruͤnde weit mehr Kraft als die Vorſtellungen einer annoch unſichtbahren Welt. Jch erinnere mich, einſtmahl in der Faſtenzeit, an ei- nem Orte auf dem Lande geweſen zu ſeyn, wo die Faſtenpredigten von den Bauern ſchlecht beſuchet wurden, weil die Oſtern ſpaͤt in das Jahr fielen, und der Land- mann in den Faſten mit dem Pfluͤgen ſehr beſchaͤftiget war. Der Prediger an dem Orte ermahnete die Glieder ſeiner Ge- meinde nicht nur fuͤr den Leib zu ſorgen, ſondern auch zu Zeiten eine Stunde von der Arbeit abzubrechen, und ihrer Seele wahrzunehmen, um ſelbige zu einer ſeli- gen Ewigkeit zu bereiten. Dieſe Vor- ſtellung war bey den mehreſten vergebens. Es wurde aber ſelbiges Land zu eben der Zeit mit einem Kriege bedrohet. Der Prediger nahm daher Gelegenheit, ihnen
vorzu-
*) Es ſcheinet aus Jeſ. C. 65. v. 4. zu erhel- len, daß die Jſraeliten ohnedem ſehr geneigt geweſen, bey den Graͤbern allerhand Aber- glauben zu treiben. Conf. Vitringae Com- ment. in Eſ. in h. l. Man leſe auch Buch der Weish. C. 14. v. 15.
Jac. Betr. 4. Band. F
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0101"n="81"/>
gemacht worden, wie wir ſie in den Buͤ-<lb/>
chern des neuen Bundes finden <noteplace="foot"n="*)">Es ſcheinet aus Jeſ. C. 65. v. 4. zu erhel-<lb/>
len, daß die Jſraeliten ohnedem ſehr geneigt<lb/>
geweſen, bey den Graͤbern allerhand Aber-<lb/>
glauben zu treiben. <hirendition="#aq">Conf. Vitringae Com-<lb/>
ment. in Eſ. in h. l.</hi> Man leſe auch Buch<lb/>
der Weish. C. 14. v. 15.</note>?</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 32.</head><lb/><p>Endlich haben bey einem ungebaueten<noteplace="right">Beſchluß<lb/>
des vori-<lb/>
gen.</note><lb/>
Volke irdiſche Bewegungsgruͤnde weit<lb/>
mehr Kraft als die Vorſtellungen einer<lb/>
annoch unſichtbahren Welt. Jch erinnere<lb/>
mich, einſtmahl in der Faſtenzeit, an ei-<lb/>
nem Orte auf dem Lande geweſen zu ſeyn,<lb/>
wo die Faſtenpredigten von den Bauern<lb/>ſchlecht beſuchet wurden, weil die Oſtern<lb/>ſpaͤt in das Jahr fielen, und der Land-<lb/>
mann in den Faſten mit dem Pfluͤgen ſehr<lb/>
beſchaͤftiget war. Der Prediger an dem<lb/>
Orte ermahnete die Glieder ſeiner Ge-<lb/>
meinde nicht nur fuͤr den Leib zu ſorgen,<lb/>ſondern auch zu Zeiten eine Stunde von<lb/>
der Arbeit abzubrechen, und ihrer Seele<lb/>
wahrzunehmen, um ſelbige zu einer ſeli-<lb/>
gen Ewigkeit zu bereiten. Dieſe Vor-<lb/>ſtellung war bey den mehreſten vergebens.<lb/>
Es wurde aber ſelbiges Land zu eben der<lb/>
Zeit mit einem Kriege bedrohet. Der<lb/>
Prediger nahm daher Gelegenheit, ihnen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Jac. Betr. 4. Band. F</fw><fwplace="bottom"type="catch">vorzu-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[81/0101]
gemacht worden, wie wir ſie in den Buͤ-
chern des neuen Bundes finden *)?
§. 32.
Endlich haben bey einem ungebaueten
Volke irdiſche Bewegungsgruͤnde weit
mehr Kraft als die Vorſtellungen einer
annoch unſichtbahren Welt. Jch erinnere
mich, einſtmahl in der Faſtenzeit, an ei-
nem Orte auf dem Lande geweſen zu ſeyn,
wo die Faſtenpredigten von den Bauern
ſchlecht beſuchet wurden, weil die Oſtern
ſpaͤt in das Jahr fielen, und der Land-
mann in den Faſten mit dem Pfluͤgen ſehr
beſchaͤftiget war. Der Prediger an dem
Orte ermahnete die Glieder ſeiner Ge-
meinde nicht nur fuͤr den Leib zu ſorgen,
ſondern auch zu Zeiten eine Stunde von
der Arbeit abzubrechen, und ihrer Seele
wahrzunehmen, um ſelbige zu einer ſeli-
gen Ewigkeit zu bereiten. Dieſe Vor-
ſtellung war bey den mehreſten vergebens.
Es wurde aber ſelbiges Land zu eben der
Zeit mit einem Kriege bedrohet. Der
Prediger nahm daher Gelegenheit, ihnen
vorzu-
Beſchluß
des vori-
gen.
*) Es ſcheinet aus Jeſ. C. 65. v. 4. zu erhel-
len, daß die Jſraeliten ohnedem ſehr geneigt
geweſen, bey den Graͤbern allerhand Aber-
glauben zu treiben. Conf. Vitringae Com-
ment. in Eſ. in h. l. Man leſe auch Buch
der Weish. C. 14. v. 15.
Jac. Betr. 4. Band. F
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/101>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.