ich weiß kein ander Merckmal davon, als das Zeugniß anderer gesunden Menschen, daß sie eben diese Empfindung haben. Wie viel Wissenschafften bleiben also übrig, wenn klare Zeugnisse beglaubter Personen unter den Gründen derselben keinen Platz finden sollen?
§. XIV.
Nun getraue ich mir in etwas zu be-Wie weit unsere ver- mischte Einsicht bey der Offenba- rung zu gebrau- chen? stimmen, wie weit die Vernunft bey Er- klärung der Schrift und in Glaubens-Sa- chen zu gebrauchen, und was für Grentzen dabey zu beobachten. Wer auf eine gründ- liche Art die geoffenbarten Wahrheiten er- kennen will, der muß sich bemühen eine Einsicht in die Grund-Sprachen, Alter- thümer, und diejenigen Dinge, so im ge- meinen Leben häufig vorkommen zu erlan- gen. Er muß sich ferner üben im Uberle- gen, im Unterscheiden, im Vergleichen, und im Schliessen. Jene Einsicht begleitet von dieser Fertigkeit zu überlegen, zu unterschei- den, zu vergleichen und zu schliessen, macht einen Theil seiner Vernunft aus. Die- sen Theil muß er anwenden, den Sinn der Offenbahrung zu erfahren. Wollte je-
mand
C 2
ich weiß kein ander Merckmal davon, als das Zeugniß anderer geſunden Menſchen, daß ſie eben dieſe Empfindung haben. Wie viel Wiſſenſchafften bleiben alſo uͤbrig, wenn klare Zeugniſſe beglaubter Perſonen unter den Gruͤnden derſelben keinen Platz finden ſollen?
§. XIV.
Nun getraue ich mir in etwas zu be-Wie weit unſere ver- miſchte Einſicht bey der Offenba- rung zu gebrau- chen? ſtimmen, wie weit die Vernunft bey Er- klaͤrung der Schrift und in Glaubens-Sa- chen zu gebrauchen, und was fuͤr Grentzen dabey zu beobachten. Wer auf eine gruͤnd- liche Art die geoffenbarten Wahrheiten er- kennen will, der muß ſich bemuͤhen eine Einſicht in die Grund-Sprachen, Alter- thuͤmer, und diejenigen Dinge, ſo im ge- meinen Leben haͤufig vorkommen zu erlan- gen. Er muß ſich ferner uͤben im Uberle- gen, im Unterſcheiden, im Vergleichen, und im Schlieſſen. Jene Einſicht begleitet von dieſer Fertigkeit zu uͤberlegen, zu unterſchei- den, zu vergleichen und zu ſchlieſſen, macht einen Theil ſeiner Vernunft aus. Die- ſen Theil muß er anwenden, den Sinn der Offenbahrung zu erfahren. Wollte je-
mand
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ich weiß kein ander Merckmal davon, als
das Zeugniß anderer geſunden Menſchen,
daß ſie eben dieſe Empfindung haben. Wie
viel Wiſſenſchafften bleiben alſo uͤbrig,
wenn klare Zeugniſſe beglaubter Perſonen
unter den Gruͤnden derſelben keinen Platz
finden ſollen?
§. XIV.
Nun getraue ich mir in etwas zu be-
ſtimmen, wie weit die Vernunft bey Er-
klaͤrung der Schrift und in Glaubens-Sa-
chen zu gebrauchen, und was fuͤr Grentzen
dabey zu beobachten. Wer auf eine gruͤnd-
liche Art die geoffenbarten Wahrheiten er-
kennen will, der muß ſich bemuͤhen eine
Einſicht in die Grund-Sprachen, Alter-
thuͤmer, und diejenigen Dinge, ſo im ge-
meinen Leben haͤufig vorkommen zu erlan-
gen. Er muß ſich ferner uͤben im Uberle-
gen, im Unterſcheiden, im Vergleichen, und
im Schlieſſen. Jene Einſicht begleitet von
dieſer Fertigkeit zu uͤberlegen, zu unterſchei-
den, zu vergleichen und zu ſchlieſſen, macht
einen Theil ſeiner Vernunft aus. Die-
ſen Theil muß er anwenden, den Sinn der
Offenbahrung zu erfahren. Wollte je-
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Wie weit
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bey der
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/53>, abgerufen am 22.11.2024.
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