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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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dienen. Pressen ihnen diese und jene
Schicksale gleich Thränen aus, so fühlt
doch das Hertz eine Liebe und Zutrauen
zu seinem GOtt. Sie wersen sich dem
zur Heilung in den Schooß, der die Wun-
de geschlagen. Sie werden stille, und
hören die Stimme: Jch will dich nichtHebr. 13,
5.

verlassen noch versäumen. Jst nicht
Ephraim mein theurer Sohn und
Jer. 31,
20.

mein trautes Kind? Denn ich geden-
cke noch wohl daran, was ich ihm ge-
redt habe; darum bricht mir mein
Hertz gegen ihn, daß ich mich sein er-
barmen muß.
Sie fassen dieses mit ei-
ner Empfindung, in welcher noch Kummer
und Zufriedenheit mit einander streiten,
welcher Streit aber endlich zu einer süs-
sen Ruhe gedeyet. Kein Geld, keine Eh-
re vermag eine solche Zufriedenheit zu ge-
ben. Noch mehr aber erhöhet unsere zeit-
liche Glückseligkeit die Hoffnung eines nie
auf hörenden und höchst seligen Lebens.
Keine Begierde ist bey dem Menschen or-
dentlicher Weise stärcker als die Begierde
zum Leben, und nichts hält ein Mensch
höher als sein Daseyn. Haut für Haut,

und



dienen. Preſſen ihnen dieſe und jene
Schickſale gleich Thraͤnen aus, ſo fuͤhlt
doch das Hertz eine Liebe und Zutrauen
zu ſeinem GOtt. Sie werſen ſich dem
zur Heilung in den Schooß, der die Wun-
de geſchlagen. Sie werden ſtille, und
hoͤren die Stimme: Jch will dich nichtHebr. 13,
5.

verlaſſen noch verſaͤumen. Jſt nicht
Ephraim mein theurer Sohn und
Jer. 31,
20.

mein trautes Kind? Denn ich geden-
cke noch wohl daran, was ich ihm ge-
redt habe; darum bricht mir mein
Hertz gegen ihn, daß ich mich ſein er-
barmen muß.
Sie faſſen dieſes mit ei-
ner Empfindung, in welcher noch Kummer
und Zufriedenheit mit einander ſtreiten,
welcher Streit aber endlich zu einer ſuͤſ-
ſen Ruhe gedeyet. Kein Geld, keine Eh-
re vermag eine ſolche Zufriedenheit zu ge-
ben. Noch mehr aber erhoͤhet unſere zeit-
liche Gluͤckſeligkeit die Hoffnung eines nie
auf hoͤrenden und hoͤchſt ſeligen Lebens.
Keine Begierde iſt bey dem Menſchen or-
dentlicher Weiſe ſtaͤrcker als die Begierde
zum Leben, und nichts haͤlt ein Menſch
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[427/0445] dienen. Preſſen ihnen dieſe und jene Schickſale gleich Thraͤnen aus, ſo fuͤhlt doch das Hertz eine Liebe und Zutrauen zu ſeinem GOtt. Sie werſen ſich dem zur Heilung in den Schooß, der die Wun- de geſchlagen. Sie werden ſtille, und hoͤren die Stimme: Jch will dich nicht verlaſſen noch verſaͤumen. Jſt nicht Ephraim mein theurer Sohn und mein trautes Kind? Denn ich geden- cke noch wohl daran, was ich ihm ge- redt habe; darum bricht mir mein Hertz gegen ihn, daß ich mich ſein er- barmen muß. Sie faſſen dieſes mit ei- ner Empfindung, in welcher noch Kummer und Zufriedenheit mit einander ſtreiten, welcher Streit aber endlich zu einer ſuͤſ- ſen Ruhe gedeyet. Kein Geld, keine Eh- re vermag eine ſolche Zufriedenheit zu ge- ben. Noch mehr aber erhoͤhet unſere zeit- liche Gluͤckſeligkeit die Hoffnung eines nie auf hoͤrenden und hoͤchſt ſeligen Lebens. Keine Begierde iſt bey dem Menſchen or- dentlicher Weiſe ſtaͤrcker als die Begierde zum Leben, und nichts haͤlt ein Menſch hoͤher als ſein Daſeyn. Haut fuͤr Haut, und Hebr. 13, 5. Jer. 31, 20.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/445>, abgerufen am 23.11.2024.