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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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in das Vergnügen gewisser Belustigun-
gen setzen, wenn wir Folgendes recht über-
dencken. Wir suchen Geld und Ehre, und
nennen uns glücklich, wenn unser Vor-
rath groß ist, und wir über einen grossen
Theil unserer Brüder erhaben sind. Jn
was für Absicht aber wünschen wir diese
Dinge. Das Ziel derselben ist unser Ver-
gnügen. Wir werden nichts wünschen,
nichts suchen, welches nicht fähig ist, uns
auf gewisse Art zu belustigen, und wenig-
stens unserer Meynung nach, das Mißver-
gnügen abzuwenden. Es ist derowegen
gewiß, unsere Glückseligkeit lässet sich ab-
messen nach dem Vergnügen, so jemand
geniesset. Derjenige ist glückseliger, der
mehr Vergnügungen hat, und derjenige
hat das beste Glück, welcher der grösten
und dauerhaftesten Freude theilhaftig ist.
Nun lasset uns untersuchen, wie sehr die
vergänglichen Güter dieses Lebens die zeit-
liche Glückseligkeit des einen Menschen vor
dem andern erheben können. Jst es mög-
lich, durch ein geziemendes Bitten bey euch,
meine Brüder, etwas zu erhalten, so fol-
get unserm Vortrage mit einer überlegen-
den Aufmercksamkeit, ihr werdet finden,

wie
Jacobi Betr. 2. Band. D d



in das Vergnuͤgen gewiſſer Beluſtigun-
gen ſetzen, wenn wir Folgendes recht uͤber-
dencken. Wir ſuchen Geld und Ehre, und
nennen uns gluͤcklich, wenn unſer Vor-
rath groß iſt, und wir uͤber einen groſſen
Theil unſerer Bruͤder erhaben ſind. Jn
was fuͤr Abſicht aber wuͤnſchen wir dieſe
Dinge. Das Ziel derſelben iſt unſer Ver-
gnuͤgen. Wir werden nichts wuͤnſchen,
nichts ſuchen, welches nicht faͤhig iſt, uns
auf gewiſſe Art zu beluſtigen, und wenig-
ſtens unſerer Meynung nach, das Mißver-
gnuͤgen abzuwenden. Es iſt derowegen
gewiß, unſere Gluͤckſeligkeit laͤſſet ſich ab-
meſſen nach dem Vergnuͤgen, ſo jemand
genieſſet. Derjenige iſt gluͤckſeliger, der
mehr Vergnuͤgungen hat, und derjenige
hat das beſte Gluͤck, welcher der groͤſten
und dauerhafteſten Freude theilhaftig iſt.
Nun laſſet uns unterſuchen, wie ſehr die
vergaͤnglichen Guͤter dieſes Lebens die zeit-
liche Gluͤckſeligkeit des einen Menſchen vor
dem andern erheben koͤnnen. Jſt es moͤg-
lich, durch ein geziemendes Bitten bey euch,
meine Bruͤder, etwas zu erhalten, ſo fol-
get unſerm Vortrage mit einer uͤberlegen-
den Aufmerckſamkeit, ihr werdet finden,

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Jacobi Betr. 2. Band. D d
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[417/0435] in das Vergnuͤgen gewiſſer Beluſtigun- gen ſetzen, wenn wir Folgendes recht uͤber- dencken. Wir ſuchen Geld und Ehre, und nennen uns gluͤcklich, wenn unſer Vor- rath groß iſt, und wir uͤber einen groſſen Theil unſerer Bruͤder erhaben ſind. Jn was fuͤr Abſicht aber wuͤnſchen wir dieſe Dinge. Das Ziel derſelben iſt unſer Ver- gnuͤgen. Wir werden nichts wuͤnſchen, nichts ſuchen, welches nicht faͤhig iſt, uns auf gewiſſe Art zu beluſtigen, und wenig- ſtens unſerer Meynung nach, das Mißver- gnuͤgen abzuwenden. Es iſt derowegen gewiß, unſere Gluͤckſeligkeit laͤſſet ſich ab- meſſen nach dem Vergnuͤgen, ſo jemand genieſſet. Derjenige iſt gluͤckſeliger, der mehr Vergnuͤgungen hat, und derjenige hat das beſte Gluͤck, welcher der groͤſten und dauerhafteſten Freude theilhaftig iſt. Nun laſſet uns unterſuchen, wie ſehr die vergaͤnglichen Guͤter dieſes Lebens die zeit- liche Gluͤckſeligkeit des einen Menſchen vor dem andern erheben koͤnnen. Jſt es moͤg- lich, durch ein geziemendes Bitten bey euch, meine Bruͤder, etwas zu erhalten, ſo fol- get unſerm Vortrage mit einer uͤberlegen- den Aufmerckſamkeit, ihr werdet finden, wie Jacobi Betr. 2. Band. D d

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/435>, abgerufen am 23.11.2024.