Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite



Geiste gesehen? Dieses ist der wichtige
Vorzug. Sie empfiengen würcklich die
Verheissung, womit alle übrige Verspre-
chungen GOttes an sein Volck verknüpft
waren, und sahen also mit der grösten Ge-
wißheit, daß alle Verheissungen GOttes
Ja und Amen wären. Die Hoffnung
der Väter altes Bundes stund äusserlichem
Ansehen nach öffters in der grösten Gefahr,
und sie kamen zu Zeiten in solche Stunden,
die da schienen alle Verheissungen GOttes
auf einmal zu zernichten. Die gäntzliche
Ausrottung des Volckes, durch dessen Saa-
men der Aberglaube besiegt, die heidnischen
Altäre zerbrochen, die falschen Götter um-
gestürtzt, die Laster bestritten, die Welt mit
Erkänntniß des wahren GOttes erleuchtet,
und die Völcker auf ewig gesegnet werden
sollten, die Ausrottung dieses Volckes, sa-
ge ich, wurde mehr als einmal von den Hei-
den beschlossen und die Schwerdter gewe-
tzet, die ihnen das Garaus machen sollten.
Der Meßias verzog und die Heiden bespot-
teten die Verheissungen des GOttes Zions.
Urtheilet, wie viel erfordert worden, in sol-
chen Stunden nicht zu wancken und zu den-
cken? Der HErr hat uns verlassen, der

HErr



Geiſte geſehen? Dieſes iſt der wichtige
Vorzug. Sie empfiengen wuͤrcklich die
Verheiſſung, womit alle uͤbrige Verſpre-
chungen GOttes an ſein Volck verknuͤpft
waren, und ſahen alſo mit der groͤſten Ge-
wißheit, daß alle Verheiſſungen GOttes
Ja und Amen waͤren. Die Hoffnung
der Vaͤter altes Bundes ſtund aͤuſſerlichem
Anſehen nach oͤffters in der groͤſten Gefahr,
und ſie kamen zu Zeiten in ſolche Stunden,
die da ſchienen alle Verheiſſungen GOttes
auf einmal zu zernichten. Die gaͤntzliche
Ausrottung des Volckes, durch deſſen Saa-
men der Aberglaube beſiegt, die heidniſchen
Altaͤre zerbrochen, die falſchen Goͤtter um-
geſtuͤrtzt, die Laſter beſtritten, die Welt mit
Erkaͤnntniß des wahren GOttes erleuchtet,
und die Voͤlcker auf ewig geſegnet werden
ſollten, die Ausrottung dieſes Volckes, ſa-
ge ich, wurde mehr als einmal von den Hei-
den beſchloſſen und die Schwerdter gewe-
tzet, die ihnen das Garaus machen ſollten.
Der Meßias verzog und die Heiden beſpot-
teten die Verheiſſungen des GOttes Zions.
Urtheilet, wie viel erfordert worden, in ſol-
chen Stunden nicht zu wancken und zu den-
cken? Der HErr hat uns verlaſſen, der

HErr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0431" n="413"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Gei&#x017F;te ge&#x017F;ehen? Die&#x017F;es i&#x017F;t der wichtige<lb/>
Vorzug. Sie empfiengen wu&#x0364;rcklich die<lb/>
Verhei&#x017F;&#x017F;ung, womit alle u&#x0364;brige Ver&#x017F;pre-<lb/>
chungen GOttes an &#x017F;ein Volck verknu&#x0364;pft<lb/>
waren, und &#x017F;ahen al&#x017F;o mit der gro&#x0364;&#x017F;ten Ge-<lb/>
wißheit, daß alle Verhei&#x017F;&#x017F;ungen GOttes<lb/>
Ja und Amen wa&#x0364;ren. Die Hoffnung<lb/>
der Va&#x0364;ter altes Bundes &#x017F;tund a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichem<lb/>
An&#x017F;ehen nach o&#x0364;ffters in der gro&#x0364;&#x017F;ten Gefahr,<lb/>
und &#x017F;ie kamen zu Zeiten in &#x017F;olche Stunden,<lb/>
die da &#x017F;chienen alle Verhei&#x017F;&#x017F;ungen GOttes<lb/>
auf einmal zu zernichten. Die ga&#x0364;ntzliche<lb/>
Ausrottung des Volckes, durch de&#x017F;&#x017F;en Saa-<lb/>
men der Aberglaube be&#x017F;iegt, die heidni&#x017F;chen<lb/>
Alta&#x0364;re zerbrochen, die fal&#x017F;chen Go&#x0364;tter um-<lb/>
ge&#x017F;tu&#x0364;rtzt, die La&#x017F;ter be&#x017F;tritten, die Welt mit<lb/>
Erka&#x0364;nntniß des wahren GOttes erleuchtet,<lb/>
und die Vo&#x0364;lcker auf ewig ge&#x017F;egnet werden<lb/>
&#x017F;ollten, die Ausrottung die&#x017F;es Volckes, &#x017F;a-<lb/>
ge ich, wurde mehr als einmal von den Hei-<lb/>
den be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und die Schwerdter gewe-<lb/>
tzet, die ihnen das Garaus machen &#x017F;ollten.<lb/>
Der Meßias verzog und die Heiden be&#x017F;pot-<lb/>
teten die Verhei&#x017F;&#x017F;ungen des GOttes Zions.<lb/>
Urtheilet, wie viel erfordert worden, in &#x017F;ol-<lb/>
chen Stunden nicht zu wancken und zu den-<lb/>
cken? Der HErr hat uns verla&#x017F;&#x017F;en, der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">HErr</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[413/0431] Geiſte geſehen? Dieſes iſt der wichtige Vorzug. Sie empfiengen wuͤrcklich die Verheiſſung, womit alle uͤbrige Verſpre- chungen GOttes an ſein Volck verknuͤpft waren, und ſahen alſo mit der groͤſten Ge- wißheit, daß alle Verheiſſungen GOttes Ja und Amen waͤren. Die Hoffnung der Vaͤter altes Bundes ſtund aͤuſſerlichem Anſehen nach oͤffters in der groͤſten Gefahr, und ſie kamen zu Zeiten in ſolche Stunden, die da ſchienen alle Verheiſſungen GOttes auf einmal zu zernichten. Die gaͤntzliche Ausrottung des Volckes, durch deſſen Saa- men der Aberglaube beſiegt, die heidniſchen Altaͤre zerbrochen, die falſchen Goͤtter um- geſtuͤrtzt, die Laſter beſtritten, die Welt mit Erkaͤnntniß des wahren GOttes erleuchtet, und die Voͤlcker auf ewig geſegnet werden ſollten, die Ausrottung dieſes Volckes, ſa- ge ich, wurde mehr als einmal von den Hei- den beſchloſſen und die Schwerdter gewe- tzet, die ihnen das Garaus machen ſollten. Der Meßias verzog und die Heiden beſpot- teten die Verheiſſungen des GOttes Zions. Urtheilet, wie viel erfordert worden, in ſol- chen Stunden nicht zu wancken und zu den- cken? Der HErr hat uns verlaſſen, der HErr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/431
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/431>, abgerufen am 27.11.2024.