Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite



Ende. Er liebt Kinder, bey welchen er kei-
ne Gegen-Liebe, keine Ehrerbietung, keinen
Gehorsam findet. Er liebet sie mit einer
erbarmenden Liebe. Er liebet sie so sehr,
daß er seinen eingebohrnen Sohn für sie
dahin giebet. Erinnert euch, meine Brü-
der, aus dem obigen, was dieses in sich fas-
set. Der erbarmende GOtt will seine ab-
trünnigen Kinder, die widerspänstigen Re-
bellen gerne begnadigen und sie wieder in
eine solche Verfassung setzen, daß er sie ewig
selig machen kan. Es muß aber hiebey
den Unordnungen vorgebeuget werden, die
aus Begnadigungen gar leicht entstehen.
Besonders muß verhütet werden, daß es
nicht das Ansehen gewinne, als wäre GOtt
gleichgültig gegen die Laster und die Unord-
nungen, so daher entstehen, damit nicht
andere Geister ebenfalls zum Abfall ver-
leitet werden, und die Begnadigten die
Gnade nicht auf Muthwillen ziehen und
die Begnadigung vergeblich machen. De-
nen im Guten noch stehenden Gesellschaff-
ten müssen neben der Begnadigung der
Menschen solche Gründe vorgeleget wer-
den, bey welchen ihnen nie einfällt von den
heilsamen Gesetzen GOttes abzuweichen.

Die
Z 3



Ende. Er liebt Kinder, bey welchen er kei-
ne Gegen-Liebe, keine Ehrerbietung, keinen
Gehorſam findet. Er liebet ſie mit einer
erbarmenden Liebe. Er liebet ſie ſo ſehr,
daß er ſeinen eingebohrnen Sohn fuͤr ſie
dahin giebet. Erinnert euch, meine Bruͤ-
der, aus dem obigen, was dieſes in ſich faſ-
ſet. Der erbarmende GOtt will ſeine ab-
truͤnnigen Kinder, die widerſpaͤnſtigen Re-
bellen gerne begnadigen und ſie wieder in
eine ſolche Verfaſſung ſetzen, daß er ſie ewig
ſelig machen kan. Es muß aber hiebey
den Unordnungen vorgebeuget werden, die
aus Begnadigungen gar leicht entſtehen.
Beſonders muß verhuͤtet werden, daß es
nicht das Anſehen gewinne, als waͤre GOtt
gleichguͤltig gegen die Laſter und die Unord-
nungen, ſo daher entſtehen, damit nicht
andere Geiſter ebenfalls zum Abfall ver-
leitet werden, und die Begnadigten die
Gnade nicht auf Muthwillen ziehen und
die Begnadigung vergeblich machen. De-
nen im Guten noch ſtehenden Geſellſchaff-
ten muͤſſen neben der Begnadigung der
Menſchen ſolche Gruͤnde vorgeleget wer-
den, bey welchen ihnen nie einfaͤllt von den
heilſamen Geſetzen GOttes abzuweichen.

Die
Z 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0375" n="357"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Ende. Er liebt Kinder, bey welchen er kei-<lb/>
ne Gegen-Liebe, keine Ehrerbietung, keinen<lb/>
Gehor&#x017F;am findet. Er liebet &#x017F;ie mit einer<lb/>
erbarmenden Liebe. Er liebet &#x017F;ie &#x017F;o &#x017F;ehr,<lb/>
daß er &#x017F;einen eingebohrnen Sohn fu&#x0364;r &#x017F;ie<lb/>
dahin giebet. Erinnert euch, meine Bru&#x0364;-<lb/>
der, aus dem obigen, was die&#x017F;es in &#x017F;ich fa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et. Der erbarmende GOtt will &#x017F;eine ab-<lb/>
tru&#x0364;nnigen Kinder, die wider&#x017F;pa&#x0364;n&#x017F;tigen Re-<lb/>
bellen gerne begnadigen und &#x017F;ie wieder in<lb/>
eine &#x017F;olche Verfa&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;etzen, daß er &#x017F;ie ewig<lb/>
&#x017F;elig machen kan. Es muß aber hiebey<lb/>
den Unordnungen vorgebeuget werden, die<lb/>
aus Begnadigungen gar leicht ent&#x017F;tehen.<lb/>
Be&#x017F;onders muß verhu&#x0364;tet werden, daß es<lb/>
nicht das An&#x017F;ehen gewinne, als wa&#x0364;re GOtt<lb/>
gleichgu&#x0364;ltig gegen die La&#x017F;ter und die Unord-<lb/>
nungen, &#x017F;o daher ent&#x017F;tehen, damit nicht<lb/>
andere Gei&#x017F;ter ebenfalls zum Abfall ver-<lb/>
leitet werden, und die Begnadigten die<lb/>
Gnade nicht auf Muthwillen ziehen und<lb/>
die Begnadigung vergeblich machen. De-<lb/>
nen im Guten noch &#x017F;tehenden Ge&#x017F;ell&#x017F;chaff-<lb/>
ten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en neben der Begnadigung der<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;olche Gru&#x0364;nde vorgeleget wer-<lb/>
den, bey welchen ihnen nie einfa&#x0364;llt von den<lb/>
heil&#x017F;amen Ge&#x017F;etzen GOttes abzuweichen.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[357/0375] Ende. Er liebt Kinder, bey welchen er kei- ne Gegen-Liebe, keine Ehrerbietung, keinen Gehorſam findet. Er liebet ſie mit einer erbarmenden Liebe. Er liebet ſie ſo ſehr, daß er ſeinen eingebohrnen Sohn fuͤr ſie dahin giebet. Erinnert euch, meine Bruͤ- der, aus dem obigen, was dieſes in ſich faſ- ſet. Der erbarmende GOtt will ſeine ab- truͤnnigen Kinder, die widerſpaͤnſtigen Re- bellen gerne begnadigen und ſie wieder in eine ſolche Verfaſſung ſetzen, daß er ſie ewig ſelig machen kan. Es muß aber hiebey den Unordnungen vorgebeuget werden, die aus Begnadigungen gar leicht entſtehen. Beſonders muß verhuͤtet werden, daß es nicht das Anſehen gewinne, als waͤre GOtt gleichguͤltig gegen die Laſter und die Unord- nungen, ſo daher entſtehen, damit nicht andere Geiſter ebenfalls zum Abfall ver- leitet werden, und die Begnadigten die Gnade nicht auf Muthwillen ziehen und die Begnadigung vergeblich machen. De- nen im Guten noch ſtehenden Geſellſchaff- ten muͤſſen neben der Begnadigung der Menſchen ſolche Gruͤnde vorgeleget wer- den, bey welchen ihnen nie einfaͤllt von den heilſamen Geſetzen GOttes abzuweichen. Die Z 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/375
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/375>, abgerufen am 25.11.2024.