Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.öfters dem Begnadigten selber zur Sicher- heit und zu einem desto grössern Verfall. Andere aber nehmen daher Gelegenheit ähnliche Sünden zu begehen, indem sie die Schärfe der Gesetze nicht mehr fürchten und gleichfalls Gnade hoffen. Oder will man ihnen diese Hoffnung abschneiden, so ziehet solches das nothwendige Uebel nach sich, daß solche ihre Liebe zu ihrem Herrn und folglich die beste Eigenschafft eines gu- ten Unterthanen verlieren. Wird ein wei- ser und Tugend-hafter Geist es auch wohl dahin bringen können, daß er gegen denje- nigen Herrn eine völlige Liebe behält, der einigen, so muthwillig die Grund-Gesetze des Reichs übertreten, und Rebellen wer- den, selber nachgehet, ihnen Gnade anbie- tet und ihr abtrünniges Gemüth mit vie- len Bitten und grossen Verheissungen zu gewinnen sucht, ihm aber andeuten lässet, daß er bey einer Uebertretung keine Be- gnadigung, vielweniger ähnliche Verheis- sungen zu hoffen habe. Wäre dieses ein Mittel die Liebe bey treuen Unterthanen zu befestigen? (*) Da also die unendliche Liebe (*) Man lese das Exempel, so ich Betracht. XI.
am Ende beygebracht, und gebe Achtung, was man bey sich fühlet. oͤfters dem Begnadigten ſelber zur Sicher- heit und zu einem deſto groͤſſern Verfall. Andere aber nehmen daher Gelegenheit aͤhnliche Suͤnden zu begehen, indem ſie die Schaͤrfe der Geſetze nicht mehr fuͤrchten und gleichfalls Gnade hoffen. Oder will man ihnen dieſe Hoffnung abſchneiden, ſo ziehet ſolches das nothwendige Uebel nach ſich, daß ſolche ihre Liebe zu ihrem Herrn und folglich die beſte Eigenſchafft eines gu- ten Unterthanen verlieren. Wird ein wei- ſer und Tugend-hafter Geiſt es auch wohl dahin bringen koͤnnen, daß er gegen denje- nigen Herrn eine voͤllige Liebe behaͤlt, der einigen, ſo muthwillig die Grund-Geſetze des Reichs uͤbertreten, und Rebellen wer- den, ſelber nachgehet, ihnen Gnade anbie- tet und ihr abtruͤnniges Gemuͤth mit vie- len Bitten und groſſen Verheiſſungen zu gewinnen ſucht, ihm aber andeuten laͤſſet, daß er bey einer Uebertretung keine Be- gnadigung, vielweniger aͤhnliche Verheiſ- ſungen zu hoffen habe. Waͤre dieſes ein Mittel die Liebe bey treuen Unterthanen zu befeſtigen? (*) Da alſo die unendliche Liebe (*) Man leſe das Exempel, ſo ich Betracht. XI.
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oͤfters dem Begnadigten ſelber zur Sicher-
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Andere aber nehmen daher Gelegenheit
aͤhnliche Suͤnden zu begehen, indem ſie die
Schaͤrfe der Geſetze nicht mehr fuͤrchten
und gleichfalls Gnade hoffen. Oder will
man ihnen dieſe Hoffnung abſchneiden, ſo
ziehet ſolches das nothwendige Uebel nach
ſich, daß ſolche ihre Liebe zu ihrem Herrn
und folglich die beſte Eigenſchafft eines gu-
ten Unterthanen verlieren. Wird ein wei-
ſer und Tugend-hafter Geiſt es auch wohl
dahin bringen koͤnnen, daß er gegen denje-
nigen Herrn eine voͤllige Liebe behaͤlt, der
einigen, ſo muthwillig die Grund-Geſetze
des Reichs uͤbertreten, und Rebellen wer-
den, ſelber nachgehet, ihnen Gnade anbie-
tet und ihr abtruͤnniges Gemuͤth mit vie-
len Bitten und groſſen Verheiſſungen zu
gewinnen ſucht, ihm aber andeuten laͤſſet,
daß er bey einer Uebertretung keine Be-
gnadigung, vielweniger aͤhnliche Verheiſ-
ſungen zu hoffen habe. Waͤre dieſes ein
Mittel die Liebe bey treuen Unterthanen
zu befeſtigen? (*) Da alſo die unendliche
Liebe
(*) Man leſe das Exempel, ſo ich Betracht. XI.
am Ende beygebracht, und gebe Achtung,
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