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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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sehr weislich überein, der zähe Saft, den
sie aus ihrem Eye mitbringen, und die Ge-
schicklichkeit ein so künstlich Netz zu spinnen.
Wer seine Augen auf den Storch richtet,
der wird an ihm Füsse wahrnehmen, die
sich zu den Oertern schicken, wo er seine
Nahrung suchen soll. Und wer seinen
Halß betrachtet, wird finden, daß er nach
den Füssen abgemessen. Wer an die
Quellen gehet, und den Bächen folget, so
daraus entspringen, wird finden, daß die
Berge immer so neben einander liegen,
daß die Thäler nicht verschlossen sind, oder
es gehet eine Oeffnung für den Bach durch
die Felsen, und der Erdboden ist so abgewo-
gen, daß ein jeder Bach endlich in eine See
oder Meer kommt. Die Weite und
Grösse der Sonnen hat zu der Erden eine
solche Verhältniß, daß diese letztere weder
verbrennet noch beständig für Kälte erstar-
ret. Der Lauf der Erden ist so eingerich-
tet, daß eine Hälfte um die andere erwärmet
und fruchtbar gemacht wird. Die Ster-
ne haben ihre Ordnung, und keiner stösset
an den andern, ob sie gleich in einer flüßi-
gen Materie schwimmen. Solche Pro-
ben einer unbegreiflichen Weisheit sind in

kleinen



ſehr weislich uͤberein, der zaͤhe Saft, den
ſie aus ihrem Eye mitbringen, und die Ge-
ſchicklichkeit ein ſo kuͤnſtlich Netz zu ſpinnen.
Wer ſeine Augen auf den Storch richtet,
der wird an ihm Fuͤſſe wahrnehmen, die
ſich zu den Oertern ſchicken, wo er ſeine
Nahrung ſuchen ſoll. Und wer ſeinen
Halß betrachtet, wird finden, daß er nach
den Fuͤſſen abgemeſſen. Wer an die
Quellen gehet, und den Baͤchen folget, ſo
daraus entſpringen, wird finden, daß die
Berge immer ſo neben einander liegen,
daß die Thaͤler nicht verſchloſſen ſind, oder
es gehet eine Oeffnung fuͤr den Bach durch
die Felſen, und der Erdboden iſt ſo abgewo-
gen, daß ein jeder Bach endlich in eine See
oder Meer kommt. Die Weite und
Groͤſſe der Sonnen hat zu der Erden eine
ſolche Verhaͤltniß, daß dieſe letztere weder
verbrennet noch beſtaͤndig fuͤr Kaͤlte erſtar-
ret. Der Lauf der Erden iſt ſo eingerich-
tet, daß eine Haͤlfte um die andere erwaͤrmet
und fruchtbar gemacht wird. Die Ster-
ne haben ihre Ordnung, und keiner ſtoͤſſet
an den andern, ob ſie gleich in einer fluͤßi-
gen Materie ſchwimmen. Solche Pro-
ben einer unbegreiflichen Weisheit ſind in

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[326/0344] ſehr weislich uͤberein, der zaͤhe Saft, den ſie aus ihrem Eye mitbringen, und die Ge- ſchicklichkeit ein ſo kuͤnſtlich Netz zu ſpinnen. Wer ſeine Augen auf den Storch richtet, der wird an ihm Fuͤſſe wahrnehmen, die ſich zu den Oertern ſchicken, wo er ſeine Nahrung ſuchen ſoll. Und wer ſeinen Halß betrachtet, wird finden, daß er nach den Fuͤſſen abgemeſſen. Wer an die Quellen gehet, und den Baͤchen folget, ſo daraus entſpringen, wird finden, daß die Berge immer ſo neben einander liegen, daß die Thaͤler nicht verſchloſſen ſind, oder es gehet eine Oeffnung fuͤr den Bach durch die Felſen, und der Erdboden iſt ſo abgewo- gen, daß ein jeder Bach endlich in eine See oder Meer kommt. Die Weite und Groͤſſe der Sonnen hat zu der Erden eine ſolche Verhaͤltniß, daß dieſe letztere weder verbrennet noch beſtaͤndig fuͤr Kaͤlte erſtar- ret. Der Lauf der Erden iſt ſo eingerich- tet, daß eine Haͤlfte um die andere erwaͤrmet und fruchtbar gemacht wird. Die Ster- ne haben ihre Ordnung, und keiner ſtoͤſſet an den andern, ob ſie gleich in einer fluͤßi- gen Materie ſchwimmen. Solche Pro- ben einer unbegreiflichen Weisheit ſind in kleinen

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/344>, abgerufen am 25.11.2024.