aus dem obigen auch folgenden Schluß zusammen lesen:
Wer einen Stoff zu einem voll- kommenen Dinge schaffet, der doch zu seiner Vollkommenheit nicht gelanget, der muß nicht allwissend seyn.
GOtt aber hat mancherley Stoff zu allerhand vollkommenen Dingen gemacht, der doch in der ersten Auswickelung wie- der vernichtet wird; Derowe- gen ist GOtt nicht allwissend.
Man beweise auch hier den ersten Satz. Man nehme an, es wäre nicht möglich, daß der Stoff zu A. und B. zugleich zu sei- ner Vollkommenheit gelangte. Wenn indessen B. seine Vollkommenheit erreichen sollte, so müste A. doch da seyn und in sei- ner ersten Auswickelung vernichtet wer- den, anders könnte B. zu seiner gehörigen Vollkommenheit nicht gedeihen. Stritte es alsdenn mit einer Allwissenheit, die B. zur Vollkommenheit bringen wollte, daß sie den Stoff zu A. auch machte, und sel- bigen bey seiner ersten Auswickelung wie- derum um des B. willen verfallen liesse?
Jch
aus dem obigen auch folgenden Schluß zuſammen leſen:
Wer einen Stoff zu einem voll- kommenen Dinge ſchaffet, der doch zu ſeiner Vollkommenheit nicht gelanget, der muß nicht allwiſſend ſeyn.
GOtt aber hat mancherley Stoff zu allerhand vollkommenen Dingen gemacht, der doch in der erſten Auswickelung wie- der vernichtet wird; Derowe- gen iſt GOtt nicht allwiſſend.
Man beweiſe auch hier den erſten Satz. Man nehme an, es waͤre nicht moͤglich, daß der Stoff zu A. und B. zugleich zu ſei- ner Vollkommenheit gelangte. Wenn indeſſen B. ſeine Vollkommenheit erreichen ſollte, ſo muͤſte A. doch da ſeyn und in ſei- ner erſten Auswickelung vernichtet wer- den, anders koͤnnte B. zu ſeiner gehoͤrigen Vollkommenheit nicht gedeihen. Stritte es alsdenn mit einer Allwiſſenheit, die B. zur Vollkommenheit bringen wollte, daß ſie den Stoff zu A. auch machte, und ſel- bigen bey ſeiner erſten Auswickelung wie- derum um des B. willen verfallen lieſſe?
Jch
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aus dem obigen auch folgenden Schluß
zuſammen leſen:
Wer einen Stoff zu einem voll-
kommenen Dinge ſchaffet, der
doch zu ſeiner Vollkommenheit
nicht gelanget, der muß nicht
allwiſſend ſeyn.
GOtt aber hat mancherley Stoff
zu allerhand vollkommenen
Dingen gemacht, der doch in
der erſten Auswickelung wie-
der vernichtet wird; Derowe-
gen iſt GOtt nicht allwiſſend.
Man beweiſe auch hier den erſten Satz.
Man nehme an, es waͤre nicht moͤglich,
daß der Stoff zu A. und B. zugleich zu ſei-
ner Vollkommenheit gelangte. Wenn
indeſſen B. ſeine Vollkommenheit erreichen
ſollte, ſo muͤſte A. doch da ſeyn und in ſei-
ner erſten Auswickelung vernichtet wer-
den, anders koͤnnte B. zu ſeiner gehoͤrigen
Vollkommenheit nicht gedeihen. Stritte
es alsdenn mit einer Allwiſſenheit, die B.
zur Vollkommenheit bringen wollte, daß
ſie den Stoff zu A. auch machte, und ſel-
bigen bey ſeiner erſten Auswickelung wie-
derum um des B. willen verfallen lieſſe?
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/305>, abgerufen am 24.11.2024.
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