Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.bey dieser Sache also reden, als wenn bey den göttlichen Einrichtungen ein blinder Zufall statt fände, und als wenn GOtt es eben so machte, wie der Ackermann, der Saamen auswirft, ohne zu wissen, welches Korn bekommen, und Frucht tragen werde. Diejenigen aber, so an der Allwissenheit GOttes zweifeln, meinen in diesen Thier- chen einen unumstößlichen Grund für ih- re Meinung gefunden zu haben. Sie sa- gen, wüste GOtt alles vorher, und kennte das Thierchen, welches ein Ovulum ova- rii erreichen würde, so würde er derselben nicht eine so unzählbare Menge in einem eintzigen Tropfen hervorbringen, damit nur etwa ein einiges, desto gewisser zu seiner Vollkommenheit gelangete, die übrigen aber sämmtlich und zwar bey vielen Millio- nen umkämen. Ein Allwissender kennte das Pünctgen von dem Subtilsten des Se- minis masculini, welches aus der Mutter durch die Fallopischen Röhren an den Eyer- Stock dringen, und ein geschicktes Ey be- rühren würde, und in dieses Pünctgen wür- de er nur den Stoff zu einem lebendigen Geschöpf legen, und nicht so viele Thier- chen vergeblich hervorbringen, und in der ersten
bey dieſer Sache alſo reden, als wenn bey den goͤttlichen Einrichtungen ein blinder Zufall ſtatt faͤnde, und als wenn GOtt es eben ſo machte, wie der Ackermann, der Saamen auswirft, ohne zu wiſſen, welches Korn bekommen, und Frucht tragen werde. Diejenigen aber, ſo an der Allwiſſenheit GOttes zweifeln, meinen in dieſen Thier- chen einen unumſtoͤßlichen Grund fuͤr ih- re Meinung gefunden zu haben. Sie ſa- gen, wuͤſte GOtt alles vorher, und kennte das Thierchen, welches ein Ovulum ova- rii erreichen wuͤrde, ſo wuͤrde er derſelben nicht eine ſo unzaͤhlbare Menge in einem eintzigen Tropfen hervorbringen, damit nur etwa ein einiges, deſto gewiſſer zu ſeiner Vollkommenheit gelangete, die uͤbrigen aber ſaͤmmtlich und zwar bey vielen Millio- nen umkaͤmen. Ein Allwiſſender kennte das Puͤnctgen von dem Subtilſten des Se- minis maſculini, welches aus der Mutter durch die Fallopiſchen Roͤhren an den Eyer- Stock dringen, und ein geſchicktes Ey be- ruͤhren wuͤrde, und in dieſes Puͤnctgen wuͤr- de er nur den Stoff zu einem lebendigen Geſchoͤpf legen, und nicht ſo viele Thier- chen vergeblich hervorbringen, und in der erſten
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0298" n="280"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> bey dieſer Sache alſo reden, als wenn bey<lb/> den goͤttlichen Einrichtungen ein blinder<lb/> Zufall ſtatt faͤnde, und als wenn GOtt es<lb/> eben ſo machte, wie der Ackermann, der<lb/> Saamen auswirft, ohne zu wiſſen, welches<lb/> Korn bekommen, und Frucht tragen werde.<lb/> Diejenigen aber, ſo an der Allwiſſenheit<lb/> GOttes zweifeln, meinen in dieſen Thier-<lb/> chen einen unumſtoͤßlichen Grund fuͤr ih-<lb/> re Meinung gefunden zu haben. Sie ſa-<lb/> gen, wuͤſte GOtt alles vorher, und kennte<lb/> das Thierchen, welches ein <hi rendition="#aq">Ovulum ova-<lb/> rii</hi> erreichen wuͤrde, ſo wuͤrde er derſelben<lb/> nicht eine ſo unzaͤhlbare Menge in einem<lb/> eintzigen Tropfen hervorbringen, damit nur<lb/> etwa ein einiges, deſto gewiſſer zu ſeiner<lb/> Vollkommenheit gelangete, die uͤbrigen<lb/> aber ſaͤmmtlich und zwar bey vielen Millio-<lb/> nen umkaͤmen. Ein Allwiſſender kennte<lb/> das Puͤnctgen von dem Subtilſten des <hi rendition="#aq">Se-<lb/> minis maſculini,</hi> welches aus der Mutter<lb/> durch die Fallopiſchen Roͤhren an den Eyer-<lb/> Stock dringen, und ein geſchicktes Ey be-<lb/> ruͤhren wuͤrde, und in dieſes Puͤnctgen wuͤr-<lb/> de er nur den Stoff zu einem lebendigen<lb/> Geſchoͤpf legen, und nicht ſo viele Thier-<lb/> chen vergeblich hervorbringen, und in der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">erſten</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [280/0298]
bey dieſer Sache alſo reden, als wenn bey
den goͤttlichen Einrichtungen ein blinder
Zufall ſtatt faͤnde, und als wenn GOtt es
eben ſo machte, wie der Ackermann, der
Saamen auswirft, ohne zu wiſſen, welches
Korn bekommen, und Frucht tragen werde.
Diejenigen aber, ſo an der Allwiſſenheit
GOttes zweifeln, meinen in dieſen Thier-
chen einen unumſtoͤßlichen Grund fuͤr ih-
re Meinung gefunden zu haben. Sie ſa-
gen, wuͤſte GOtt alles vorher, und kennte
das Thierchen, welches ein Ovulum ova-
rii erreichen wuͤrde, ſo wuͤrde er derſelben
nicht eine ſo unzaͤhlbare Menge in einem
eintzigen Tropfen hervorbringen, damit nur
etwa ein einiges, deſto gewiſſer zu ſeiner
Vollkommenheit gelangete, die uͤbrigen
aber ſaͤmmtlich und zwar bey vielen Millio-
nen umkaͤmen. Ein Allwiſſender kennte
das Puͤnctgen von dem Subtilſten des Se-
minis maſculini, welches aus der Mutter
durch die Fallopiſchen Roͤhren an den Eyer-
Stock dringen, und ein geſchicktes Ey be-
ruͤhren wuͤrde, und in dieſes Puͤnctgen wuͤr-
de er nur den Stoff zu einem lebendigen
Geſchoͤpf legen, und nicht ſo viele Thier-
chen vergeblich hervorbringen, und in der
erſten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |